"log in" ist unwirtschaftlich - und soll trotzdem ins ZDF-Hauptprogramm

Dass sich ZDFinfo durchaus an ein jüngeres Publikum wendet, zeigt eines der Aushängeschilder des Senders: "log in". Schon vor der vieldiskutierten "Rundshow" hat man beim ZDF damit experimentiert, wie man das Web, Twitter & Co. in eine Sendung integrieren könnte und diesen crossmedialen Talk erschaffen, der übrigens schon 2010 startete, also noch deutlich vor dem ZDFinfo-Relaunch. Für Furore sorgte "log in" im Vorfeld der NRW-Wahl, als Norbert Röttgen den bemerkenswerten Satz fallen ließ, dass "bedauerlicherweise (...) nicht allein die CDU, sondern die Wähler" darüber entscheiden würden, wer Ministerpräsident werde. Dass die Sendung eine solche Schlagzeile produzierte, habe "log in" und auch ZDFinfo auch innerhalb des ZDF zu mehr Ansehen verholfen, so Chefredakteur Frey. Doch er muss auch einräumen: "log in" ist vor allem etwas, das man sich fürs Image leistet. Die Quoten sind mit zuletzt 40.000 Zuschauern und 0,2 Prozent Marktanteil bei Jung und Alt dürftig, wiederholen lassen sich die Sendungen anders als Dokus auch nicht, kurzum: "log in" ist kein wirtschaftliches Projekt für ZDFinfo. Und doch sagt Chefredakteur Peter Frey: "'log in' könnten wir sofort im Hauptprogramm zeigen." Zwar nicht dauerhaft, aber zu speziellen Ereignissen, wenn das ZDF ohnehin in langen Livestrecken berichte. Im Grunde warte man beim ZDF derzeit nur auf ein solches Ereignis - es scheint also nur noch eine Frage der Zeit, bis "log in" zumindest punktuell im ZDF-Hauptprogramm auftaucht.

 

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Norbert Röttgens Fauxpas vor der Wahl in NRW: „Bedauerlicherweise entscheiden die Wähler“ - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/politik/deutschland/norbert-roettgens-fauxpas-vor-der-wahl-in-nrw-bedauerlicherweise-entscheiden-die-waehler_aid_750076.html

Die ZDFinfo-Primetime beginnt erst um 22:30 Uhr

Im Programm von ZDFinfo findet sich "log in" seit dem Ende der Sommerpause nun übrigens nicht mehr um 21 Uhr, sondern erst um 22:30 Uhr wieder. Eine Herabstufung? Mitnichten, betont ZDFinfo-Chef Robert Bachem. Denn kleine Kanäle wie ZDFinfo haben vor allem am Vorabend und um 20:15 Uhr ein Problem, wenn die großen Sender ihre Highlights zeigen. Die eigentliche "Primetime" für ZDFinfo beginne hingegen erst nach 22:30 Uhr, wenn die Zuschauer langsam zu den hinteren Kanälen weiterzappen. Tatsächlich erreichten die ersten "log in"-Folgen auf dem späteren Sendeplatz mehr Zuschauer als die letzen Ausgaben vor der Pause. Und auch noch später am Abend kann ZDFinfo punkten. Die Sendepätze vor und nach der "heute-journal"-Wiederholungen werden gar als "Sahneplätze" gehandelt, so ZDFinfo-Chef Robert Bachem.

ZDFinfo hat ein Frauenproblem

ZDFinfo ist ein Männersender. Grob gesagt: Auf zwei männliche Zuschauer kommt gerade mal eine Frau. Das ist ungewöhnlich, da der überwiegende Teil der TV-Landschaft eher an Männermangel leidet. Als einen Schuldigen hat man den Sendernamen ausgemacht: Wenn irgendwo "Info" drauf steht, dann werde das von Frauen erstmal gemieden - und das sei kein Vorurteil, sondern Ergebnis der Marktforschung, heißt es vom ZDF. Ein erneuter Wechsel des Sendernamens stehe trotzdem nicht auf der Agenda. Vielmeher wolle man versuchen, den "Info-Begriff neu aufzuladen", so Robert Bachem. Darin liegt wohl derzeit die größte Wachstumschance für ZDFinfo.

ZDFinfo will nicht elitär sein

"Wir nehmen jeden, der kommt", umreißt ZDF-Chefredakteur Peter Frey die anvisierte Zielgruppe, die man mit ZDFinfo ansprechen will. Natürlich habe man ein relativ gut gebildetes Publikum. Doch er betont: "ZDFinfo versteht sich nicht elitär." Vielmehr gebe es unabhängig vom formalen Bildungsgrad Interesse an guten Dokumentationen. Und die wolle man auch alle bedienen.

Dank sei Knopp: Zeitgeschichte ist gefragt

Bei ZDFinfo dürfte man heilfroh sein, dass es Guido Knopp gibt. Besonders gefragt seien im Programm von ZDFinfo stets Dokumentationen aus dem Bereich Zeitgeschichte, dem Knopp im ZDF seit vielen Jahren ein Gesicht gibt. "History" läuft bei ZDFinfo rauf und runter - und das mit überdurchschnittlichen Quoten. Auch nach Knopps anstehendem Abgang wird es viel Fläche für zeitgeschichtliche Themen bei ZDFinfo geben. Darin sieht Peter Frey auch eine Chance für Knopps Nachfolger: ZDFinfo werde ihm Platz geben, sich zu erproben, so Frey. Wer die Nachfolge antreten wird, wollte Frey allerdings noch nicht sagen. Er verweist aber darauf, dass die Dokus schon immer von einem ganzen Team erstellt wurden - und dass es in Reihe 2 mehrere gute Leute gebe, die sich als Nachfolger eignen. Klingt also ganz nach einer internen Lösung.

ZDFinfo muss sparen und hat keine Ewigkeitsgarantie

Nachdem das ZDF über Jahre hinweg nicht wie versprochen Stellen abgebaut, sondern entgegen der Beteuerungen sogar noch zusätzliche Leute eingestellt hat, gibt es nun strikte Auflagen der KEF. Im Zuge der Sparmaßnahmen wird auf dem Lerchenberg bereits der Schwestersender zdf.kultur in Frage gestellt. ZDFinfo hingegen dürfte erstmal überleben, auch wenn Chefredakteur Peter Frey einräumt, dass man sich natürlich schon fragen müsse, was man sich noch leisten kann: "ZDFinfo hat keine Ewigkeitsgarantie". Aber bis zum Ende der Gebührenperiode habe man einen Auftrag, diesen Sender zu betreiben - und das werde man auch tun. Gleichwohl gingen die Sparmaßnahmen auch an ZDFinfo nicht spurlos vorüber. Das zeige sich auch im Programm, wo man sich beispielsweise statt fünf "WISO Plus"-Sendungen pro Woche eben nur noch zwei leisten könne.