Wenn Christine Westermann und Frank Plasberg noch einmal gemeinsam für die "Aktuelle Stunde" vor der Kamera stehen, dann muss schon etwas Besonderes passiert sein. Am Samstag präsentierte das Moderatoren-Duo die letzte Ausgabe des WDR-Magazins aus Düsseldorf - 28 Jahre nachdem die beiden durch die erste Ausgabe aus der Landeshauptstadt führten. Damals habe es ein Wehklagen gegeben, weil die Redaktion keinen Domblick mehr hatte. "Nun ist es genau umgekehrt, weil die Kolleginnen und Kollegen den Rheinblick in Düsseldorf vermissen werden", sagt Stefan Brandenburg.

Seit Mitte des Jahres fungiert Brandenburg als Leiter des neuen crossmedialen Programmbereichs Aktuelles, in dem neuerdings die gesamte aktuelle Berichterstattung für Hörfunk, Fernsehen und Online verortet ist. Damit verbunden ist auch ein gemeinsamer Newsroom - und weil der in Köln ist und nicht in Düsseldorf, zieht die "Aktuelle Stunde", aber auch "WDR aktuell" von diesem Sonntag an nach Köln. "Das ist ein ziemlicher Kraftakt", erzählt Brandenburg im Gespräch mit DWDL.de und erklärt, etwas im Zeitplan gehangen zu haben, weil die IT-Infrastruktur an einigen Stellen noch hakte.

Stefan Brandenburg© WDR/Linda Meiers
Mit Verzögerungen kennt sich der WDR allerdings aus, schließlich war ursprünglich geplant, den neuen Newsroom im ehemaligen Filmhaus unterzubringen. Doch vom "Haus der Aktualität", das der Sender schon vor vier Jahren ankündigte, ist noch nicht viel zu sehen. Der geplante Umbau wird nicht nur deutlich teurer, sondern verzögert sich nun mindestens bis zum Jahr 2024. So lange habe man aber nicht warten wollen, betont Stefan Brandenburg (Foto). "Wir haben uns daher entschieden, interimsmäßig in die WDR-Arkaden zu gehen, weil wir sonst circa fünf verlorene Jahre mit Doppelstrukturen in Köln und Düsseldorf gehabt hätten."

Nun muss die Redaktion allerdings in Kauf nehmen, über drei Etagen verteilt zu sein und etwas weitere Wege bis zu den Studios jenseits der viel befahrenen Nord-Süd-Fahrt zu haben - ideal ist das sicher nicht. Doch nach Auffassung der WDR-Verantwortlichen ist der Schritt alternativlos. Im Fernsehen und Radio sei man noch immer erfolgreich, "da können und wollen wir nicht kürzen", sagt Brandenburg. Im Digitalen hinkt der WDR dagegen noch hinterher. "Weil wir parallel dazu einen Planstellenabbau zu verkraften haben, haben wir es mit einer Gleichung zu tun, die ohne Veränderungen nicht aufgeht. Wir kommen nur weiter, wenn wir radikal an die Strukturen gehen."

Themen-Teams für bessere Inhalte

Erklärtes Ziel ist es, einen einheitlichen Nachrichtenstand über das ganze Haus hinweg zu gewährleisten. "In der alten Welt mussten sich in besonders schwierigen aktuellen Lagen manchmal verschiedene Chefredakteure erst abstimmen - was natürlich bei dem vorhandenen extremen Zeitdruck nicht immer ganz einfach war", betont der Chef des Aktuellen. "Da kam es vor, dass die ersten Veröffentlichungen schon erschienen sind, bevor es überhaupt eine Telefonkonferenz gab – im schlechtesten Fall dann auch noch mit unterschiedlichen Entscheidungen an unterschiedlichen Standorten."

So etwas soll in Zukunft nicht mehr vorkommen. Doch es geht dem WDR um mehr, etwa um bessere Inhalte. Dafür sollen sogenannte "Themen-Teams" sorgen, die sich in Zukunft immer dann bilden sollen, wenn mindestens zwei Redakteure an demselben Thema arbeiten. Dazu kommt, dass es sich der WDR auf die Fahnen geschrieben hat, mehr als bisher eigene Themen zu setzen. "Deshalb haben wir jetzt noch einmal unsere Themen-Planung verstärkt, haben wir eine Einheit gegründet, die sich 'Agenda und Planung' nennt. Hier hinein wollen wir einige Ressourcen verschieben."

Generell ist geplant, das durch die Umstrukturierung erwirtschaftete Geld ins Programm zu investieren, allen voran in digitale Inhalte. In den nächsten zwei Jahren sollen daher neue Produkte an den Start gebracht werden. Jetzt liegt der Fokus allerdings erst mal auf den klassischen TV-Formaten, allen voran auf der "Aktuellen Stunde", der die Zuschauer durchaus ansehen sollen, dass sie fortan aus Köln gesendet wird. Und doch fällt der Abschied aus Düsseldorf schwer. "Das Funkhaus besaß eigentlich eine ideale Größe. So groß, dass man professionell arbeiten konnte, aber auch so klein, dass eine Mannschaft da sehr gut zusammenwachsen konnte", so Stefan Brandenburg zu DWDL.de.

Über fast drei Jahrzehnte arbeiteten Produktion und Redaktion gewissermaßen Hand in Hand. Verständlich, dass mancher wehmütig wird, darunter auch der Chef. "Ich habe so viele aktuelle Ereignisse im Düsseldorfer Funkhaus erlebt – nie musste man an all diesen Tagen telefonieren und die Leute auffordern zu kommen. Das ging automatisch: Plötzlich waren Büros und Studio voll, egal ob am Samstagabend oder Sonntagfrüh." Einen Nachmieter gibt es bislang nicht, nachdem das ZDF von entsprechenden Umzugsplänen wieder Abstand genommen hat. Zunächst sollen sich die verbleibenden Redaktionen im ersten Halbjahr 2020 neu sortieren. "Wir eruieren derzeit den Markt, um geeignete Mieter für die freien Flächen zu finden", heißt es vom WDR.