Es ist älter als die "Tagesschau" und war einst einer der ersten Zeitschriftenrenner der noch jungen Bundesrepublik. An diesem Montag feiert es seinen 60. Geburtstag: Das "Micky Maus"-Magazin. Auch wenn das Magazin inzwischen mit rund 180.000 verkauften Heften pro Woche mittlerweile weit von einstigen Millionen-Auflagen entfernt ist: Kultstatus besitzt das Comic-Heft auch heute noch. Der Plan war dabei ursprünglich ein anderer: Als die "Micky Maus" 1951 in Deutschland startete, sollte sie zunächst noch als "buntes Monatsheft" auf dem Markt etabliert werden.
Doch nicht mal fünf Jahre später wurde die Zeitschrift auf 14-tägliches Erscheinen umgestellt - zugleich ging damit auch ein redaktioneller Teil im Heftinneren einher, der sich bis heute gehalten hat, wenn auch natürlich in modernerer Form. Seit 1957 erscheint die "Micky Maus" übrigens wöchentlich und ist somit ein wahrer Dauerbrenner an den deutschen Kiosken. Als erste deutsche Zeitschrift, die vollständig in Farbe gedruckt war, kostete die "Micky Maus" anfangs noch 75 Pfenning. Vom Kult, den die Zeitschrift heute hat, war damals natürlich noch wenig zu spüren.
Im Gegenteil: In ihren Anfängen sollten die bunten Bildgeschichten sogar gerichtlich verboten werden. Kritiker sahen die Comics als "Schundhefte" an, die die Leser zu verrohten Analphabeten machen würden. "Die Verblödung, zu der die Comics führen durch ihr Stottern und Lallen, verschließt das Tor zum Sprechen und Denken", ließ der Jugendschrifenausschuss in den 50er Jahren mitteilen. Und nicht nur das: Von einer "Befriedigung einer ungezügelten Phantasie" war damals die Rede. Das Fazit: "Comics erziehen zu asozialer Haltung, führen zur Gefühlsverrohung und wecken dumpfe Triebe und Instinkte."
Noch Anfang der 60er Jahre hatten es die Comichefte hierzulande bisweilen schwer. So wurden 1962 an einer bayerischen Schule im Rahmen einer Razzia 19.000 sogenannte "Schundheftchen" nach einer Untersuchung von Schulranzen konfisziert - angesichts heutiger Debatten über eine angeblich immer weiter voranschreitende Verrohung der Jugend wirkt das rückblickend nur allzu kurios. Doch erst im Laufe der Jahre entwickelte sich die "Micky Maus" zu dem, was sie heute ist: Nach einem Jahrzehnt der Bastelbögen in den 70ern, folgten seit den 1980ern die sogenannten "Extras", die der Zeitschrift bis heute beiliegen. Das berühmt-berüchtigte Furzkissen lässt grüßen.
Doch trotz aller Veränderungen: Die Comics sind bis heute der wichtigste Bestandteil der Zeitschrift. Dass Donald Duck der Maus in Sachen Popularität schon lange den Rang abgelaufen hat, scheint die Macher nicht zu stören. Die Beliebtheit des Enterichs mag auch daran liegen, dass sich der Leser mit dem ewigen Pechvogel eher identifizieren kann als mit der Supermaus, "die immer alles weiß und alles kann", mutmaßte Peter Höpfner, Chefredakteur des Egmont Ehapa Verlages, kürzlich im "Tagesspiegel". Dass Donald-Comics stets die Aufmacher-Geschichten der "Micky Maus" sind, erscheint in diesem Zusammenhang nur allzu verständlich. Und so hat das "Maus"-Magazin wohl nicht zuletzt einer Ente seine lange Lebensdauer zu verdanken. Micky wird es verschmerzen können.