In der Regel ist es billiger Werbesprech, wenn davon gesprochen wird, dass sich eine Marke über die Jahre gewandelt hat ohne ihren Kern verloren zu haben. Im Falle der Berliner Produktionsfirma Kobalt Productions, die an diesem Freitag mit Mitarbeitern, Weggefährten und Geschäftspartnern in Berlin ihren 15.Geburtstag feiert, stimmt das jedoch, auch wenn es nicht ganz freiwillig geschah. Einst war "Polylux" zwölf Jahre lang das Aushängeschild, doch mit dem Ende des Zeitgeist-Magazins vor fünf Jahren wagte man den Ausbau des bereits parallel aufgebauten Bereichs der Kultur-Berichterstattung.

 

Eine Aufgabe von Kobalt Productions kam für Tita von Hardenberg damals nicht in Frage. "Wir mussten und wollten uns selbst und allen anderen beweisen, dass wir nicht nur 'Polylux' können", so die Produzentin im Gespräch mit DWDL.de. Das Team um sie und Geschäftsführer-Kollegen Stefan Mathieu produziert heute mehr Kultursendungen in Deutschland als jeder andere TV-Produzent. "Metropolis", "zdf.kulturpalast", "Kulturkrieger", "Bauer sucht Kultur", "Tracks", "Berlin live" und "Introducing" sind nur einige der Produktionen für ARD, ZDF und Arte.

Von einer Initialzündung sprechen Tita von Hardenberg und ihr Partner Stefan Mathieu heute, wenn sie heute an das Aus von "Polylux" denken. Dass sie selbst nicht mehr als Moderatorin vor der Kamera steht, stört von Hardenberg nicht: "Ich habe erst nachher gemerkt, wie viel Gedankenkraft und Energie es bindet, wenn man jede Woche im Studio steht. Man liest ja eben nicht nur Texte ab, sondern stellt seinen Namen, sein Gesicht, seine ganze Persönlichkeit in den Dienst der Sendung. Das kann auf die Dauer ganz schön viel Kraft kosten. Deswegen vermisse ich das regelmäßige Moderieren nicht".

Hin und iweder, bei Sondersendungen von "Metropolis" moderiert sie noch selbst. "Aber schwerer wiegt für mich die Erkenntnis, wie viel mehr man hinter den Kulissen bewegen kann, wenn man nicht dauernd im Feld ist", sagt von Hardenberg. Man spürt den Stolz die Firma unabhängig gemacht zu haben von einer einzelnen Produktion. Und das in einem schwierigen Markt. Man setze schließlich auf "ein Genre, um das die meisten Konkurrenten einen weiten Bogen machen, weil es weit geringere Margen abwirft." Die Öffnung der Öffentlich-Rechtlichen hin zu einem weiter gefassten Kulturbegriff kommt Kobalt sehr entgegen.

"ZDF Kultur ist da sicher ein Vorreiter. Die Trennung zwischen E- und U-Kultur ist passé, Netzkultur wird ernst genommen, Pop gilt als Kulturgut", freut sich von Hardenberg und spricht zum 15. Geburtstag ihrer Firma gar von "paradiesischen Zustände für Kobalt." Nur in einem Punkt hat sie wenig Hoffnung: Dass sich die Privatsender intensiver mit dem Thema Kultur befassen. "Wir haben bei unseren Vorstößen in dieses Feld bei VOX & Co herzliche Lacherfolge geerntet. Kultur ist nun mal kein Quotengarant, um es vorsichtig auszudrücken."

Bei "Polylux" haben Themen und die Moderation von Tita von Hardenberg das Publikum oft gespalten. Im Alter von inzwischen 15 Jahren hat Kobalt jedoch die vielleicht manchmal grellen Buntstifte hinter sich gelassen und zeichnet Kulturberichterstattung in allen Facetten längst feiner. Dass sich eine unabhängige Produktionsfirma in ausgerechnet diesem Genre gerade in den schwersten Fernsehjahren erfolgreich halten konnte, ist eine erfreuliche Nachricht aus der Branche. Und eine Steilvorlage für die Geburtstagsfeier im Soho House. Wo sonst.