Es mutet schon etwas seltsam an: Mehr als eineinhalb Jahre lagen zwischen Thomas Gottschalks Ankündigung, sich von "Wetten, dass..?" zu verabschieden, und dem Einstand von Markus Lanz in der nach wie erfolgreichsten Samstagabendshow des Landes. Trotzdem scheint dieser lange Zeitraum nicht ausgereicht zu haben, um das Format sinnvoll weiterzuentwickeln. Wenn Lanz an diesem Wochenende in sein zweites Jahr als "Wetten, dass..?"-Moderator geht, dann wird nämlich vieles wieder exakt so sein wie zu Gottschalks Zeiten. Nur eben ohne Gottschalk. Gleich mehrere Neuerungen, die man beim ZDF vor einem Jahr noch groß feierte, werden nämlich wieder gestrichen.
Man wolle zurück zum klassischen "Wetten, dass..?", heißt es jetzt von Seiten des Senders. Und das sieht dann so aus: Die prominenten Wettpaten betreten nun doch nicht mehr gleichzeitig die Bühne, sondern setzen sich - so wie man es bereits im Sommer auf Mallorca machte - wieder nacheinander aufs Sofa. Den ehrenwerten Versuch, selbst hochkarätige Gäste aus Übersee den kompletten Abend über in die Show einzubinden, gibt man damit wieder auf. Abgesehen von vielen ermüdenden Schlagzeilen über die Katzenmütze von Tom Hanks brachte das der Show tatsählich nichts. Man könne den Stars aus Hollywood nicht zumuten, drei Stunden mit einem Knopf im Ohr auf dem Sofa zu sitzen, ließ Lanz jetzt ausrichten.
Erst mal abgeschafft ist auch die Lanz-Challenge, bei der der Moderator zuletzt in jeder Sendung gegen einen Kandidaten aus dem Publikum antrat. Wohl auch, weil dieser Teil der Show auf Mallorca sogar Buh-Rufe verursachte. Hier zieht man auf dem Lerchenberg allerdings die falschen Schlüsse: Nicht die Lanz-Challenge ansich war es, die bei den Zuschauern nicht ankam - verzichtbar wurde sie vor allem durch die uninspirierten Duelle, die sich die Redaktion in den zurückliegenden Monaten ausdachte. Ob der neue Redaktionsleiter Oliver Heidemann bessere Ideen hat, wird sich erst noch zeigen müssen. Bislang aber wirkt es so, als bestehen seine neuen Ideen ausschließlich darin, die neuen Ideen des vergangenen Jahres schnellstmöglich wieder abzuschaffen.
Anstatt die Lanz-Challenge mit spannenden Wettbeweben sinnvoll zu optimieren, wird sie lieber ganz gestrichen. Dabei hatte die erste Lanz-Sendung doch gezeigt, dass die Zuschauer grundsätzlich Lust haben auf den Wettkampf zwischen Moderator und Publikum. Die besten Quoten gab es nämlich genau an dieser Stelle. Selbst beim Show-Erfinder Frank Elstner kam die Challenge damals übrigens gut an. Auf die Frage, wie er die Neuerungen bei "Wetten, dass..?" empfand, gab er nach der ersten Sendung mit Lanz zu Protokoll: "Da schließe ich mich meiner Frau an, die sagte: ‘Alles was neu war, war besser as früher.'" Neu war damals auch Cindy aus Marzahn, die künftig aber ebenfalls nicht mehr mit dabei sein wird.
Redaktionsleiter Heidemann wollte sich im Vorfeld des erneuten Neustarts von "Wetten, dass..?" gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de zunächst nicht zu den Änderungen äußern. Ob das neue alte "Wetten, dass..?"-Konzept die Kritiker tatsächlich beruhigen kann, gilt es erst noch abzuwarten. Genauso wie die weitere Entwicklung der Quoten, die - so sagte es jedenfalls Unterhaltungschef Oliver Fuchs - nicht weiter abrutschen sollten. Markus Lanz selbst kündigte vor einem Jahr im Vorfeld seiner Premiere noch an, "das starre Konzept aufbrechen und überraschend sein" zu wollen. Hätte man nichts verändert, sagt Lanz heute, wäre der Vorwurf aufgekommen, "einfach den alten Stiefel weiterzumachen". Zur Sicherheit scheint man den Stiefel noch gelagert zu haben. Bitter, dass man ihn tatsächlich noch einmal benötigt.