"Wir sind fast live drauf", sagt Guido Reinhardt und wirkt dabei fast ein wenig erleichtert. Noch am Montag habe man jene Folge der "Verbotenen Liebe" fertiggestellt, die an diesem Donnerstag ausgestrahlt wurde. Das ist im Soap-Betrieb tatsächlich wenig, schließlich liegen die Folgen meist schon Wochen vor der Ausstrahlung bereit. Gewöhnlich ist in diesen Tagen bei "Verbotene Liebe" aber ohnehin nicht allzu viel. Der Dauerbrenner, der dem Tod nur ganz knapp von der Schippe gesprungen ist, befindet sich gerade im Übergang vom Daily- und auf den Wochenbetrieb. Es ist ein holpriger Wechsel, weil durch Wintersport und kurzfristige Ausfälle das ursprüngliche Ziel, die "Verbotene Liebe" in ihrer bisherigen Form noch im Januar zu einem Abschluss zu führen, nicht mehr erreicht werden kann.

Zwei eigentlich fest eingeplante Folgen konnten nicht mehr rechtzeitig auf dem bisherigen Sendeplatz um 18:00 Uhr gesendet werden, weil Jörg Pilawas "Quizduell" bereits in den Startlöchern steht. Unmöglich wurde das Unterfangen aber noch aus einem anderen Grund: Offenbar wollte die ARD nämlich mit aller Gewalt noch vor dem "Quizduell"-Start mit "In aller Freundschaft - Die jungen Ärzte" und "Unter Gaunern" zwei neue Vorabendserien starten, sodass die Möglichkeit einer Doppelprogrammierung von "Verbotene Liebe" ausschied. So kommt es also, dass die Soap schon am kommenden Freitag ihren neuen Sendeplatz am Freitag um 18:50 Uhr beziehen muss, obwohl noch gar nicht alle Daily-Folgen gezeigt wurden.

Damit der Neustart doch wie geplant am 27. Februar erfolgen kann, werden die beiden noch ausstehenden Folgen in der nächste Woche auf 50 Minuten kompromiert - sicher keine ideale Lösung. Produzent Guido Reinhardt spricht daher auch von "ganz, ganz viel Kopfzerbrechen", das die kurzfristigen Programmänderungen in den vergangenen Tagen bei den Machern der Serie auslösten. Man habe quasi eine Standleitung zur ARD gehabt, scherzt Reinhardt, der mit "Alles was zählt" derzeit noch eine weitere Soap umzupositionieren versucht.

Inhaltlich wird sich "Verbotene Liebe" in zunächst 15 Folgen auf die Geschichten rund um die Lahnsteins konzentrieren und die bürgerliche Familie Wolf außen vor lassen. Geplant ist, in den ersten vier Wochen nach der Weekly-Umstellung den Umbruch einzuleiten, ehe mit der von Stefanie Rösner verkörperter Mila von Draskow eine neue Figur Einzug hält. Die Ansicht erster Ausschnitte macht jedoch weitere Veränderungen deutlich: Deutlich dichter und vor allem düsterer als bisher kommt die "Verbotene Liebe" daher. "Die Liebe bleibt aber nicht auf der Strecke", verspricht Elke Kimmlinger, Redaktionsleiterin der Programmredaktion der WDR Mediagroup und Mitglied der Gemeinschaftsredaktion "ARD-Vorabend".

Zugleich macht sie deutlich, dass die Soap auf ihrem neuen Sendeplatz "nicht mehr so leicht dahinplätschern" könne wie bisher. Ob das zu der in der Vergangenheit häufig von ARD-Programmdirektor Volker Herres beschworenen "Temperatur des Wochenendes" passt, bleibt abzuwarten. Man spürt jedenfalls sehr deutlich, dass selbst Kimmlinger und Reinhardt nicht so recht wissen, worauf sie sich da eingelassen haben. "Wir werden im Juni sehen, ob das richtig oder falsch war", sagt der Produzent mit Blick auf den fließenden Übergang, der in den kommenden Wochen vonstatten gehen soll. Elke Kimmlinger wiederum spricht von einem "schmalen Grat", den man mit dem Neustart betrete. "Wenn man alles radikal ändert, verschreckt man die alten Fans", betont die Redaktionsleiterin. So werde es zwar einen neuen Vorspann geben, doch die altbekannte Musik der Soap, die auch all jenen Zuschauern ein Begriff sein dürfte, die sich schon vor Jahren von der "Verbotenen Liebe" abwandten, wird beibehalten.

Das Ziel ist jedenfalls klar formuliert: Die Serie will möglichst viele Fans, die der Soap bis zuletzt treu waren, bei der Stange halten, gleichzeitig aber auch neue Zuschauer und Fans von früher gewinnen. Gewiss eine schwierige Aufgabe. Sicher ist nur, dass es die "Verbotene Liebe" mit den jetzigen Zuschauerzahlen von rund 1,2 Millionen schwer haben wird, einen dauerhaften Verbleib im Programm zu rechtfertigen, zumal der - auf gleich 42 Folgen angelegte - "In aller Freundschaft"-Ableger gerade erst mit drei Millionen Zuschauern zeigte, welches Potenzial selbst am stets als chronisch schwach abgetanen ARD-Vorabend existiert. "Es wird schwer, mit diesen Zahlen mitzuhalten", weiß Guido Reinhardt von UFA Serial Drama. Im Frühsommer soll feststehen, ob es weitergeht. Immerhin: An Stoffideen, so betont er, mangelt es nicht.