Thomas Lasarzik© MIPCOM
Lasarzik (Foto) macht mit Blick auf die Screenings in Los Angeles noch eine interessante Beobachtung: "Es wird wieder viel gesungen in Hollywood." Warner hat ein Musical-Spin-off von "Riverdale" namens "Katy Keene", Fox eine an "Glee" erinnernde, aber auf ein älteres Publikum zielende Comedy namens "Perfect Harmony" und dann war da noch Lionsgate und "Zoey’s Extraordinary Playlist". Es mangelte also nicht an zaghaften Trends bei denn diesjährigen Screenings. Nur eine Serie jedoch konnte die Mehrheit der von DWDL.de befragten Einkäuferinnen und Einkäufer überzeugen, wenn man von viel Sympathie für die Showtime-Serie "The Loudest Voice" über Fox News-Gründer Robert Ailes sowie die HBO-Serie "Euphoria" absieht. Pay-TV-Serien finden - nach persönlichem Geschmack - auch bei den Einkäufern traditionell oft schneller den Weg ins Herz als Procedurals.

Aber eine Serie gab es dann doch, die man als den Hit der diesjährigen LA Screenings bezeichnen darf: "Prodigal Son" von Warner Bros. erzählt die Ermittlungen eines jungen Profilers (gespielt von Tom Payne) bei potentiellen Serienmördern. Ein Thema, mit dem er sich gut auskennt: Sein eigener Vater (im Wortsinn irre gut gespielt von Michael Sheen) ist legendärer Serienmörder. Exzellentes Casting und eine endlich mal wieder überzeugendes Mischung aus dem Fall der Woche und dem inzwischen obligatorischen aber oft halbherzigen horizontalen Überbau, machen die Serie bei den von DWDL.de befragten deutschen Besucherinnen und Besucher zur meist genannten und positiv aufgefallenen Produktion. Bei ProSiebenSat.1 freut man sich: Die Serie ist Teil eines laufenden Output-Deals. 

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In für deutsche Fernsehsender kniffligen Zeiten, in denen selbst gefeierte US-Serien im deutschen Free-TV zuletzt nur auf schwache Resonanz stießen, reicht das diesjährige Serien-Aufgebot der Hollywood-Studios nicht, um Euphorie auszulösen. Oder wie es RTL-Chefeinkäufer Henning Tewes sagt: "Es ist schon ernüchternd und wir stehen kaum vor einem Comeback der US-Serien im deutschen Free-TV. Eine Ausnahme könnte das Remake von 'Four Weddings and a Funeral' werden – eine Serie, die nur auf 10 Stunden angelegt ist, aber vielversprechend daherkam." Sie ist Teil eines der wenigen Hollywood-Deals, die die Kölner noch pflegen, was die Hoffnungen sicherlich auch nicht unerheblich befeuert. 

Henning Tewes© MG RTL D
Wohin aber geht nun die Reise mit dieser jahrzehntelang gepflegten Tradition der LA Screenings? Endet die Notwendigkeit für internationale Einkäufer im Mai nach Kalifornien zu fliegen? Nun, sicher nicht. Es gibt schließlich unangenehmere Termine als die Klassenfahrt nach Kalifornien. Entsprechend vorsichtig äußern sich auch die deutschen Besucher. "Man kann das momentan noch nicht wirklich abschließend einschätzen", erklärt ProSiebenSat.1-Mann Thomas Lasarzik. "Selbst wenn fast alle Studios einen eigenen Service planen, sind wir ja alle gemeinsam in konstruktiven Gesprächen, wie wir die zukünftigen Kooperationen und Entwicklungen für die unterschiedlichen Kanäle und Plattformen vorantreiben wollen." Auch Henning Tewes (Foto) von der Mediengruppe RTL Deutschland übt sich in Zweckoptimismus, was die Bedeutung der Veranstaltung angeht: "Da sich unsere Beziehungen zu den Studios durch weniger Output-Deals zum einen und durch die eigene Programmauswertung der Studios zum anderen stark verändert, ist ein partnerschaftliches Verhältnis vielleicht sogar wichtiger als früher."

Für ZDF-Kollegin Simone Emmelius, ohne Budget für Einkäufe von Lizenzserien, bleiben die Screenings das was sie auch bisher schon waren: Ein wertvoller Abgleich mit dem fiktionalen Angebot des amerikanischen Markts. Recherche also. Etwas ernüchternder angesichts der bekannten, eigenen SVoD-Ambitionen bei Disney und Warnermedia ist Sky-Programmchefin Elke Walthelm: "Was sich darüber hinaus weiter bei CBS und Paramount tut und wie sich die verbleibenden unabhängigen Studios MGM, Sony, etc. aufstellen, bleibt abzuwarten. Ich denke schon, dass die Bedeutung der L.A. Screenings abnehmen wird, so wie die Bedeutung der MIP sinkt. Ich bin aber davon überzeugt, dass es neue Wege geben wird, wie sich Partnerschaften finden und weiterentwickeln."