Seit Harald Schmidt auch bei Sky mangels Zuschauern die Segel streichen musste, scheint klar: Das Format einer klassischen Late Night, die allabendlich für seine Zuschauer den Schlagzeilen des Tages satirisch aufbereitet und sie dann mit ein bisschen Talk ins Bett geleitet, ist hierzulande tot. Dabei mangelt es bei einem genaueren Blick aufs Fernsehprogramm gar nicht mal an Leuten, die sich an einer Late Night probieren. Da aber keiner täglich auf Sendung gehen darf oder will, bleibt dem Zuschauer nur die Lösung, sich seinen Late-Night-Sendeplan eben selbst zusammenzustellen.

Montags: "Late Night Berlin"
(ab März, 23 Uhr bei ProSieben)

Noch ist der Montag eine offene Flanke in der Late-Night-Schiene - doch das wird sich ab dem 12. März ändern. Dann schickt ProSieben regelmäßig Klaas Heufer-Umlauf ganz ohne Joko mit seiner neuen Show "Late Night Berlin" auf Sendung. Versprochen wird eine Kommentierung von Themen aus den Bereichen Popkultur, Politik, Musik, Sport, Gesellschaft und Medien, eine Studioband ebenso wie nationale und internationale Musik-Acts. Noch hat man nichts gesehen, klingt aber zunächst mal wie eine recht klassische Late Night.

Die Pierre M. Krause Show

Dienstags: "Die Pierre M. Krause Show"
(23:30 Uhr im SWR Fernsehen)

Wenn man jemandem hierzulande Erfahrung in Sachen Late Night attestieren kann, dann ist es Pierre M. Krause. Schon 2005 ging er erstmals im SWR Fernsehen auf Sendung, zunächst unter dem Titel "Ring frei!", später dann als "SWR 3 latenight" und seit 2016 dann mit der "Pierre M. Krause Show". Klassischer Monolog, Talk- und/oder Muisk-Gast, Studioaktionen, Einspieler - die Sendung hat im Grunde alles, was eine Late Night ausmacht. Seine größte Stärke kann Pierre M. Krause immer dann ausspielen, wenn er spontan auf andere Menschen reagieren darf. Im Rahmen des Formats gibt's auch immer wieder besondere Specials - etwa das in diesem Jahr Grimmepreis-nominierte "Pierre M. Krause trifft Harald Schmidt" oder auch eine Sondersendung zu "25 Jahre Arte". 

Mittwochs: Sendepause

Aufgepasst, ihr Fernsehmacher: Der Mittwoch weist noch eine klaffende Lücke in der Late-Night-Schiene auf. Wer satirische Einordnung will, kann aber auf "extra 3" im NDR Fernsehen zurückgreifen. Und wer unterhaltsame Gäste vermisst, kann natürlich darauf hoffen, dass mal wieder eine "Maischberger"-Sendung im Ersten aus dem Ruder läuft.

Ringlstetter

Donnerstags: "Ringlstetter"
(22 Uhr im BR Fernsehen)

Seit dem 1. Dezember 2016 gehört auch Hannes Ringlstetter zu den regelmäßigen Late-Night-Moderatoren. Fast 50 Mal führte er inzwischen durch die nach ihm benannte Sendung. In sehr dunkel gehaltener Kulisse arbeitet er seither aktuelle Themen der Woche gemeinsam mit seinem Sidekick Carolin Matzko auf - deren Zusammenspiel erfreulich ungekünstelt, natürlich und schlagfertig funktioniert. Die Gäste im zweiten Teil der Sendung dürfen die ganze Zeit bleiben, auch wenn ein zweiter oder dritter Gast im Lauf der Zeit dazu kommt. Manko allerdings für alle nördlich des Weißwurst-Äquators: Sowohl die Themen als auch die Gästeauswahl sind häufig schon sehr bayerisch geprägt. Das ist nichts, was man dem Bayerischen Fernsehen vorwerfen kann, macht die Sendung aber für Nordlichter zu etwas schwerer verdaulicher Kost.

Neo Magazin Royale

Freitags: "Neo Magazin Royale"
(Gegen Mitternacht im ZDF)

Wenn man mal so tut, als würde es weder ZDFneo noch die ZDF-Mediathek geben, dann gibt's auch am Freitag eine aktuelle Late Night: Das "Neo Magazin Royale" mit Jan Böhmermann schafft es dann bekanntlich mit einem Tag Verspätung ins ZDF-Hauptprogramm. Auch wenn Böhmermann nach eigenem Bekunden inzwischen jegliche Ambitionen auf eine werktägliche Sendung aufgegeben hat: Nach der jüngsten Renovierung erinnert das Studio noch stärker an eine klassische Late Night nach US-Vorbild. Der anfängliche Stand-Up fehlt ebensowenig wie der Gast im letzten Teil der Sendung. Dazwischen ist allwöchentlich Platz für im schlechtesten Fall Füllstoff, im besten Fall aber geniale Inhalte von Musikvideos über die unübersehbar von John Oliver inspirierten "Eier aus Stahl" bis hin zu Medienaufklärung à la "Prism is a dancer" oder "Verafake", die weit über die Sendung hinaus ihr Publikum finden.

Luke! Die Woche und ich

Sonntags: "Luke! Die Woche und ich"
(nur im Herbst, 22:45 Uhr in Sat.1)

Luke Mockridge durfte inzwischen nicht nur ins ehemalige "TV Total"-Studio ziehen, auch die Show hat sich etwas mehr in Richtung Aktualität gemausert und kommentiert zum Start in die Sendung Schlagzeilen der letzten Woche. Herzstück bleiben aber Einspieler, Gäste, Studioaktionen. Am schwierigsten ist allerdings die Tatsache, dass im vergangenen Jahr gerade mal eine Staffel mit sieben Folgen produziert wurde - von Regelmäßigkeit ist die Sendung damit weiter entfernt als alle anderen.