Gerade erst hat die ARD angekündigt, verstärkt in Formate investieren zu wollen, die ausschließlich für die Mediathek konzipiert werden. Das ZDF ist hier schon einen Schritt weiter. Mit "Heroes – Aus dem Leben von Comedians" startet der Sender von diesem Donnerstag an ein Format, das "Mediathek" first entwickelt wurde. Dabei handelt es sich um eine "Doku-Show", was zunächst einmal ungewöhnlich klingt. Tatsächlich steht im Zentrum jeder Folge das Aufeinandertreffen eines jungen Comedians mit seinem Idol im Mittelpunkt, ehe am Ende ein Stand-up-Auftritt vor großem Publikum steht – der Übergang beider Genres ist also fließend.

"Die ZDF-Mediathek entwickelt sich mehr und mehr zum eigenen Player", erklärt ZDF-Redakteurin Isa Ostertag im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. Gerade im Fernsehen entwickle man Formate häufig für eine breitere Zielgruppe. "Mit 'Heroes' hatten wir dagegen von Beginn an die spezifische Zielgruppe der Mediathek im Blick und damit vor allem die 30- bis 40-Jährigen." Gerne dürfe es aber auch noch ein bisschen jünger sein, fügt Ostertag mit Blick auf die avisierte Zuschauerschaft hinzu. 

Dass sich das ZDF der Comedy widmet, ist dabei keineswegs Zufall, sondern den Erfahrungen mit Formaten wie der "heute-show" und dem "Neo Magazin Royale" geschuldet. "Um etwas Neues auszuprobieren, gerade mit jungen Künstlern, ist die Mediathek wie gemacht", findet die Redakteurin. "Genau dort erreichen wir das Comedy-affine Publikum, das sich für die Protagonisten und das Thema Stand-Up interessiert", ergänzt ihr Kollege Christian Kleinau. "Das ermöglicht es uns, einen Audience-Flow herzustellen und Zuschauer auf das Format aufmerksam zu machen, auch wenn sie vielleicht gar nicht explizit danach gesucht haben." 

Helfen sollen Verlinkungen am Ende dieser Sendungen, aber auch bildstarke Teaser, die die prominenten Protagonisten in den Vordergrund stellen. Dazu zählen Serdar Somuncu, Michael Mittermeier, Cordula Stratmann, Christian Ulmen, Till Reiners und Enissa Amani – klar, dass das ZDF auch von deren Community profitieren möchte. "All diese Assets, die man braucht, von Social Snippets bis hin zur Frage, wie die Vorschaubilder in der Mediathek aussehen, haben wir von der ersten Minute an mitgedacht und in alle Planungsebenen der Produktion miteinbezogen", sagt Jochen Voß, der einst schon dafür sorgte, die "heute-show" im Netz voranzubringen und nun bei der Produktionsfirma Turbokultur als Associate Producer tätig ist.

Martin Danisch und David Hadda© Turbokultur
Turbokultur ist auch jene Firma, die hinter den erfolgreichen Funk-Formaten "Deutschland 3000" und "Bohemian Browser Ballett" steht. Die Ausgangsfrage für "Heroes" war es nun, wie Comedians ticken und woher sie das Material für ihre Jokes beziehen, erklärt Geschäftsführer David Hadda (Foto, links). "Es geht also um die Innensicht von Comedians und ihre Weltsicht. Dafür haben wir gezielt aufstrebende Talente ausgesucht, die Comedy als eine Lebenshaltung verstehen und sie nach ihren Vorbildern und Einflüssen gefragt. So entstand eine tiefgründige und unterhaltsame Begegnung auf Augenhöhe."

Dass am Ende eine "Doku-Show" herausgekommen ist, hängt damit zusammen, dass es den Machern wichtig war, Stand-up-Comedy als Kunstform zu zelebrieren – und dafür braucht es nun mal eine große Bühne und einen "Look, der internationalen Standards entspricht", wie Hadda betont. "Generell wurde Comedy bisher in Deutschland über viele Jahre hinweg gleichförmig inszeniert", erklärt er im Gespräch mit DWDL.de. "Glücklicherweise vollzieht sich langsam ein Wandel, auf den wir gerne den Scheinwerfer legen wollen." Erste Einblicke in das Format zeigen, dass das durchaus gelungen ist.

Das Projekt selbst besteht allerdings nicht nur aus sechs Mediatheks-Folgen. Darüber hinaus will das ZDF einige Teile des Programms auch auf seinem Comedy-Kanal bei YouTube veröffentlichen. Auch die Facebook-Seite von ZDFkultur soll eine Rolle spielen. Mit 3sat ist dann allerdings doch noch ein klassischer TV-Sender involviert – hier soll zu einem späteren Zeitpunkt eine veränderte Version von "Heroes" ausgestrahlt werden. Ohnehin zeigen sich die Turbokultur-Macher keineswegs vom Fernsehen abgeneigt. "Für uns ist das Fernsehen vor allem aus Budgetgründen interessant, denn hier fließt das mit Abstand meiste Geld", weiß Haddas Geschäftsführer-Kollege Martin Danisch (Foto, rechts).

Inhaltlich sei die Plattform für die Produktionsfirma allerdings zweitrangig. "Am wichtigsten ist es, den passenden Ausspielweg zu finden, um seine Zielgruppe zu erreichen", sagt er. "Die große Frage bleibt aber immer noch, wie die Zuschauer die Inhalte finden. Social Media Assets, Kampagnen oder andere Maßnahmen sind keine Garantie für starke Zuschauerzahlen." Sollte "Heroes" nicht entdeckt werden, hat es zumindest nicht am Aufwand gelegen.

Mehr zum Thema