Mit der Trilogie "Dreileben" war man am Montag ziemlich mutig: Den ganzen Abend räumte Das Erste dafür frei - und das mitten in der Woche. In naher Zukunft wird es ein solches Experiment erst mal nicht mehr geben. Der Grund: Die Sommerpause ist vorbei und der kostbare Sendeplatz wird benötigt für das bunte Talk-Allerei am späten Abend. Mit diesem Dienstag startet nun also jenes Konzept, über das in den vergangenen Monaten so viel gesprochen und noch viel mehr geschrieben worden ist.

Es findet sich kaum jemand, der sich innerhalb und außerhalb der ARD bislang nicht dazu geäußert hätte. Immer wieder ging es dabei um die Frage: Sind es nicht zu viele Köche, die sich künftig im Ersten um die Suppe kümmern? Nun wird es also ernst. Mit der Rückkehr von Sandra Maischberger aus der Sommerpause muss sich nun also zeigen, ob es funktionieren kann, die Zuschauer täglich mit gut einer Stunde Palaver am späten Abend vor dem Schlafengehen vor dem Fernseher zu halten. "Ich kämpfe nicht so sehr gegen die Konkurrenz als gegen den Schlaf meiner Zuschauer", sagte ARD-Talkerin Sandra Maischberger kürzlich im Interview mit DWDL.de.

"Da muss man schon etwas aufbieten, dass die, die noch wach sind, auch bis zum Schluss dabei bleiben. Eigentlich kann man ja niemandem, der am nächsten Tag um 6 Uhr aufstehen muss, empfehlen, eine solche Sendung zu sehen, weil es einfach zu spät ist", so die Moderatorin, die sich im Talk-Reigen des Ersten durchaus als Gewinnerin sehen kann. Während Reinhold Beckmann, Frank Plasberg und Anne Will durch Günther Jauchs Sonntagabend-Einsatz neue Sendeplätze zugewiesen bekamen, darf Maischberger als einzige ihren angestammten Termin behalten. Dort ist sie immerhin nun schon seit acht Jahren vertreten.

Deutlich unbequemere Plätze erhalten Frank Plasberg und Reinhold Beckmann: Während Beckmann künftig mit seinem Talk am Donnerstagabend gegen Maybrit Illner und Markus Lanz vom ZDF antreten muss, muss sich Plasberg mit "Hart aber fair" wohl in der Regel jenen Themen widmen, die Günther Jauch am Abend zuvor noch nicht beackert hat. Auch die Suche nach Gästen dürfte nicht leichter werden: Wer die Gelegenheit hat, sonntags nach dem "Tatort" bei Jauch aufzutreten, wird wohl kaum am deutlich unprominenteren Montags-Sendeplatz interessiert sein. Diese Konstellation verspricht sicherlich spannend zu werden.

Auf Neuland muss sich nun aber auch Anne Will einstellen, die nicht nur den prominentesten Talk-Sendeplatz im deutschen Fernsehen verlor, sondern zugleich auch noch am Konzept ihrer Sendung schrauben musste. Mit bequemeren Sesseln, einem neuen Tisch und gedeckteren Tönen stellt sie sich künftig auf den späteren Sendetermin ein - inhaltlich will sie künftig zunächst einen Haupt-Gast begrüßen, der sich im weiteren Verlauf der Show Mit- und Gegenspielern stellen muss. In der ersten Sendung am Mittwoch dreht sich alles um das Thema "Wut im Bauch".

Mit Spitzenkoch Tim Raue, der einst als Mitglied einer Jugendgang von sich reden machte, möchte Will unter anderem über randalierende Jugendliche in Großbritannien und brennende Autos in Berlin sprechen. Dazu gesellen sich Rapper Sido und Ex-CSU-Chef Edmund Stoiber, der in der Vergangenheit bekanntlich eher Experte für Problembären war als für Problemjugendliche. Ob das neue Konzept aufgehen wird? Man wird es sehen. Eineinhalb bis zwei Millionen Zuschauer erhofft sich Will auf ihrem neuen Sendeplatz. Machbar ist das allemal. Vorausgesetzt, die Zuschauer werden des Talks nicht doch noch überdrüssig.