Analysen
Erinnern Sie sich noch an das Packing, jene Quote, mit der die Qualität des Passspiels eingeordnet und messbar gemacht werden sollte? Bei der EM vor zwei Jahren kam jedenfalls kaum eine ARD-Analyse ohne den Packing-Wert aus. Diesmal ist davon so gut wie nichts mehr zu hören. Kein Verlust.

Baden-Baden
Weit weg von Russland haben ARD und ZDF ihr gemeinsames Studio aufgebaut – in Baden-Baden, um genau zu sein. Das soll Distanz schaffen und Kosten sparen. Als nachteilig hat sich das bislang nicht erwiesen, zumal die Sender ja trotzdem viele Berichterstatter vor Ort haben.

China
Sie wundern sich über auffallend viele chinesische Schriftzeichen auf den Werbebanden? Das hängt damit zusammen, dass sich vier chinesische Unternehmen in den exklusiven Kreis der zwölf wichtigsten Sponsoren der WM eingekauft haben - und das, obwohl etwa das Molkereiunternehmen Mengniu sein Eis ausschließlich in China verkauft. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass Chinas Präsident Xi Jinping sein Land in den nächsten Jahren zur Fußball-Großmacht aufsteigen lassen möchte, wie "Spiegel Online" kürzlich berichtete. Die Werbeplätze waren diesmal übrigens deutlich leichter zu haben, weil viele westliche Firmen der FIFA nach dem Korruptionsskandal den Rücken gekehrt haben.

Doping
Erst wurde ihm von Russland die Einreise verweigert, dann bekam ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt doch noch grünes Licht für seinen Flug ins WM-Gastgeberland. Dass er letztlich doch nicht abhob, erklärte die ARD später mit Sicherheitsrisiken. Platz für Seppelts kritischen Berichte war bislang glücklicherweise trotzdem.

Experten
Noch vor ein paar Jahren war die Sache klar: Günter Netzer erklärte Fußball-Deutschland, was richtig oder falsch läuft in der Nationalmannschaft. Nach dem unrühmlichen Abschied seines Nachfolgers Mehmet Scholl hat die ARD nun kräftig aufgerüstet und mit Stefan Kuntz, Hannes Wolf und Thomas Hitzlsperger gleich drei Experten im Einsatz. Dazu kommen Kevin Kuranyi in Russland und Philipp Lahm, der aus unerfindlichen Gründen selbst bei Regenwetter am Tegernsee sitzen muss. Leicht übertrieben.

Fuss, Wolff-Christoph
Man kann es schnell mal vergessen, aber auch Sky ist bei der Fußball-Weltmeisterschaft dabei – zumindest in Ultra-HD. Allzu großen Aufwand fährt der Pay-TV-Sender für seinen exklusiven Zuschauerkreis aber nicht: Auf Vor- und Nachlese wird verzichtet und Marathon-Mann Wolff-Christoph Fuss kommentiert von Unterföhring aus täglich ein Spiel. So gut Fuss auch ist: Etwas mehr Abwechslung am Mikrofon täte den Übertragungen gut.

Glück gehabt
Um ein Haar hätte ARD-Reporter Gerhard Delling am Samstagabend das entscheidende Tor von Toni Kroos gegen Schweden verpasst. Von der FIFA war er für die anstehenden Interviews in die Katakomben gelotst worden, wo er aber nichts mehr vom Spiel zu sehen bekam. "Ich bin dann reingestürmt und es hielt mich zum Glück keiner auf", erzählte Delling am Tag danach. Glück im Unglück: Kaum im Stadioninneren angekommen, fiel das entscheidende Tor.

Hart aber fair
Es sind politisch spannende Zeiten – nicht aber aus Sicht der Redaktion von "Hart aber fair". Nach einer ausgedehnten Fußball-Berichterstattung zog es Frank Plasberg vor, mit Mario Basler über die WM zu reden. Und das, obwohl die ARD am Tag zuvor schon Anne Will einen Extra-Einsatz zur Koaltionskrise verwehrte. Wie es besser geht, zeigte das ZDF: Dort talke Illner-Vertreter Matthias Fornoff nach dem WM-Abend über Politik. Die Quote stimmte trotzdem.

Island
Die größten Fußballfans leben im Norden: Als die isländische Nationalmannschaft gegen Argentinien spielte, lag der Marktanteil bei sagenhaften 99,6 Prozent.

Jubelschrei
Tom Bartels ist in der ARD offenbar der Mann für den Nervenkitzel. Nachdem sein Torjubel beim WM-Sieg vor vier Jahren Fernsehgeschichte schrieb, saß er nun auch beim so wichtigen Vorrundenspiel gegen Schweden am Mikrofon – und wie es zu erwarten war, überschlug sich seine Stimme dabei fast. "Das ist nicht zu fassen, halten Sie mich fest", brüllte er in der 95. Minute, nachdem Toni Kross das entscheidende Tor geschossen hatte. Tom Bartels, der Glücksbringer der DFB-Elf.

Kritik
Kaum hatte Toni Kroos sein Tor geschossen, setzte er zur Kritik an den Kritikern an. "Bei mir kommt da das Gefühl an, dass es viel mehr Spaß macht, schlecht über uns zu schreiben", sagte der Nationalspieler. Seine Schlussfolgerung: "Ich glaube, es wird uns keiner zum Titel schreiben, wir müssen das selbst machen, das muss von uns kommen."

Löw, Joachim
Nach zwölf Jahren als Bundestrainer weiß sich Löw zu inszenieren, posierte im Vorfeld des Schwedenspiels vor Kameras und Fotografen betont locker am Strand von Sotschi. Die Aussage der Bilder: Ich habe alles im Griff. Die "Bild"-Zeitung will erfahren haben, dass der PR-Spaziergang nicht mit dem DFB abgesprochen war. Geschadet hat's der Leistung der Mannschaft bekanntlich nicht.

Matti
Früher besser bekannt als "Opdi", scheint ARD-Moderator Matthias Opdenhövel pünktlich zur Fußball-Weltmeisterschaft einen neuen Spitznamen verpasst bekommen zu haben. Co-Moderator Alexander Bommes wird jedenfalls nicht müde, ihn immer und immer wieder "Matti" zu nennen.