In diesen Tagen, Wochen und Monaten sind Umweltthemen in aller Munde. Hitze-Sommer, Greta Thunberg und die Freitags-Demos von Schülern sind nur drei Dinge, über die die Medien berichten. All das ist zurückzuführen auf die Klimaerwärmung, die dem Platen nachweislich schadet. Noch vor ein paar Jahren war die Diskussion rund um Umweltthemen nicht so ausgeprägt. 2015 etwa, als die damalige RTL-Moderatorin Janine Steeger mit der Ankündigung überraschte, den Sender zu verlassen, um sich "relevanteren Inhalten" zu widmen. Sie meinte damit eben solche Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen. 

Bis dahin arbeitete Steeger in ihrem Traumberuf, seit 2008 moderierte sie das Boulevard-Magazin "Explosiv" und auch in den Jahren davor war sie allen voran im Boulevard tätig. 1998 stieg sie mit einem Praktikum bei "taff" in die Branche ein. "Der Job bei RTL war mein absoluter Traumberuf. Ich habe schon als Teenagerin immer gesagt, dass ich die nächste Barbara Eligmann werden will", sagt Steeger heute im Gespräch mit DWDL.de. Es sei auch keineswegs einfach gewesen, die sichere Festanstellung aufzugeben. "Viele Freunde und Familienangehörige konnten nicht verstehen, dass ich ohne Plan B kündige."

Doch warum genau gab Steeger 2015 ihren Traumberuf auf? "Der Entscheidungsprozess hat viele Monate gedauert. Auslöser war 2011 die Fukushima-Katastrophe. Da saß ich schwanger auf dem Sofa und habe mir zum ersten Mal ganz essenzielle Fragen gestellt. Das war für mich eine völlig neue Situation." Steeger veränderte danach im Privaten vieles, sie konsumierte nachhaltiger und weniger und wechselte auch den Stromanbieter. Ein großer Schritt war die Abschaffung des eigenen Autos. Auch beruflich wollte sich die Moderatorin dann mehr mit Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen als mit Brust-OPs und anderen Nichtigkeiten beschäftigen. 

Aus Janine Steeger wird "Green Janine"

On Air konnte sie sich aber nicht so stark entwickeln, wie sie sich das gewünscht hätte, sagt sie heute. "Mein Ziel war ein Format, das sich mit der Thematik Nachhaltigkeit beschäftigt." Und auch eine interne Umweltschutzgruppe konnte bis auf den doppelseitigen Druck von Papier wenig umsetzen, die Lobby für entsprechende Themen war innerhalb der Mediengruppe RTL schlicht zu klein. Den endgültigen Entschluss zu kündigen fasste sie 2015 am ersten Tag nach einem Urlaub. Dort musste Steeger eine Boulevard-Meldung so anmoderieren, wie sie es selbst wohl nicht gemacht hätte. Doch der Chef überstimmte sie, danach hatte sie keine Lust mehr. "Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Daran hatte aber niemand Schuld, das war einfach meine persönliche Entwicklung. Diesen Moment habe ich gebraucht", sagt sie. 

Heute arbeitet Steeger als Moderatorin, Medientrainerin und Speakerin im Umweltschutzbereich. Aus der Boulevardjournalistin ist "Green Janine" geworden - unter diesem Namen tritt sie häufig auf. Doch anfangs war es für sie gar nicht so leicht, in der neuen Branche Fuß zu fassen. Ihr schlugen Vorurteile entgegen. "Einige Leute in der grünen Szene haben sich gefragt, was die von RTL da auf einmal will. Da musste ich Nachweise liefern", sagt Steeger, die dann auch nochmal ein Fernstudium im betrieblichen Umweltmanagement und der Umweltökonomie absolvierte. 

"Ich lebe natürlich nicht mehr auf dem finanziellen Niveau wie zu RTL-Zeiten."
Janine Steeger

Inzwischen kann sie gut von ihrem neuen Job leben und ist glücklich. Sie habe aber von Anfang an für Moderationen und andere Auftritte Geld verlangt, von dem Sie leben habe können, erzählt die ehemalige Boulevard-Journalistin. Dadurch musste sie auch immer wieder Veranstaltungen absagen, weil für gewisse Dinge im Bereich Umweltschutz nach wie vor kein Geld vorhanden ist. "Ich lebe natürlich nicht mehr auf dem finanziellen Niveau wie zu RTL-Zeiten. Das ist aber überhaupt nicht schlimm, denn ich habe gemerkt, dass man auch mit deutlich weniger Geld sehr gut leben kann", sagt Steeger, die nach eigenen Angaben auch andere Menschen dazu bringen will, etwas in ihrem Leben zu verändern. Sie selbst reist zu ihren Vorträgen und Moderationen nicht nur fast ausschließlich mit der Bahn, trägt dabei auch nachhaltige Kleidung und hat ein Konto bei einer ethisch korrekten Bank. 

Auch die Mediengruppe RTL bewegt sich inzwischen

Auch bei RTL gab es bekanntlich in der jüngeren Vergangenheit ein Umdenken. Gerade erst gab es bei der Mediengruppe RTL eine groß angelegte Umwelt-Themenwoche (DWDL.de berichtete). "Auch bei RTL hat man verstanden, dass man sich dem Thema Nachhaltigkeit nicht mehr verschließen kann. Sowohl intern als auch auf dem Schirm. Damals war das noch nicht so", sagt Steeger.  

Janine Steeger bei Explosiv

Janine Steeger war lange das Gesicht von RTL-"Explosiv".

Grundsätzlich sei das Thema Nachhaltigkeit in den Massenmedien auch sehr gut aufgehoben, sagt Steeger. "Ich bewege mich mit den Veranstaltungen, die ich moderiere, oft in der Nische", sagt sie. Aber es gehe ja darum, ein möglichst großes Publikum anzusprechen. "Inzwischen lassen sich alle viele Journalisten auf das Thema ein. Aber im Grunde genommen ist das alles noch viel zu wenig." Auch bei den Öffentlich-Rechtlichen würden viele Filme und Reportagen zu dem Thema oft zu Randzeiten versteckt werden. 

2020 kommt ein Buch von Steeger

Steeger wünscht sich im Sinne von Constructive News "mehr Positives". Es gehe vor allem darum, Lösungsansätze aufzuzeigen und positive Beispiele von Menschen und Unternehmen sichtbar zu machen. Der Boulevard fehle ihr heute gar nicht mehr, sagt Steeger gegenüber DWDL.de. Für die Moderation eines täglichen Boulevard-Magazins hätte sie heute aber wohl auch gar keine Zeit mehr. Gerade erst hat der oekom Verlag angekündigt, dass Steeger ein Buch schreiben wird, das schon Anfang 2020 erscheinen soll. Darin soll es um ihren Weg vom Boulevard hin zur Nachhaltigkeit gehen, aber auch um das Leben in der Zukunft. Darüber hinaus bastelt Steeger an ihrer Seite futurewoman.de, wo sie Frauen auflistet, die sich bei bestimmten Umwelt-Themen besonders gut auskennen. Also eine Art Datenbank, um Frauen in der Nachhaltigkeit besser sichtbar zu machen. Von Brust-OPs und anderen Boulevard-Meldungen könnte Steeger damit heute kaum weiter entfernt sein.