In der Karriere von TV-Moderatorin Nela Lee gibt es ein großes Missverständnis. Als sie 2014 nach fünf Jahren "taff" verließ, um bei RTL anzuheuern und "Adam sucht Eva" zu moderieren, sah das erst nach dem nächsten Karriereschritt aus. Zur zweiten Staffel der Nackt-Datingshow schaffte RTL den Moderations-Posten ab. Das sah so aus, als habe der Sender auch Nela Lee abserviert. Heute ist sie überhaupt nicht mehr im Fernsehen zu sehen und betreibt stattdessen einen Youtube-Channel. War es also ein Fehler, "taff" zu verlassen, wo sie sehr regelmäßig zu sehen war und auch dadurch erst so richtig bekannt wurde? 


Im Gespräch mit DWDL.de erklärt Nela Lee ihre Sicht der Dinge: "Für mich war das damals alles total logisch. Als das Angebot von RTL kam, wollte ich die Sendung sofort moderieren." Sie habe nach fünf Jahren einfach etwas anderes machen wollen, sie habe sich bei der Boulevard-Sendung nicht mehr weiterentwickeln können. In einem ihrer Youtube-Videos sagte sie einmal, dass sich "taff" für sie irgendwann wie "Fließbandarbeit" angefühlt habe. 

"Ich habe gerne viel mit unterschiedlichen Leuten zu tun, ich mag die Abwechslung. Bei ‘taff’ gab es aber immer den gleichen Ablauf, das liegt ja in der Natur einer solchen Sendung. Dort ist jeder Tag gleich. Das hat sich für mich nach fünf Jahren wie Fließbandarbeit angefühlt. Auch die Einspieler haben sich irgendwann wiederholt", sagt sie gegenüber DWDL.de. Neue Sendungen wie "Adam sucht Eva" seien immer auch ein Risiko, sagt Nela Lee heute. "Für mich war klar: Ich mache dieses Projekt ein Mal und konzentriere mich danach auf Social Media." Eine Sendung wie "Adam sucht Eva" würde für Nela Lee heute auch gar nicht mehr funktionieren, schließlich kam 2016 ihr Sohn zur Welt. Und sechs Wochen in der Südsee ohne richtig funktionierendes Internet seien schon damals eine Herausforderung gewesen. 

Schon zu ProSieben-Zeiten hatte sich Nela Lee in den sozialen Netzwerken einen Namen gemacht, zunächst bei Twitter, später auch bei Instagram und Youtube. Heute ist Social Media ihr vorrangiges Betätigungsfeld, als Influencerin sieht sie sich aber nicht. "Ich habe mich noch nie als Influencerin verstanden. Im Herzen bin ich eine Moderatorin. Ob ich das im Fernsehen, auf einer Veranstaltungsbühne oder vor meiner Kamera zu Hause mache, ist egal. Ich tausche mich mit den Leuten aus und vermittle Wissen und Informationen." Eigentlich sei ihr Job heute gar nicht so sehr anders im Vergleich zu früher, sie habe nur die Kanäle gewechselt, so Lee. 

Von Fahrradschläuchen und Make-Up-Videos

Inzwischen lebt die Moderatorin mit ihrer Familie in Bukarest und nimmt ihrer Follower regelmäßig mit auf Streifzüge durch die Stadt. Da werden Fahrradschläuche gesucht oder Spielplätze abgeklappert. "Fernsehen ist toll und ich liebe Fernsehen. Aber dort gelten eben auch immer ganz viele Regeln, auf meinen eigenen Kanälen kann ich mich ausleben und das tun, was mich wirklich interessiert." Derzeit geht es Nela Lee darum, Vorurteile gegenüber Bukarest bzw. Rumänien abzubauen. "Ich will den Leuten in den nächsten Jahren einen authentischen Einblick in das Leben in Bukarest geben", sagt sie. 

Geld verdient Nela Lee auf Youtube aber überwiegend mit anderen Videos. In diesen gibt sie Wellness-, Kosmetik- oder Make-Up-Tipps, spricht über den Google Assistant oder ein bestimmtes Kreuzfahrt-Unternehmen. Davon kann sie leben und macht nebenbei eben die Videos, die sie besonders interessieren. Es gehe auch immer darum, den Usern einen gewissen Einblick in das Privatleben zu geben. Grenzen ziehen sei dabei wichtig, sagt Nela Lee. So zeigt sie zum Beispiel nie das volle Gesicht ihres Sohnes in den Videos, auch ganz private Einblicke sind tabu. 

"Fernsehen ist toll und ich liebe Fernsehen. Aber dort gelten eben auch immer ganz viele Regeln, auf meinen eigenen Kanälen kann ich mich ausleben und das tun, was mich wirklich interessiert."
Nela Lee

TV-Moderationen kann sich Nela Lee auch künftig vorstellen, dafür müssten aber einige Dinge zusammenkommen. "Ich habe einen Sohn und ich wohne in Bukarest, da kann ich nicht mal eben für die Fashion Week nach Berlin fliegen. Für das passende Projekt, für das mein Herz schlägt, würde ich aber auch wieder nach Deutschland kommen." Sie sei in Interview-Situationen besonders gut, sagt sie. Alles, was sie in der Vergangenheit für das ZDF moderiert habe, habe ihr besonders gut gelegen. Beim öffentlich-rechtlichen Sender war sie kurzzeitig als Backstage-Reporterin bei "Wetten, dass..?" im Einsatz und führte auch bei der Verleihung der Goldenen Kameras Interviews mit den Gewinnern. 

Dauerhaft wäre eine große und aufwendige Social-Media-Präsenz mit einem zeitintensiven TV-Job aber wohl ohnehin kaum zu vereinen. "Wenn man sich ein zweites Standbein aufbauen will, muss man sich an irgendeiner Kreuzung entscheiden." Nela Lee hat sich entschieden - für Social Media und gegen das Fernsehen.