Schon viele Magazine hat Oliver Wurm auf den Markt gebracht, doch wohl keines schlug derart hohe Wellen wie das Grundgesetz. Auf 124 Seiten packte der Journalist zusammen mit dem Designer Andreas Volleritsch den Gesetzestext und versah ihn mit Grafiken und eindrucksvollen Satellitenbildern, die Deutschland aus luftiger Höhe zeigen, aufgenommen vom inzwischen zur Erde zurückgekehrten Astronauten Alexander Gerst. Schon einmal hatten Wurm und Volleritsch gemeinsame Sache gemacht – neun Jahre ist es inzwischen her, dass sie das Neue Testament in einer Magazin-Version in den Handel brachten.

Dass die Begeisterung für ihr "Grundgesetz als Magazin" derart riesig werden könnte, hätten bei beiden aber vermutlich selbst nicht gedacht. Schnell war daher klar, dass eine zweite Auflage folgen würde. Diese umfasst 60.000 Exemplare und soll in den nächsten Tagen und Wochen bundesweit an die Kioske kommen. Wer eines dieser Hefte kauft, wird allerdings Unterschiede im Vergleich zum Erstling feststellen, und zwar längst nicht nur den roten Button, der gleich auf dem Cover auf den bevorstehenden 70. Geburtstag des Grundgesetzes hinweist.

"Es gab unglaublich viele konstruktive Anmerkungen von Leserinnen und Lesern, Verfassungs-Experten und Medienvertretern", sagt Oliver Wurm gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de. Etliche davon habe man in den Nachdruck einfließen lassen. So etwa jene von Heribert Prantl, der das Projekt in der "Süddeutschen Zeitung" in höchsten Tönen lobte, aber in einem Punkt mit der Gewichtung des Textes nicht einverstanden war.

Grundgesetz als Magazin© Grundgesetz als Magazin
Konkret störte sich Prantl an der Gestaltung von Artikel 19, Absatz 4, in dem es heißt: "Wird jemand durch die öffentliche Gewalt in seinen Rechten verletzt, so steht ihm der Rechtsweg offen." Für Prantl ist das "die Schlüssel-Vorschrift zum Rechtsstaat", ein "Hammersatz". In Wurms Magazin erscheine dieser jedoch nur als "Hämmerchen". Das wird jetzt anders sein: Die Passage kommt bald in größerer Schrift und zusätzlicher Fettung daher. "Wir verstehen unsere Gewichtung in erster Linie als Angebot", sagt Wurm. "Ich finde es klasse, wenn der Text nun atmet, wenn in weiteren Nachdrucken auch mal andere typografische Schwerpunkte gesetzt werden."

Auch mit Blick auf die abgedruckten Fotos gibt es Veränderungen, etwa hinsichtlich der Fotos, die die Mütter und Väter des Grundgesetzes zeigen. Manche störten sich etwa daran, dass hier die Namen fehlten. "Zu jedem Foto gehört eine Bildunterschrift. Das habe ich natürlich auch schon im ersten Zeitungspraktikum gelernt", räumt Oliver Wurm ein. Allerdings habe man zum Zeitpunkt der ersten Drucklegung schlicht keine komplett verbindliche Liste der Mitglieder des Parlamentarischen Rates gehabt. Diese wurde inzwischen bei der Konrad-Adenauer-Stiftung erfragt und ergänzt.

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Und dann sind da auch noch all die wunderbaren Fotos aus dem All, von denen erstaunlich viele ausschließlich den Westen Deutschlands zeigen, wie "Spiegel Online"-Reporterin Anne Haeming in einem Interview mit Oliver Wurm monierte. Von der Weltraumorganisation ESA habe man die Freigabe erhalten, Fotos zu nutzen, die Alexander Gerst auf seiner Flickr-Seite veröffentlichte. "Wir konnten dabei natürlich nur auf das Material zugreifen, was er hochgeladen hatte", erklärt Wurm - und hat auch hier reagiert: "Kurz vor der Abgabe der zweiten Ausgabe erschien auf Gersts Kanal noch eine fantastische Aufnahme von Leipzig. Die haben wir natürlich gleich eingebaut."

Und dabei soll es nicht bleiben. Man werde mit Gerst Kontakt aufnehmen, verspricht der Journalist gegenüber DWDL.de. "Vielleicht hat er ja noch mehr Bilder, die er bislang nicht veröffentlicht hat", so Oliver Wurm. "Dresden, das Ruhrgebiet, die Zugspitze – da böte sich noch einiges an."

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