Es war eine Castingshow-Woche für uns. Vox zeigte vorab die erste Folge der neuen "X Factor"-Staffel, die am Samstag in einer Woche bei RTL zusätzliche Zuschauer für die Vox-Show gewinnen soll. Und in Berlin produzierten ProSiebenSat.1 und Schwartzkopff TV in den vergangenen Tagen die neuen Blind Auditions für die zweite Staffel von "The Voice of Germany", die im Oktober startet. Beide Formate gelten als die seriöseren Vertreter des Castingshow-Genres. Fernsehen ohne Fremdschäm-Faktor.

Ihnen steht das bis zuletzt zur Freakshow mutierte "Supertalent" und das zur Gameshow um 15 Minuten Ruhm umfunktionierte "Deutschland sucht den Superstar" mit den 500.000 Euro Preisgeld gegenüber. Auch diese Formate will RTL jetzt überarbeiten. Beim "Supertalent" haben erste Beobachter der Jury-Castings schon Zweifel angemeldet und zum genauen "DSDS"-Konzept schweigt RTL noch. Doch auch wenn an den beiden RTL-Shows gearbeitet werden soll: Sie haben immer noch Dieter Bohlen. Oder anders formuliert: Sie haben keine richtige Jury. Denn wie unterhaltsam und sinnvoll sich gut ergänzende Juroren sein können, beweisen in den kommenden Wochen und Monaten "X Factor" und "The Voice".

Bei "The Voice" hat sich die Besetzung nicht geändert. Das zeugt von Zufriedenheit des Senders und Produzenten auf der einen und der Juroren selbst auf der anderen Seite. Die Spielfreude untereinander hat die Jury auch in der zweiten Staffel nicht verloren. Bei "X Factor" hingegen wurde die Jury nicht nur neu besetzt, sondern auch noch um eine Person erweitert. Neben Sarah Connor sind diesmal H.P. Baxxter von Scooter, Sandra Nasic von den Guano Apes und Moses Pelham dabei. Das musikalische Spektrum ist damit noch größer als bei "The Voice". Und die erste Sendung von "X Factor" zeigt: Die neue Jury harmoniert, auch wenn sich Sarah Connor und Sandra Nasic schon mal böse Blick zuwerfen.

Doch nicht nur die Jury hat sich bei "X Factor" geändert. Die Vox-Castingshow wurde rundum erneuert. Der Grund dafür ist einfach und wird bei Vox klar benannt. "Wir sind in der zweiten Staffel einigen Versuchungen erlegen", heißt es da im Sender. Alles sollte größer, teurer und damit irgendwie automatisch auch noch toller sein als bei der damals von Kritikern bejubelten ersten Staffel. Es folgte der Fluch der hohen Erwartungen. Wenn man kein Glück hat, kommt auch noch Pech dazu, heißt es so schön. Und so war es auch: Nicht nur, dass die zweite Staffel der Vox-Castingshow eigene Schwächen hatte - "The Voice of Germany" überholte "X Factor" dann auch beim Anspruch und dem seriösen Auftritt mal eben von rechts.

Doch ein Jahr später werden die Karten neu gemischt. Den Fluch der hohen Erwartungen muss jetzt die ProSiebenSat.1-Castingshow von Schwartzkopff TV fürchten. Nicht dass es akuten Anlass zur Sorge gäbe, aber schwierig wird es. Beinahe unverändert geht es ab Oktober wieder gemeinschaftlich bei Sat.1 und ProSieben in die zweite Staffel. Und mit den Blind Auditions spielt "The Voice" seinen Trumpf ja schon in der Castingphase aus. Vor einem Jahr sah "X Factor" dagegen alt aus. Doch was ab dem 25. August zu sehen ist, ist ein völlig neues "X Factor". Anders erzählt, anders in Szene gesetzt. Und statt Schnipsel-TV gibt es nachvollziehbare Mitschnitte der Casting-Events.