Beide haben schon parallel Erfahrungen in anderen Produktionsfirmen gesammelt. Nach dem Studium stand die Frage im Raum: Wie geht’s weiter? „Alle haben uns geraten: Arbeitet doch erstmal ein zwei Jahre in der Branche, schaut Euch das alles an und überlegt es Euch dann nochmal gut. Aber wir hatten eine Kopf-durch-die-Wand-Mentalität“, sagt Tobias Herrmann. „Und eine gewisse Portion Ego“, ergänzt sein Kollege Jan Gallasch. „Alle haben uns gesagt, dass das schon fünf Jahre dauert, bis man sich etabliert hat und dann auch mal selbst ein Gehalt auszahlen kann. Da haben wir gesagt: Das schaffen wir in zwei! Das war rückblickend eine jugendliche Arroganz die einem dann in den fünf Jahren, die es tatsächlich dauert, auch langsam aber sicher ausgetrieben wird.“


 
Das kommerzielle Interesse von Investor Winter teilen die beiden Filmemacher. „Wir sind Geschichtenerzähler, die damit auch die breite Masse erreichen und kommerziell erfolgreich sind. Das unterscheidet uns sicher von vielen Filmhochschülern, die lieber 25 Minuten in Zeitlupe ein Kerzenlicht in schwarz-weiß abfilmen“, bekennt Tobias Herrmann. Dass es keine Schande mit Film und Fernsehen auch Geld verdienen zu wollen, habe Winter ihnen im Studium gelehrt. „Wir sind ja eine der wenigen Branchen, in der man das leider dazu sagen muss“, merkt Jan Gallasch an. „Wenn wir uns insbesondere mit jüngeren Kolleginnen und Kollegen austauschen, dann hat man manchmal das Gefühl, dass kommerzieller Erfolg ein Schimpfwort ist.“
 
Pictures in a Frame will Stoffe sowohl für Kino als auch Fernsehen umsetzen. Dass der deutsche Kinofilm trotz weit geringerer Reichweite als manche Fernsehausstrahlung noch nicht an Reiz verloren hat, haben die beiden Filmemacher bei ihrem Debütfilm gemerkt. „Wir hatten mit ‚Bruder vor Luder’ Premiere in Köln und natürlich haben wir unsere Familien dazu eingeladen. Die sind einige Stunden vorher schon mal am Kino vorbeigelaufen. Da bekam ich dann eine SMS, dass schon Menschen vor dem Kino warten. Und das ist schon ein Erweckungsmoment, wenn man feststellt: Es gibt Menschen, die gerne ins Kino gehen und bereit sind, für einen Film auch Geld auszugeben. Kino ist also im Kleinen wie im Großen - wenn man an die großen Franchises denkt - alles andere als tot. Und Kino ist auch eine eigene Disziplin, wie vor einiger Zeit ja sogar Til Schweiger gemerkt hat, als er eine Fernsehmarke 1:1 auf die große Leinwand bringen wollte“ sagt Jan Gallasch.
 
Sein Geschäftspartner und früherer Kommilitone Herrmann merkt an: „Der Cineasmus hat uns alle geprägt. Wer heute Geschichten erzählt, egal in welcher Form, hat seine Leidenschaft sicher über den Kinofilm entwickelt. Es hängt von den Geschichten ab, wofür es sich besser eignet. Unser erster Kinofilm drehte sich um Brüder, die durch YouTube bekannt wurden. YouTube ist kostenlos. Da kann man so viel Lochis sehen wie man will. Also muss man sich die Frage beantworten: Für was würden Fans also 10 Euro für eine Kinokarte ausgeben? Wenn Du Dir die Frage beantworten kannst, dann ist es vielleicht tatsächlich ein Kinofilm. Aber nur weil wir bislang ausschließlich Kino gemacht haben, heißt nicht, dass wir nicht auch Fernsehen machen wollen.“

„Früher kam man nach Hause und sagte ‚Sorry Schatz, wir drehen dieses Jahr wahrscheinlich keinen Film. Es wird ein klammes Jahr.‘ Künftig heißt es wohl eher ‚Sorry Schatz, wir drehen so viel, ich werde kaum zuhause sein.‘“

Tobias Herrmann

Um das zu händeln, muss das Team wachsen. Bislang macht das Duo alles selbst, tritt auch meist gemeinsam auf, wie Prof. Wolfram Winter, Investor und neuer Chairman der Produktionsfirma anmerkt. Das müsse sich ändern, sagt er und spricht von personellem Ausbau und neuer Bürokultur. Anders lassen sich die Ideen der beiden Filmemacher nicht parallel bearbeiten. Unter anderem eine weihnachtliche Familienkomödie, eine Komödie über Nachbarschaftskrieg im umkämpften Münchener Wohnungsmarkt und die Verfilmung der Biographie von Michael Cromer - dem Mann, der in den 80er Jahren das Modelabel MCM gründete und 2007 verstarb - sind in Planung. Letzteres wird ein internationales Projekt, ob für Kino oder Fernsehen, sei noch nicht entschieden.
 
Dank ihrer ersten drei Filme haben die beiden jungen Filmemacher auch schon ein Netzwerk an Kontakten aufgebaut. Einer der erfahrenen Produzent, mit dem Gallasch und Herrmann zusammen arbeiten, ist Dan Maag von Pantaleon Films, der den beiden im Rahmen einer Mentorenschaft durch das Business-Angel-Programm der VFF (Verwertungsgesellschaft der Film- und Fernsehproduzente) zur Seite steht. Einige der Projekte wollen sie mit ihm realisieren. Man spürt die Aufregung über all die Projekte, wenn man den beiden Gründern zuhört. Herrmann: „Früher kam man nach Hause und sagte ‚Sorry Schatz, wir drehen dieses Jahr wahrscheinlich keinen Film. Es wird ein klammes Jahr.‘ Künftig heißt es wohl eher ‚Sorry Schatz, wir drehen so viel, ich werde kaum zuhause sein.‘“
 
Prof. Wolfram Winter hört den Ehrgeiz gerne. Aber bleibt es für ihn wirklich bei den Beteiligungen über seine Three Winters GmbH? „Ich werde meine Professur weitermachen, dann bin in der Medienpolitik über den Wirtschaftsbeirat Bayern weiter mit der Veranstaltungsreihe Alpenblicke  aktiv. Ich schreibe für die „GQ“ meine Kolumne und dann gibt es Gespräche bezüglich Beirats- und Aufsichtsratsmandaten. Daraus könnte sich am Ende ein Blumenstrauß an Aufgaben ergeben“, sagt Winter. Und schiebt ganz am Ende doch noch hinterher. „Vielleicht wird es auch nochmal ein operativer Job, der allerdings nichts mehr mit einem konzerngetriebenen Apparat zu tun haben wird. Ich habe in den vergangenen sechs Monaten gelernt: Überraschung ist kein theoretisches Konstrukt sondern Realität.“