Durch die Vielzahl an Krimis, die das ZDF jährlich beauftragt, fällt es inzwischen gar nicht so leicht, die echten Perlen von der reihenweise angebotenen Stangenware zu unterscheiden. Im Falle von "Professor T." lohnt jedoch ein genauer Blick, alleine schon wegen des Hauptdarstellers. Matthias Matschke, der in der grandiosen Sat.1-Comedy "Pastewka" den Bruder des Namensgebers spielte und jüngst in "Sketch History" und "Helen Dorn" seine Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellte, passt einfach perfekt in die Rolle des brillanten Kopfs, der von seinen Uni-Studenten ebenso verehrt wie gefürchtet wird und trotz seiner Beleidigungen für die Ermittler der Kölner Kripo nicht selten die letzte Hoffnung ist, wenn es darum geht, mysteriöse Mordfälle aufzuklären.

Die Grundidee ähnelt stark jener der in diesen Tagen laufendem Sat.1-Serie "Einstein", in deren Mittelpunkt ebenfalls ein Uni-Professor steht, auf dessen Hilfe die Polizei baut. Und hier wie dort haben die Autoren die Hauptfigur mit einigen Macken und Zwängen versehen, unter denen nicht zuletzt ihr Umfeld zu leiden hat. Das wiederum erinnert unweigerlich an den amerikanischen Privatdetektiv "Monk", den Tony Shalhoub einst so herrlich verkörperte. Und doch kommt "Professor T.", wie die Studenten den Professor Jasper Thalheim nennen, ganz anders daher. Düsterer, strenger und geheimnisvoller ist dieser Typ angelegt, der selbst mit Vergewaltigungsopfern harsch umspringt. In Momenten wie diesen schwingt dann auch noch ein Hauch von "Dr. House" mit.

Schauspieler Matthias Matschke bezeichnet die Figur des Professor T. selbst als "unheimlich großes Kind", das irgendwann verpasst habe, im richtigen Moment erwachsen zu werden. Immer wieder versteckt sich T. in Frauen, zu denen er ein besonderes, wenn auch nicht immer einfaches Verhältnis pflegt. Dadurch gerät der Mann mit den ausgeprägten Marotten regelmäßig in Abhängigkeitsbeziehungen. "All sein Wissen hilft ihm im echten Leben nicht weiter", weiß Matschke. "Er passt dann nicht mehr durch die Tür der Zwischenmenschlichkeit hindurch." Genau das tut den Geschichten gut, weil das den eigentlich im Zentrum jeder Folge stehenden Kriminalfall zumindest zeitweise in den Hintergrund rücken lässt.

"Dass alles ein Krimi ist, akzeptieren wir", räumt der Schauspieler ein und sagt, dass es ja vor allem um die Gefühle der handelnden Personen geht. ZDF-Redakteur Matthias Pfeifer findet übrigens, dass es gar nicht zu viele Krimis im Fernsehen gibt. "Ein Krimi ist ein guter Trick, weil wir hier alle Themen der Gesellschaft erzählen können", sagte er im Vorfeld der Premiere bei einem Pressegespräch. Die Figur des Professor T. sei beispielsweise häufig politisch nicht korrekt, exzentrisch und unverschämt. "Das haben wir selten in unseren Krimiserien", so Pfeifer. Dass es diese schillernde Persönlichkeit ins Zweite schafft, hat der Sender belgischen TV-Kollegen zu verdanken, die bereits seit 2015 den ganz ähnlich gestrickten Kriminologen Jesper Teerlinck erschufen.

Professor T.© ZDF/Martin Valentin Menke

Durch die Vorlage sei es möglich gewesen, sich bei der Entwicklung der Adaption sofort mit den Figuren zu beschäftigen, erzählt der Redakteur. Dennoch bestehen Unterschiede zwischen beiden Versionen, für die teilweise die identischen Kulissen verwendet wurden. So habe man etwa die Bildsprache verändert und die Bücher erweitert, um die Serie als Einstünder zu erzählen, betont Produzent Sam Davis, der von Beginn an davon überzeugt war, dass Matthias Matschke die Idealbesetzung des Professor T. ist, wie er versichert. Zunächst kann man in vier Folgen sehen, wie wunderbar der Schauspieler diesem so komplexen Charakter Leben einhaucht.

Im Erfolgsfall mangelt es übrigens nicht an weiteren Stoffen rund um "Professor T.", schließlich geht die Serie in ihrem Ursprungsland demnächst bereits in die dritte Staffel, die zugleich die letzte ist, weil der belgische Hauptdarsteller dem Ruf Hollywoods folgt. Sollte es auch hierzulande weitergehen, sei auch eine Verlagerung des Drehs von Belgien nach Köln denkbar, so ist aus dem Produktionsumfeld zu hören. "Das ist jetzt nur eine Testphase", stellt ZDF-Redakteur Matthias Pfeifer klar. Und Matthias Matschke ergänzt beim gemeinsamen Gespräch mit Blick auf die Zukunft prompt mit einem Augenzwinkern: "Dann auch mit richtigen Schauspielern." Das allerdings wäre dann doch schade.

"Professor T." läuft samstags um 21:45 Uhr im ZDF