„Ich kann nie über Details der Serie sprechen. Manche Menschen frustriert das, aber ich kann doch nicht der Spoiler-in-Chief sein“, sagt Kevin Spacey. Das Publikum lacht. Er sitzt auf der Bühne des Netflix Slate Event in Paris. Zum ersten Mal fährt der VoD-Dienst groß auf und inszeniert zwei Tage lang eine Art Hausmesse. Schauspieler, Produzenten und Vorstände von Netflix sprechen in Präsentationen, Workshops und Interviews über den VoD-Dienst und seine aktuellen Produktionen. Spacey darf da nicht fehlen: „House of Cards“ war in der öffentlichen Wahrnehmung der Durchbruch für Netflix.

Inzwischen ist die Politserie in ihrer vierten Staffel. Für Spacey wird es dennoch nicht einfacher über die Serie zu reden, die ihm nach dem Erfolg von „American Beauty“ zum zweiten Mal zu Weltruhm verhilft. „Es gibt Menschen, die gerade jetzt erst die erste Staffel von ‚House of Cards‘ entdecken - besonders in Ländern in denen Netflix erst in diesem Jahr gestartet ist. Wir müssen das berücksichtigen“, gibt der Schauspieler und Produzent zu bedenken. „Glücklicherweise leben wir in einer Generation, die sehr sensibel mit Spoilern umgeht.“ Sein Auftritt auf der Bühne des Cité du Cinéma, in der Netflix seine Hausmesse abhält, ist alles, was deutsche Journalisten in Paris von ihm zu hören bekommen.

Diese Sache mit Sky; sie ärgert Netflix-Programmchef Ted Sarandos ebenso wie CEO Reed Hastings. Aber sie schmunzeln es inzwischen gekonnt weg. Lässt sich halt nicht ändern, dass man einst die Rechte an „House of Cards“ weiterverkauft hat (wie übrigens auch in anderen Territorien bei „Orange is the black“). Nur das mit den Interviews, das lässt sich steuern. So bekommen deutsche Journalisten beim Netflix Slate Event keine Interview-Slots mit Spacey. In die Karten spielen will man Sky schließlich nicht. Doch auch sein Bühnen-Auftritt an der Seite von Ted Sarandos hinterlässt Eindruck.

Kevin Spacey© Netflix


Neben mancher schon oft gehörten Anekdote über die Entstehung von „House of Cards“ wird Kevin Spacey sehr persönlich. In Gestik und Auftritt kann man kaum noch zwischen Spacey und seiner Rolle des Frank Underwood unterscheiden, doch die Gedanken des Schauspielers unterscheiden sich deutlich von seinem Alter Ego in der Serie. Es sind leise, bedächtige Töne wenn er über die Bedeutung seiner langjährigen Theatererfahrung spricht. 2003 wurde er künstlerischer Direktor des ehrwürdigen Old Vic Theatres in London und spielte dort 12 Jahre lang.

„Als ich die Entscheidung getroffen habe, nach London zu gehen, um mich dort am Old Vic zu engagieren und ein oder zwei Stücke im Jahr zu spielen - woraus zwölf Jahre wurden - war ich in einer Situation, in der ich mich selbst in einer anderen Weise fordern wollte als es in Filmen der Fall war. Ich wollte nicht in die Situation kommen, Filme machen zu müssen, die ich nachher lieber nicht gemacht hätte“, sagt Spacey rückblickend. „Ich wollte ein besserer Schauspieler werden. Wenn ich heute hier sitze, dann weiß ich, dass diese Theaterstücke, die ich zwischen 2003 und vergangenen August als ich das Old Vic verlassen habe, gespielt habe, mich verändert haben.“

"Ich wäre vor zwölf Jahren nicht in der Lage gewesen die Rolle des Frank Underwood zu spielen"

Die Theatererfahrung sei für Schauspieler eine nochmal gänzlich andere Erfahrung. „Die Tatsache, dass man jeden Abend wieder raus auf die Bühne geht - das hat etwas von Tennis. Es sind jedes Mal die gleichen Regeln, aber immer wieder ein neues Spiel. Ich habe durch dieses Spielen und dabei unmittelbar beobachtet zu werden viel gelernt. Man lernt jeden Abend dazu -  über sich, den Charakter den man darstellt und das Publikum. Ich bin mir sicher: Ich wäre vor zwölf Jahren nicht in der Lage gewesen die Rolle des Frank Underwood zu spielen. Die Arbeit am Old Vic hat mich darauf vorbereitet.“