"Es ist doch nur eine Show", möchte man den Verantwortlichen des ZDF zurufen. Seit Thomas Gottschalk zu Jahresbeginn ankündigte, die Moderation von "Wetten, dass..?" abgeben zu wollen, ist die Kapitäns-Stelle auf dem großen Samstagabend-Dampfer nach wie vor vakant. Erst sagte Hape Kerkeling nichts, dann sagte er ab. Und andere sagten sogar ab, obwohl sie gar nicht gefragt wurden. Fast genau ein Jahr nach dem schrecklichen Unfall von Samuel Koch ist die Zukunft der Wett-Show nach wie vor unklar. Dass es das ZDF seither immer noch nicht geschafft hat, einen neuen Präsentator für seine Sendung zu gewinnen, wirkt angesichts der langen Bedenkzeit reichlich kurios.

Dass die Entscheidung noch in diesem Jahr fallen wird, gilt als unwahrscheinlich. Und doch zeigt die Debatte um die Gottschalk-Nachfolge vor allem eines: Offenkundig mangelt es in Deutschland an namhaften Moderatoren, die dazu in der Lage wären, die nach wie vor populärste Show des Landes zu übernehmen. Hat Thomas Gottschalk dem Format zu sehr seinen Stempel aufgedrückt? Mag sein. Und doch wird eines häufig vergessen: Als Gottschalk im September 1987 die Nachfolge des biederen Frank Elstner antrat, gab es mindestens ebenso viele Zweifler, ob Gottschalk denn der Richtige sei. Gottschalk selbst hatte zuvor übrigens sogar mal ausgeschlossen, eine Sendung am Samstagabend zu moderieren.

"Der Samstagabend ist für mich passé. Um 20:15 Uhr wird's ernst. Da bin ich ungern, weil ich dann der ganzen Nation dienen muss", sagte Gottschalk einst - und tat dies dann doch fast ein Vierteljahrhundert lang. Das "Risiko Gottschalk", so der Moderator vor seiner "Wetten, dass..?"-Premiere sei auf dem Lerchenberg bekannt. Als "zu laut" befand ihn der damals schon in Rente befindliche "Tagesschau"-Sprecher Karl-Heinz Köpcke - Gottschalk empfahl ihm daraufhin, das Hörgerät leiser zu stellen. Diese Schlagfertigkeit hat Thomas Gottschalk bis heute nicht verloren. Dass die Kritiker mit der Zeit lauter wurden, ist verständlich - und doch mit einem Wort erklärbar: Routine.

In fast 25 Jahren "Wetten, dass..?" gibt es fast nichts, das er nicht miterlebt und fast niemanden, der nicht schon auf seinem berühmten Show-Sofa gesessen hätte. In bislang 150 Sendungen ist Gottschalk das gelungen, was heute nur noch wenige zustande bringen: Die ganze Familie zu unterhalten. Seine Kritiker haben das freilich nicht immer so gesehen, haben über seine vermeintlichen Altherrenwitze gelästert und darüber, dass "Wetten, dass..?" inzwischen zu einer Werbeshow verkommen sei, in der die Wetten nicht mehr zählten. Thomas Gottschalk hat seine Kritiker wohl auch deshalb nie verstanden, weil er einfach nur Spaß machen wollte. Getreu dem Motto: Es ist doch nur Fernsehen.