Dass die Comedyserie "Pastewka" keine Fortsetzung bei Sat.1 bekommen würde, war absehbar. Die Nachfrage beim Sender, wie es um eine Fortsetzung stehen würde, geriet in den vergangenen knapp zweieinhalb Jahren zum Running Gag. Woran es lag, wollten aber weder Sender noch Bastian Pastewka kommentieren. Als "letzter Mohikaner" bezeichnete sich Pastewka bei Sat.1. In der Tat fehlte zuletzt oftmals das programmliche Umfeld für seine halbstündige Serie, die einst Teil der großen Comedy-Welle im deutschen Privatfernsehen war.



An den Einschaltquoten von "Pastewka" kann es nicht gelegen haben. Zuletzt ganz auf sich allein gestellt holte die Serie immerhin auch mit der 7. Staffel noch zweistellige Marktanteile bei den 14- bis 49-Jährigen. Die 6. Staffel sogar die besten Marktanteile der Serie seit 2006. In Unterföhring bewertet man das sicherlich anders: Es ist nicht so, dass man einen großen Quoten-Hit verloren habe. Aus dieser Perspektive ist der Verlust von "Pastewka" zu verkraften. Doch die Aussage dahinter ist umso trauriger.

Der zweitgrößte deutsche Privatsender kann oder will sich keine Fortsetzung einer kleinen feinen Comedyserie leisten, die ihm über Jahre hinweg Kritiker-Lob, mindestens solide Quoten und ein prominentes Sendergesicht gesichert hat. Wie kam es dazu? Diese Frage haben wir Sat.1 gestellt. Zusammen mit einigen anderen Fragen, die sich im Zuge des Wechsels von "Pastewka" zu Amazon Prime Video ergeben. Beantwortet wurden diese jedoch nur mit einem kurzen allgemeinen Statement.

Eine Sprecherin teilt mit: "Sat.1 war über einen langen Zeitraum von sieben Staffeln das Zuhause von 'Pastewka'. Wir haben mit Bastian Pastewka geweint und gelacht, erfolgreiche Kino-Premieren veranstaltet und große TV-Preise, u.a. den Deutschen Comedypreis und  den Deutschen Fernsehpreis, gewonnen. Wir freuen uns, dass die Marke 'Pastewka' nun an anderer Stelle weiterlebt." Unbeantwortet bleibt damit leider auch unsere Frage, ob Sat.1 derzeit überhaupt noch etwas mit Bastian Pastewka plant? Es scheint jedenfalls nicht so.

Und das obwohl Bastian Pastewka zusammen mit Anke Engelke über Jahre hinweg das dynamische Duo von Sat.1 bildete. Auch wenn ihre beiden Serien - "Ladykracher" und "Pastewka" - nur punktuell im Programm waren, so waren sie stets stolze Markenbotschafter des Senders, der allen Höhen und Tiefen zum Trotz ihre erklärte Fernsehheimat darstellte. Sie waren treu. Dass sich der Sender und sie sich mit ihrem Sender zwischendurch auch mal schwer taten, daraus machten beide trotzdem keinen Hehl. Bei gemeinsamen Moderationen für Werbekunden oder etwa beim Deutschen Fernsehpreis 2009 gingen genügend Witze auf Kosten ihres Bällchensenders.

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Mit dem Ende des Comedy-Booms im deutschen Privatfernsehen wurden Engelke und Pastewka - und damit auch ihre beiden Formate - einsame Kämpfer im Programm. Mehr und mehr US-Krimiserien und dazu Dokutainment ergänzten das breiter gewordene Programmangebot von Sat.1. Der Sender kämpft seit je her sehr energisch darum, mehr als nur ein Kuschelsender zu sein, der auf deutsche Fiction und Comedy abonniert war. Sich öffnen - so formulierten schon diverse Geschäftsführer den Kurs. Beliebig werden, kritisierten andere.

Als Heimat deutscher Serien und zahlreicher legendärer Comedy-Formate war Sat.1 klar positioniert. Das fällt heute etwas schwieriger. Der Anteil deutscher Fiction hat abgenommen im Vergleich zu vor zehn Jahren, die US-Krimiware hat sich vermehrt, in der Primtime probiert man eine Showidee nach der anderen während man in der Daytime fast monothematisch auf geskriptete Kriminalgeschichten setzt. Programmlicher Höhepunkt - nach Einschaltquoten - ist "Promi Big Brother" neben dem weiterhin starken "The Voice of Germany", das man sich mit ProSieben teilt.

Man spürt durchaus hier und da, dass Sat.1-Geschäftsführer Kaspar Pflüger etwas aufbauen will. So war man bei "Einstein" jetzt mal sehr entschlussfreudig und fördert beispielsweise Luke Mockridge (DWDL.de berichtete), aber holt andererseits auch die frühere Erfolgsshow "Genial daneben" zurück, was im sonst so zynischen Internet überraschend positiv bejubelt wurde. In die Zeit des ursprünglichen "Genial daneben" fiel übrigens auch "Pastewka". Auf der einen Seite besinnt man sich auf alte Stärken, auf der anderen Seite lässt man sie gehen.

Beim Amazon-Termin in München dankte Bastian Pastewka Sat.1 für alles. Man sei ohne böses Blut auseinander gegangen - und das gut 20 Jahre nachdem Pastewka zum ersten Mal bei Sat.1 zu sehen war. Als Ensemble-Mitglied der "Wochenshow" war er dort von 1996 bis 2001 ein halbes Jahrzehnt lang in diversen Rollen zu sehen, etwa in seiner Rolle des Ottmar Zittlau, Brisko Schneider in "Sex TV" ("Hallo liebe Liebenden") sowie als legendärer Rosenverkäufer ("Wolle Rose kaufen?").

Nach einem kurzen Ausflug zu RTL, wo er mit "Ohne Worte" und "Pastewka in…" zwei Formate probierte, kehrte er zurück zu Sat.1 und begann mit "Pastewka", eine in Anlehnung an die US-Serie "Curb your enthusiasm" entstandene Comedyserie. Neben seinen Projekten abseits des Fernsehens (etwa "Der Wixxer") war Pastewka auch Gast in diversen Sat.1-Produktionen wie etwa "Genial daneben" (an deren Neuauflage er übrigens nicht teilnimmt) und erschuf mit Engelke zusammen das Volksmusik-Duo "Wolfgang & Anneliese". Vor zwei Jahren wurde dann Engelkes "Ladykracher" für vorerst beendet erklärt.

Nun der Abschied von Pastewka bzw. "Pastewka".