ZDFinfo hat seinen Marktanteil bei Jüngeren verfünffacht

Gestartet ist der ZDFinfokanal schon am 27. August 1997. Doch er lief viele Jahre fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Auch 14 Jahre nach seinem Start lag der Marktanteil bei homöopathischen 0,1 Prozent. Daran hat sich mit dem Relaunch und Neustart am 5. September 2011 spürbar etwas geändert. Über das gesamte bisherige Jahr gesehen liegt der Sender bei einem Marktanteil von 0,4 Prozent beim Gesamtpublikum und 0,5 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen - eine Verfünffachung. Und der Trend zeigt weiter nach oben: Im Juli und August wurden bei den Jüngeren 0,6 Prozent Marktanteil erzielt - trotz Olympia. Das sind zunächst mal natürlich noch immer überschaubare Werte, doch die Entwicklung ist durchaus beachtlich. Laut ZDF-Chefredakteur Peter Frey liegt das zudem weit über den anfänglichen Erwartungen. Er wäre auch schon mit einer Verdoppelung der Marktanteile zufrieden gewesen, sagte er kürzlich in Köln. Bei der Zielvorgabe für die nächste Zeit gibt er sich bescheiden: "Marktanteil halten".

ZDFinfo arrangiert vor allem Wiederholungen neu

"Das ZDF ist ein Content-Gigant. Es wäre schade, dass den Zuschauern nicht auf unterschiedlichsten Wegen zukommen zu lassen", sagt Peter Frey. Und so bemüht sich ZDFinfo, diese Inhalte nochmal an den Mann zu bringen: 80 Prozent des ZDFinfo-Programms bestehen aus Material, das genauso oder in kürzerer Form schon im ZDF, auf Phoenix oder arte gelaufen ist. Und wo liegt nun die Leistung von ZDFinfo? Die vorhandenen Dokus zusammenzusuchen und zu Themenblöcken zu arrangieren. Kurz: Die Programmplanung.

Quote machen lange Themen-Strecken statt kurze Formate

Themen, Themen, Themen - das ist das Lieblingsthema von ZDFinfo-Chef Robert Bachem. Dahinter liegt die Erkenntnis, dass es sich für einen kleinen Sender wie ZDFinfo nicht lohnt, in festen Sendeplätzen für starre Formate zu denken. Vielmehr lohnt es sich, teils ganz unterschiedlichen Formate, die sich aber dem gleichen Thema in unterschiedlicher Form widmen, zu gruppieren. Die Erkenntnis, die man beim ZDF im ersten Jahr ZDFinfo gewonnen hat: Der Sender wird nicht gezielt eingeschaltet. Die Chance liegt darin, dass Zuschauer beim Drüberzappen hängen bleiben. Wenn dann ein Thema über längere Zeit behandelt wird, dann bleiben die Zuschauer auch dran. Kurze Formate leistet sich ZDFinfo daher nur noch wenige.

TV-Zeitschriften? Vergessen Sie's!

Die Erkenntnis, dass ZDFinfo nur selten gezielt eingeschaltet wird, macht auch die Entscheidung leichter, auf den Abdruck des richtigen Programms in den Programmzeitschriften zu pfeifen. "TV-Zeitschriften können Sie relativ vergessen", sagt ZDFinfo-Chef Robert Bachem. Der Sender lerne schnell, was funktioniert und was nicht und programmiert daher auch gerne und schnell um. Auch wenn ZDFinfo keine tagesaktuellen Dokus zeige: Es gehe schon darum, Themen, die gerade aktuell sind, aufzugreifen. Wenn der Roboter Curiosity auf dem Mars landet, dann laufen Themen zu Planeten oder dem Weltall gut. Diese Themen zu finden, die gerade "auf der Straße liegen", ist die Herausforderung.

ZDFinfo hilft dem Hauptprogramm, schneller zu reagieren

Es geht bei ZDFinfo nicht nur darum, alten Dokus zu neuen Zuschauern zu verhelfen oder auf schon geschehene Ereignisse zu reagieren, sondern auch, sich auf mögliche künftige Ereignisse vorzubereiten. Wie das im Idealfall funktionieren kann, zeigte etwa das Beispiel Christian Wulff zu Jahresbeginn. Als Wulff seinen Hut nahm, konnte das ZDF am selben Abend auf eine bereits weitgehend fertige Dokumentation über den Verlauf der Affäre zurückgreifen, weil ZDFinfo im Laufe der Zeit eine umfangreiche Chronologie der Ereignisse erstellt hatte. Auch außenpolitische Themen können bei ZDFinfo kontinuierlich beackert werden - und wenn eine Krise akut wird, schnell ins Hauptprogramm gehievt werden. Für das ZDF selbst könnte man solche Dokus immer erst beauftragen, wenn es einen Sendeplatz gäbe. Für den sorgt vereinfacht gesagt ZDFinfo. 

ZDFinfo ist jünger als ZDFneo

ZDFneo ist erklärtermaßen der ZDF-Ableger, mit dem man ein jüngeres Publikum erreichen will. Angesichts dessen erstaunt es auf den ersten Blick schon, dass der Altersschnitt des ZDFinfo-Publikums niedriger ist als bei ZDFneo. Der Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen liegt mit aktuell 0,6 Prozent übrigens gleich hoch - obwohl ZDFneo rund doppelt so viel Geld zur Verfügung steht. Das zeigt zudem: Auch im Hauptprogramm ist es gerade mit Blick auf die Verjüngung nicht dienlich, Info-Programme an den Rand zu drängen. Es sind andere Sendungen, die den Altersschnitt der öffentlich-rechtlichen Sender nach oben treiben.

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