Es war der 3. September 1999, an dem ein Stück Fernsehgeschichte geschrieben wurde. An diesem Tag nämlich nahm die Erfolgsgeschichte von "Wer wird Millionär?" ihren Lauf. Weit mehr als 1000 Ausgaben der Quizshow hat RTL seither ausgestrahlt - und unzählige Nachahmer hervorgerufen. Dass "Wer wird Millionär?" noch immer sendet, hat gute Gründe. Da wäre einerseits Moderator Günther Jauch zu nennen, der die Show zu mehr formte als nur einem schnöden Quiz.

Und es ist die Einfachheit des Konzepts. 15 Fragen bis zur Million, dazu drei Joker. Oder manchmal eben vier. Acht Jahre nach dem Start entschied sich RTL dazu, die sogenannte Risko-Variante einzuführen. Wer den vierten Joker will, muss seither im Gegenzug auf die zweite Sicherheitsstufe verzichten. "Wir haben festgestellt, dass bei den meisten Kandidaten ab den sicheren 16.000 Euro der Ehrgeiz ein wenig nachgelassen hat", erklärte Günther Jauch damals und äußerte die Hoffnung, "das Risiko- oder Zockergen freizulegen".

Die Neuerung half tatsächlich. Ohne viel am Konzept zu ändern, kam dank des möglichen "freien Falls" auf 500 Euro neuer Schwung in die Show. Und bis heute ist der "Zusatz-Joker" äußerst beliebt - wann immer ein Kandidat nicht weiter weiß, kann er einen einzelnen Zuschauer aus dem Publikum auswählen, der von der Richtigkeit der Antwort überzeugt ist. Was allerdings nur wenige wissen: Wer sich für die Risiko-Variante entscheidet, hat auch die Möglichkeit, einen erweiterten Telefonjoker zu verwenden.

Wer wird Millionär?

Günther Jauch stellt seit 1999 die Fragen bei "Wer wird Millionär?"

Der Joker ist allerdings derart unbekannt, dass selbst ein Anruf in der RTL-Pressestelle zunächst Verwirrung stiftete. Eine Recherche ergab wenig später zur Überraschung aller: Es gibt ihn noch. Wie oft genau er gezogen wurde, ließ sich nicht herausfinden - Statistiken darüber existieren nach Angaben eines Sendersprechers nicht. "Wir können nicht mehr sagen, als dass er ein paar wenige Male benutzt wurde." Dass der Joker nicht häufiger Verwendung findet, könnte auch daran liegen, dass er seit Jahren quasi totgeschwiegen wird. Wann immer ein Kandidat die Risiko-Variante wählt, wird auf den "Zusatz-Joker" hingewiesen, nicht aber auf die Möglichkeit, den Telefonjoker zu erweitern.

Doch wie genau funktioniert dieser erweiterte Joker überhaupt? Glaubt ein Kandidat, dass seine Telefonjoker zu Hause die gestellte Frage nicht beantworten können, kann er eine beliebige Stadt benennen. Dort wird dann per Zufallsgenerator eine unbekannte Person angerufen, die 30 Sekunden Zeit bekommt, um eine Antwort abzugeben. Kurz nach der Einführung im September 2007 wurde diese Art des Telefonjokers erstmals verwendet - eine Berlinerin wusste, dass die Berliner Siegessäule früher einen anderen Standort hatte und half auf diese Weise dem Kandidaten im Studio.

"Ask the Host" beflügelt das Original

Verglichen mit anderen Ländern hat sich "Wer wird Millionär?" in Deutschland vergleichsweise wenig verändert. Besonders in den USA, wo die Show lange in der Daytime lief und erst vor wenigen Monaten eingestellt wurde, hatte das Konzept zwischenzeitlich nur noch sehr wenig mit der ursprünglichen Version gemein. Nicht einmal die prägende Musik blieb erhalten. Im Gegenzug wurden die Sicherheitsstufen und nahezu alle Joker abgeschafft und der Schwierigkeitsgrad der Fragen zufällig ausgewählt, ein anderes Mal ging es auf Zeit - so wie im Übrigen zeitweise auch in Großbritannien, dem Ursprungsland von "Who wants to be a Millionaire?".

Mit der Zeit entschieden sich die Briten zudem dazu, die Zahl der Fragen zu reduzieren - am Ende genügten zwölf Fragen bis zur Million. Nach einer mehrjährigen Pause kehrte die Quizshow im vorigen Jahr übrigens wieder ins britische Fernsehen zurück - mit dem früheren "Top Gear"-Star Jeremy Clarkson als Moderator und mit dem ursprünglichen 15-Fragen-Konzept. Das funktioniert erstaunlich gut, auch weil Clarkson die Show ganz anders präsentiert als sein doch recht steifer Vorgänger Chris Tarrant.

Und auch ein neuer Joker brachte "Millionaire", wie die Briten den Quiz-Klassiker kurz nennen, frischen Wind. "Ask the Host" nennt sich der vierte Joker, der den Kandidaten nun zur Verfügung steht. Wer nicht weiterweiß, kann Jeremy Clarkson befragen - woraufhin ein Spot auf den Moderator gerichtet wird und diesen regelmäßig ins Schwitzen bringt. Es ist ein gern gezogener Joker, im Gegensatz zum erweiterten Telefonjoker in Deutschland. Weshalb dieser bis heute kaum Beachtung findet, ist unklar. Sicher ist dagegen: Wer ihn wählt, dürfte alle überraschen - vielleicht sogar Günther Jauch.

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