Von "Big Brother"-Euphorie war bei RTL II schon seit Jahren nicht mehr viel zu spüren. Der Sender machte schon länger keinen Hehl mehr daraus, dass es keinen Automatismus gebe, der eine Fortsetzung der Realityshow garantiere. In diesem Frühjahr wurde das besonders deutlich: Nie zögerte RTL II länger mit der Beauftragung einer neuen Staffel. Nie arbeitete man beim Sender auch so offen an möglichen Ersatzformaten für den Vorabend wie in der vergangenen Saison.
Und dann startete die 11. Staffel im Mai. Die Auftaktsendung gab noch Hoffnung. Doch danach lief "Big Brother" schlechter als im Vorjahr. Vereinzelt gute Tage sollten nicht täuschen: Besonders in den letzten Wochen schwächelte das Format mit enttäuschenden Reichweiten und das obwohl man sich bei RTL II durch die Programmierung im Sommerloch sogar höhere Marktanteile versprach. Aber weder die Live-Shows am Montagabend noch die täglichen Zusammenfassungen schafften in dieser Staffel jemals einen zweistelligen Marktanteil. Und während die Ausrutscher unterhalb des Senderdurchschnitts in den vergangenen Jahren rare Ausnahmen waren, so rutschte die jetzige Staffel schon mehr als 15-mal in diesen tiefroten Bereich.
Doch so tief muss es gar nicht gehen, um die Fortsetzung von "Big Brother" in Frage zu stellen. Das Realityformat ist immer noch die mit Abstand teuerste RTL II-Produktion. Die Messlatte ist hier also wie bei so vielen anderen Formaten nicht allein der Senderdurchschnitt. Akzeptabel erscheinende Marktanteile rund um die sieben oder acht Prozent in der jungen Zielgruppe sind bei "Big Brother" teuer erkauft, bei günstigeren Produktionen wie den "X-Diaries" hingegen ein Erfolg.
Die Scripted Reality von Filmpool schwächelte zwar zuletzt genauso wie die Realityshow von Endemol, doch RTL II ließ dennoch neue Folgen produzieren. Ob es auf Dauer nun die "X-Diaries" oder ein anderes Format wird: Die Chance auf eine Fortsetzung von "Big Brother" sinkt schon länger von Jahr zu Jahr und hat mit den schwachen Reichweiten dieser Staffel einen neuen Tiefpunkt erreicht. Doch woran liegt dieser Sinkflug eines Formats, das international weiter ein Quotengarant ist?