Wenn turbulente Zeiten anbrechen, dann wird gerne das Bild vom Wechselbad der Gefühle verwendet. Im Falle der beiden Produktionsfirmen Good Times und tellvision trifft das ganz gut zu. Beide Häuser eint, dass sie vor einem Jahr den Zuschlag für die begehrten Drittsendeflächen im Programm von Sat.1 erhalten haben und seit Ende Juni jeweils eine Stunde pro Woche mit ihren Formaten füllten, für deren Produktion der Sender bezahlen muss, ohne dass er redaktionell reinreden darf. Auf diese Weise soll die Meinungsvielfalt gesichert werden - so jedenfalls sieht es der Rundfunkstaatsvertrag vor.

Weil diese Regelung den betroffenen Sendern ein Dorn im Auge ist, haben sich in den zurückliegenden Jahren schon viele Anwälte und Richter mit den Drittsendelizenzen auseinandersetzen müssen, insbesondere im Falle von Sat.1. Vor knapp zwei Wochen kam ein weiteres Kapitel hinzu, das bei Good Times und tellvision gar nicht gut aufgenommen worden ist. Das Verwaltungsgericht Neustadt an der Weinstraße hat einem Eilantrag von Sat.1 gegen die Zulassungsentscheidung der rheinland-pfälzischen Medienhüter stattgegeben, sodass der Sender zumindest vorerst keine Formate von Drittanbietern mehr ausstrahlen muss (DWDL.de berichtete).

Nach Auffassung des Gerichts hätten die Zulassungen nicht erteilt werden dürfen, weil das Verfahren nicht im Einklang mit den einschlägigen Vorschriften des Rundfunkstaatsvertrags durchgeführt worden sei. Die im vorigen Jahr durchgeführte Neuausschreibung der Sendeplätze hätte demnach nicht vorgenommen werden dürfen, solange ein zunächst noch laufendes Zulassungsverfahren für den Lizenzzeitraum zwischen 2013 und 2018 noch nicht beendet gewesen ist. Das war allerdings erst im Februar der Fall. Ein Verfahrensfehler also, der die Produktionsfirmen nun womöglich teuer zu stehen kommt.

Als Konsequenz verzichtet Sat.1 inzwischen auf die Ausstrahlung der Drittanbieter-Formate, sodass sowohl das von tellvision produzierte Reise-Format "Grenzenlos" als auch die Good-Times-Produktion "Dinner Party" mit Marlene Lufen derzeit nicht mehr im Programm sind. Der erste Schock mag sich inzwischen zwar gelegt haben, doch die Enttäuschung ist bei den betroffenen Unternehmen noch immer groß - auch wenn man freilich wusste, dass die Gerichte im Streit um die Drittsendelizenzen noch ein gehöriges Wörtchen mitzusprechen haben würden.

"Die Schnelligkeit und Heftigkeit des Verfahrens hat uns überrascht."
Sylvia Fahrenkrog-Petersen, Geschäftsführerin Good Times

"Wir haben viel in das Projekt investiert - sowohl finanziell als auch persönlich. Uns blutet allen das Herz", räumt Sylvia Fahrenkrog-Petersen ein, die bei Good Times die Geschäfte führt. "Die Schnelligkeit und Heftigkeit des Verfahrens hat uns überrascht." Zusammen mit ihren Mitarbeitern hatte sie große Hoffnungen in die nächtliche Talkshow gelegt - kein Wunder, schließlich bietet eine Drittsendelizenz zumindest in der Theorie langfristige Planungssicherheit, selbst wenn die Quoten, wie auch in diesem Fall, überschaubar sind. "Für eine Produktionsfirma ist es ein wahnsinniges Glücksgefühl, wenn man den Zuschlag für eine Sendung bekommt, die auf fünf Jahre angelegt ist", sagt die Produzentin.

Fahrenkrog-Petersen© Good Times
Nun muss man ausgerechnet auf die Hilfe des Senders hoffen, der das Format ja nur widerwillig ins Programm genommen hat. "Derzeit befinden wir uns in Verhandlungen mit Kaspar Pflüger, der uns versichert hat, uns nicht im Regen stehen zu lassen. Ich bin optimistisch, dass wir gemeinsam mit Sat.1 eine Lösung finden werden", so Fahrenkrog-Petersen (Foto) über die Gespräche mit dem Senderchef. Sat.1 hat bereits verlauten lassen, eine "einvernehmliche Lösung" mit den Produzenten gefunden zu haben. Näher will man sich in Unterföhring auf Nachfrage nicht dazu äußern. Fahrenkrog-Petersen erklärt allerdings, dass man nun in Absprache mit Sat.1 zunächst fünf weitere Sendungen der "Dinner Party" aufzeichnen wird.

Wann diese Ausgaben ausgestrahlt werden, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar - zumal die jüngste Entscheidung des Gerichts nicht für alle Ewigkeit in Stein gemeißelt sein muss. Sollte es am Ende tatsächlich nicht weitergehen, hätte die Planungssicherheit für Good Times nach nur wenigen Wochen ein jähes Ende gefunden. Sylvia Fahrenkrog-Petersen klingt daher entsprechend enttäuscht: "Klar ist, dass fünf Sendungen lange nicht so gut sind wie fünf Jahre."