Rola Bauer kann man überall treffen. Gerade erst hat sie in München den Bayerischen Fernsehpreis für „Die Tore der Welt“ erhalten. Doch auch bei den Primetime Emmys in Los Angeles läuft sie über den roten Teppich. Auch dort haben wir sie schon interviewt. Und wenn nicht bei Preisverleihungen, dann ist sie beim Dreh oder am runden Tisch mit neuen Partnern - irgendwo auf dieser Welt. Bauer ist unter den deutschen TV-Produzentinnen die Fachfrau für internationale Koproduktionen. „Tandem hat sein Businessmodell von Beginn an auf internationalen Koproduktionen aufgebaut. Wir sehen das Potenzial darin, unseren Partnern große Prime Time Eventprogramme anbieten zu können, die sie ähnlich wie nationale Produktionen programmieren können, aber mit nur einem Bruchteil des finanziellen Risikos“, erklärt Bauer. 



Die von ihr 1999 mitgegründete Produktionsfirma Tandem Communications war stets gut beschäftigt und doch gab es Lernphasen und nicht nur Hochglanz. Aber Tandem Communications hat sich durchgebissen - wesentlich dank Rola Bauer, die das Geschäft zuvor auch schon als ProSieben-Verantwortliche für Koproduktionen und im Pariser Büro von Alliance International Television kennengelernt hat. Sie als beruflich sehr umtriebig zu bezeichnen, wäre vielleicht noch untertrieben. Was dabei jedoch sehr angenehm ist: Anders als mancher männliche Kollege, der gerne über sich und seinen Erfolg liest, agiert Rola Bauer eher im Stillen. Nicht oft liest man von ihr, auch wenn in den letzten Jahren so manches von ihr zu sehen gab. „Die Säulen der Erde“ und „Die Tore der Welt“ liefen bei Sat.1 bekanntlich sehr stark und waren auch international erfolgreich.

Die beiden Produktionen waren ein zweiter internationaler Durchbruch. „Ihr ist es gelungen, das Vertrauen von Bestseller-Autor Ken Follett und damit die Rechte an dem Roman zu erwerben und sie hat die Drehbücher zusammen mit Ridley Scotts Firma Scott Free zur Produktionsreife gebracht. Sie hat Fernsehpartner in Frankreich, Spanien, England und Deutschland frühzeitig als Partner gewonnen und war ausführende Produzentin dieser in Ungarn, der Slowakei und Österreich gedrehten internationalen Großproduktion, die im nationalen und insbesondere auch im internationalen TV-Markt ein Erfolg wurde“, sagt auch die Jury des Bayerischen Fernsehpreises zur Ehrung Bauers, die das Preisgeld von 10.000 Euro übrgens der Abteilung III – Kino- und Fernsehfilm der Hochschule für Film und Fernsehen in München spenden will.

„Ich möchte damit jungen Regisseuren ermöglichen, bei internationalen Produktionen  praktische Erfahrungen zu sammeln - in der Hoffnung, dass sie ihre Visionen in den internationalen Markt einbringen werden“, erzählt Bauer noch am Freitagabend. Wie es beruflich weitergeht? Natürlich mit dem erfolgreich besetzten Genre. „Derzeit ist ein größeres historisches Thema in der Planung, aber wir setzen auch auf andere Stoffe“, verrät Rola Bauer. „Aktuell entwickeln wir TV-Event-Mehrteiler bzw. eine Serie in den Genres Scifi-, Fantasy und Umweltkatastrophe.“ Und dann ist da noch „Crossing Lines“. „Unsere erste Primetime-Serie, was für uns schon aufregend ist“, merkt Bauer an.

„Wir haben sie gemeinsam mit einem der wohl erfolgreichsten Showrunner der Welt, nämlich Ed Bernero, entwickelt und umgesetzt.“ Es geht es um eine fiktive Spezialeinheit des Internationalen Gerichtshofs (ICC), die das Mandat erhält, grenzübergreifende Serienverbrechen aufzuklären, die Täter zur Strecke zu bringen und vor Gericht zu stellen. „Damit ist sozusagen Europa's FBI ist geboren“, sagt Bauer über ihr neues Projekt. „Nicht zuletzt konnten wir mit William Fichtner, Marc Lavoine, Gabriella Pession, Tom Wlaschiha, Genevieve O'Reilly, Richard Flood und Donald Sutherland einen herausragenden international populären Cast gewinnen.“

Internationale Koproduktionen passen einfach in die Zeit. Ein Geschäft in dem sich Tandem Communications schon seit Jahren bewegt, liegt derzeit im Trend wie nie zuvor. „Ich bin seit 1986 in diesem Geschäft tätig und ja, internationale Koproduktionen sind viel populärer geworden“, stellt Bauer fest. Egal ob mit europäischen oder sogar amerikanischen Partnern. Und sie ist optimistisch: „Dieses Modell ist stabil – auch oder gerade in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten. Dazu kommt der Vorteil, dass wir natürlich einen sehr engen Draht zu unseren Partnern weltweit haben, daher sehr schnell deren Bedürfnisse mitbekommen, entsprechend schnell auf diese reagieren und neue Stoffe entwickeln sowie produzieren können. Und genau das macht auch den kreativen Reiz internationaler Koproduktionen aus."