In den zurückliegenden Monaten haben RTL und Sat.1 neue Daily-Soaps an den Start gebracht. Während Sat.1 "Alles oder Nichts?" nach nur 50 Episoden wieder aus dem Programm nahm, hält RTL mit "Freundinnen - Jetzt erst recht" weiter durch. An diesem Montag zeigt man die 100. Folge der Serie, die Ende August um 17 Uhr startete. RTL hat also zumindest länger durchgehalten als Sat.1, doch einen Grund für überschwänglichen Jubel gibt es auch in Köln nicht: "Freundinnen" tut sich weiter sehr schwer und ist nicht selten das schwächste Glied am Nachmittag/Vorabend von RTL.


Auch wenn in den vergangenen Wochen immer mal wieder vereinzelt zweistellige Marktanteile erzielt werden konnten: Das ist eine Ausnahme. Aber der Trend zeigt nach oben: Während die 86 im vergangenen Jahr gezeigten Folgen im Schnitt nur auf etwas mehr als sieben Prozent kamen, liegt die Serie in diesem Jahr schon bei mehr als acht Prozent. In den ersten Wochen nach dem Start sah es teilweise noch deutlich schlechter aus. Die letzte Woche war die zweiterfolgreichste in der Geschichte des Formats. Die Frage bleibt: Kann sich "Freundinnen" noch so weit steigern, um sich dauert bei zweistelligen Marktanteilen, idealerweise irgendwo in der Nähe des RTL-Senderschnitts, zu etablieren?

In Köln ist man gewillt, der Serie noch ein wenig mehr Zeit zu geben. RTL-Executive-Producerin Christiane Ghosh versichert, dass man alle geplanten 160 Folgen zeigen werde. Erst dann wolle man über eine mögliche Fortsetzung entscheiden. Will man die Serie aber ohne längere Pause fortsetzen, müsste man das de facto aber wohl schon deutlich früher fixieren. UFA Serial Drama braucht schließlich einen gewissen Vorlauf, um neue Folgen zu produzieren. Neben "Freundinnen" wird aber auch an weiteren Formaten für den Sendeplatz gearbeitet. Wie ein Sprecher gegenüber quotenmeter.de bestätigte, arbeite auch Filmpool derzeit an einer neuen täglichen Serie.

Freundinnen© MG RTL D/Nils Egenberger
Am Montag zeigt RTL die 100. Folge seiner "Freundinnen", mindestens 60 weitere sollen folgen.

Bei Sender und Produktionsfirma weiß man um die schwachen Quoten, gibt sich aber dennoch optimistisch. "Ein tägliches Format muss sich entwickeln und benötigt eine Etablierungsphase, bis die Zuschauer die Serie gefunden haben", sagt Ghosh. Mit der Entwicklung sei sie "zufrieden". Creative Producerin Katrin Esser bezeichnet den Start der Serie als "etwas holprig". Es habe "einige Tiefen, aber zum Glück auch immer wieder genug Höhen" gegeben. Man habe Stärken und Schwächen erkannt und daraus gelernt.

Tatsächlich hat sich in jüngster Zeit einiges geändert. "Mit dem Jahreswechsel haben wir die Konflikte innerhalb unserer Serie zugespitzt", sagt Katrin Esser. Außerdem habe man den Einstieg in die Folgen knackiger gestaltet. Sehr sichtbar werden die Veränderungen für die Zuschauer auch immer dann, wenn neue Schauspieler zum Cast hinzustoßen, so wie etwa zuletzt Claudia Gaebel (DWDL.de berichtete). Mit dem ehemaligen "Unter Uns"-Hauptdarsteller Milos Vukovic versuchte man zudem, die Fans der bereits etablierten Serie auf die neue Soap aufmerksam zu machen.

Langzeittrend: Freundinnen - Jetzt erst recht
Freundinnen - Jetzt erst recht

"Unter Uns" soll darüber hinaus ein wichtiger Bestandteil bleiben, um "Freundinnen" in den kommenden Monaten zu pushen. So stoßen ein weiterer Ex-Hauptdarsteller von "Unter Uns" sowie ein aktuelles Gesicht der Serie zum "Freundinnen"-Cast hinzu. Es hat eben so seine Vorteile, wenn eine Produktionsfirma gleich mehrere tägliche Serien für einen Sender macht. Um welche Schauspieler es sich genau handelt, will RTL derzeit noch nicht verraten. Klar ist, dass auch Dustin Semmelrogge demnächst in der Daily zu sehen sein wird, er spielte bei "Unter Uns" allerdings zuletzt Anfang der 00er Jahre mit. Im Season-Finale von "Freundinnen" soll er aber eine gewichtige Rolle spielen. Darüber hinaus versuchen UFA Serial Drama und RTL die Soap mit einem Reality-Star erfolgreicher zu machen: "Love Island"-Teilnehmer Silvain Wirkus wird ab dem 12. Februar in der Serie mitspielen. Hinzu werden Gastauftritte einiger Promis kommen, angekündigt ist bereits Schlagersängerin Beatrice Egli.

"In der heutigen, schnelllebigen Welt ist es sehr, sehr schwer, ein neues, tägliches Format zu etablieren", sagt Produzent Guido Reinhardt. "Kaum einer nimmt sich noch 30 Minuten Zeit, um ein Programm zu genießen und schon gar nicht täglich und dazu noch im Fernsehen zu einer festen Uhrzeit. Aber fiktionale Programme sind, wenn man Geduld beweist, langlebig und kommen nicht so schnell aus dem Trend, weil sie sich immer weiterentwickeln und sich dem Geschmack des Publikums anpassen können." Bleibt abzuwarten, ob sich die Serie noch spürbar steigern kann, zweistellige Marktanteile sollten es auf lange Sicht schon sein. Dafür bedarf es aber einer weiteren Kraftanstrengung aller Beteiligten - das ist nach den ersten 100 Folgen klar.