Zu denen, die Hürth zu ihrer Fernsehheimat zählen, gehört auch Oliver Geissen. Weit über tausend Sendungen hat er vor den Toren Kölns produziert. Zum 25-jährigen Jubiläum von Studiodienstleister Nobeo erinnert sich Geissen an seine Anfänge. „Für mich ging es 1999 in Hürth los mit einem Talkshow-Piloten im Studioset von ‚Hans Meiser’, drüben bei der MMC. Erinnere mich noch sehr gut, wie ich damals zum ersten Mal in einem richtig großen Fernsehstudio stand. Aus dem Piloten ist dann ja was geworden, dann kamen mehr Produktionen drüben bei der Nobeo dazu. ‚Big Brother‘ mit der großen Finalshow auf dem Mitarbeiter-Parkplatz, ‚Absolut Madonna’ und ‚Absolut Elton John‘ und die Geburtstagsshow zu 20 und 25 Jahren RTL. Und nicht zu vergessen all die ‚Ultimativen Chartshows‘.“



Fast 150 Sendungen dieser Musikshow sind seitdem auf dem Nobeo-Gelände entstanden. „Ohne den Hürthern zu nahe zu treten, aber ich habe auch nach 20 Jahren noch nicht viel von Hürth mitbekommen“, scherzt Geissen. „Die auffälligste Veränderung für mich ist die Tatsache, dass man von der Nobeo zurück nach Köln nicht mehr so einfach auf die Luxemburger Straße kommt und jetzt nochmal einen Bogen fährt. Wenn man eine Show gemacht hat, die heute ja meist nicht mehr 90 Minuten sondern gerne Stunden dauert, dann genieße ich nach dem Trubel diese Ruhe danach. Das hilft beim Runterkommen.“ In dieser Fahrtrichtung und zu nächtlicher Uhrzeit.

Sonst aber pflegt auch Geissen eine Hassliebe zu jener Luxemburger Straße - der direktesten Verbindung zwischen Köln und den Studios in Hürth. „Diese gruselige Kreuzung kurz vor Hürth, wo dank der Straßenbahn manchmal auch noch die eigene Ampelphase übersprungen wird: da steht man dann, natürlich eigentlich nur ein paar Minuten, aber wenn mans eilig hat, wird das zur Ewigkeit. Kenne inzwischen aber auch manchen Schleichweg, wobei ich bei einer Live-Show nie zu knapp zur Nobeo aufbrechen würde. Bei Aufzeichnungen habe ich das große Glück: Ohne den Moderator werden sie kaum anfangen“, sagt er und lacht.

In seinen ersten TV-Jahren in Hürth wohnte Geissen noch in Köln, ist dann aber mit der Familie nach Hamburg gezogen. „Seitdem bin ich Stammgast im Savoy, wo ja ohnehin die halbe Branche nächtigt und man sich abends nach einer Sendung möglichst an der Bar, an der immer jemand sitzt den man kennt, vorbei aufs Zimmer schleicht, wenn man wenigstens noch etwas Schlaf bekommen möchte. Das ist für mich ein zweites Zuhause geworden, da bin ich ein echtes Gewohnheitstier“, erklärt Oliver Geissen. „Wenn unsere ‚Chartshow‘ vorbei ist, schminke ich mich ab und gehe meist gegenüber ins Foyer vom Studio in dem Günther den ‚Millionär‘ macht, wo wir uns noch auf ein Bierchen und ne Wurst treffen. Wenn ich danach dann wieder durch unser Studio durchgehe, ist die Halle taghell erleuchtet und der Abbau ist schon in vollem Gange. Das holt einen dann sehr schnell wieder runter. Auch die Traumfabrik Fernsehen ist eben eine Fabrik.“

Die denkwürdigsten Gäste auf dem Nobeo-Gelände waren für Oliver Geissen eindeutig Madonna und Elton John. Mit Beiden machte RTL einst auf sie zugeschnittene Shows - der ein oder andere erinnert sich vielleicht an „Absolut Madonna“ und „Absolut Elton John“. An die Sendungen kann sich Geissen gut erinnern. „Als Madonna erwartet wurde, war das Team schon deutlich aufgeregter als sonst. Im Vorfeld wurden uns mehrere Seiten mit Anweisungen und Wünschen geschickt, wo auch vermerkt war was auf gar keinen Fall passieren darf. Ich erinnere mich daran, dass demnach niemand im Studio sein durfte, wenn sie probt. Also nicht einmal Kabelhilfen, wirklich nur die Kameraleute“, erzählt Geissen.

„Als sie dann ankam, war ich mit ihr im Studio und sie sollte anschließend proben und war dann ganz irritiert. In so einem leeren Studio könne sie nicht proben, das sei ungewohnt. Habe ihr dann gesagt, dass uns das so im Vorfeld gesagt wurde und sie war noch irritierter was in ihrem Namen so verlangt wurde. Da kristallisierte sich dann für mich noch einmal die Erkenntnis heraus, dass es oft das Umfeld von Stars ist, die einen größeren Zirkus veranstalten als die echten Stars selbst. Sie war sehr umgänglich. Das war aber auch noch in einer Zeit vor den Smartphones, da konnte man sich noch sicher fühlen, dass niemand irgendetwas mitfilmt.“

Eigentlich aber hatte Madonna und ihr Management offenbar eine ganz andere Show erwartet, wie Geissen verrät: „Lustig war auch, dass Madonna mich die ganze Zeit immer fragte, welche Gäste denn noch kommen würden. Ich sagte dann, sie solle sich doch mal das Logo der Sendung anschauen: Absolut Madonna. Und als die Managerin mich dann fragte, wann eigentlich die Wetten stattfinden, war mir klar: Ich glaube, die denken sie sind bei ‚Wetten, dass..?‘“. Auch der Besuch von Elton John auf dem Nobeo-Gelände war geprägt von Vorschriften, wie mit dem Künstler umzugehen sei. Und so wie man es sich bei Geissen gut vorstellen kann, hat er sich wenig darum geschert.

„Als Elton John für ‚Absolut Elton John’ bei uns war, wurde mir gesagt, ich könne ihn vor der Sendung auf gar keinen Fall stören als ich ihn begrüßen wollte. Der brauche seine Ruhe“, sagt Geissen. „Aber ich kann doch nicht als Moderator der Sendung unseren Stargast erst im Studio vor laufender Kamera zum ersten Mal sehen. Das wäre doch total unhöflich. Also bin ich einfach rauf zu ihm. Und da saß er da im glänzenden Trainingsanzug und sah noch etwas verkatert aus, weil er am Vorabend mit seinem Mann David wohl gut gefeiert hatte. Aber er meinte ‚Komm setz dich hin‘ und wir schauten gemeinsam ‚Verbotene Liebe‘ und er fragte jedes Mal, was gerade gesagt wurde. Ich habe ihm dann die ganze Folge, die gottseidank ja nur 25 Minuten dauerte, simultan übersetzt. Ich habe mir nur gedacht: Das glaubt dir doch keiner! Du sitzt mit Elton John aufm Sofa und übersetzt `ne Dailysoap.“ Was die Traumfabrik Hürth so möglich machte.

Mehr zu "25 Jahre Nobeo"