Mathias Bork © QVC/Jurga Graf QVC-Chef Mathias Bork
Die Auswirkungen des Coronavirus auf die Medien- und Fernsehbranche sind unumstritten, aber auch Teleshopping-Kanäle, die nicht so sehr von Werbeeinnahmen abhängig sind, mussten in den vergangenen Monaten ihr Geschäft anpassen. Anders als klassischen TV-Sendern ging es der Teleshopping-Branche über weite Teile hinweg aber deutlich besser. "Wir haben im Verlauf der Pandemie über all unsere Verkaufskanäle hinweg eine gesteigerte Nachfrage besonders in den Bereichen Elektronik, Haushalt und Küche sowie Beauty verzeichnen können", sagt etwa Mathias Bork, CEO QVC Deutschland, im Gespräch mit DWDL.de. 

Der Grund für den Boom des Teleshoppings ist recht offensichtlich: Durch den Lockdown verbrachten die Menschen mehr Zeit zu Hause und hatten so mehr Zeit, um bei QVC oder anderen Sendern einzukaufen. Hinzu kommt die Tatsache, dass in der Hochphase der Krise im Frühjahr zahlreiche Geschäfte schließen mussten. Online-Shopping und das Einkaufen via TV waren aber nach wie vor möglich - auch das hat die Geschäfte angekurbelt. 

Starkes Wachstum bei QVC und 1-2-3.tv

Jörg Simon © 123tv/Roman Metz 123.tv-Geschäftsführer Jörg Simon
Man habe auf die gesteigerte Nachfrage entsprechend kurz reagieren können, sagt QVC-Chef Bork, der sich zu konkreten Zahlen, auch auf Jahressicht, aber nicht äußern will. Anders sieht das bei 1-2-3.tv aus. Deren Geschäftsführer Jörg Simon erklärt gegenüber DWDL.de, dass man bereits seit 2019 deutlich stärker als der restliche Teleshopping-Markt wachse. "Auch 2020 begann für uns mit einem deutlichen Wachstum, und während des Lockdowns erhielten wir weiteren Rückenwind", so Simon. 2020 wird für 1-2-3.tv voraussichtlich das erfolgreichste Geschäftsjahr in der Geschichte werden, sagt der Geschäftsführer. Man rechne mit mehr als 20 Prozent Wachstum, der Umsatz soll bei über 150 Millionen Euro liegen. In Zeiten, in denen etliche Unternehmen froh sein können, wenn ihr Umsatzeinbruch nicht allzu hoch ausfällt, ist das eine Hausnummer. 

Für 1-2-3.tv hat sich in den vergangenen Monaten ohnehin viel verändert. Seit April 2019 ist Simon, der zuvor viele Jahre in den Diensten von HSE24 stand, Geschäftsführer, im gleichen Jahr wurden die Studios runderneuert und der Fokus auf die für den Sender typischen Auktionen gelegt. Inzwischen gibt es mehr Auktionen pro Stunde als früher, das soll den Kunden Abwechslung bieten. Doch die Corona-Krise hat sich auch im Programm der Teleshopping-Sender niedergeschlagen. Bei 1-2-3.tv etwa setzte man das neue Format "1-2-3 Supermarkt@home" auf, bei dem die Zuschauer Lebensmittel und Drogerie-Artikel kaufen konnten. Das Programm konnte aber wie geplant produziert werden, auch bei QVC. Lediglich bei QVC Zwei wurde die Anzahl der Live-Sendungen kurzfristig reduziert. 

QVC-CEO Mathias Bork erwartet auf lange Sicht Veränderung des Einkaufsverhaltens der Deutschen, das sei unausweichlich. "In vielen Bereichen ist durch die Krise eine Verschiebung von stationär zu online zu verzeichnen." Der Schlüssel des eigenen Erfolgs sei das Omnichannel-Modell und die Nähe zum Kunden. "Wachstumstreiber ist dabei das E-Commerce-Geschäft", so Bork. Und auch Jörg Simon von 1-2-3.tv will die Digitalisierungsstrategie erweitern und das Portfolio vertiefen. "Beides erweist sich als wesentlicher Business-Faktor." Online ist also nicht nur Amazon ein großer Profiteur der Krise, es sind auch Teleshopping-Sender. Bei 1-2-3.tv liegt der Online-Anteil des Umsatzes bei mittlerweile rund 30 Prozent, Tendenz steigend. 

Aber es gibt auch Verlierer in der Krise

Doch neben QVC und 1-2-3.tv gibt es auch im Bereich des Teleshoppings die Sender, die besonders hart von der Krise getroffen wurden. Dazu gehört Sonnenklar.TV und damit ein Sender, dessen Geschäft es ist, Urlaubsreisen zu verkaufen. Durch den Lockdown und die weltweiten Reisewarnungen war das in den vergangenen Monaten aber gar nicht so einfach. "Andere Teleshoppingsender haben in den Corona-Zeiten sicher von den vielen Daheimgebliebenen profitiert. Da wir aber Urlaub verkaufen, hat uns Corona infolge der weltweiten Reisewarnung stark getroffen", sagt Andreas Lambeck, Geschäftsführer von Sonnenklar.TV gegenüber DWDL.de. Es herrsche eine große Verunsicherung bei den Zuschauern, wann und wohin sie überhaupt noch reisen können, so Lambeck. Man habe deshalb viele Stornos bekommen, Buchungen seien nur vereinzelnd getätigt worden.

Andreas Lambeck © Sonnenklar.TV/Tatjana Kunath Sonnenklar.TV-Chef Andreas Lambeck
In einer ersten Reaktion auf das Virus hatte Sonnenklar.TV Mitte März seine Showgala "Goldene Sonne" abgesagt, dort werden seit drei Jahren jährlich bedeutende Persönlichkeiten der Tourismus- und Medienbranche geehrt. Im Programm setzte man während dieser Zeit auf Themensendungen und Reisedokus. "Dadurch haben wir zwar nicht mehr Buchungen generiert, aber Urlaubsinspirationen für unsere Zuschauer geschaffen und in schwierigen Zeiten zum Träumen für kommende Reisen angeregt", sagt der Sonnenklar.TV-Chef. Als die Restriktionen weniger wurden, habe man verstärkt auf "erdgebundene Reisen" gesetzt und eine Aufbruchsstimmung erlebt. "Die Menschen haben aufgeatmet, wieder fleißig gebucht, sodass wir an einzelnen Tagen wieder sehr gute Umsätze erzielen konnten." Als dann wieder vermehrt Reisewarnungen ausgesprochen wurden, ging auch das Geschäft wieder zurück. Ein weiteres Buchungstief erlebte Sonnenklar.TV schließlich, als die Bundesregierung ein zweites Mal vor Reisen nach Mallorca warnte.

Da wir Urlaub verkaufen, hat uns Corona infolge der weltweiten Reisewarnung stark getroffen.
Sonnenklar.TV-Chef Andreas Lambeck

Man stehe vor der größten Herausforderung, die der Tourismus jemals zu bewältigen hatte, sagt Lambeck. Bei Sonnenklar.TV wurde im April Kurzarbeit eingeführt, dennoch bleibe man optimistisch und plane neue Formate und eine Kampagne mit Harry Wijnvoord. Seit wenigen Wochen hat man in all seine Angebote zudem einen kostenfreien Corona-Reiseschutz eingebaut. Damit will man den Zuschauern die Angst vor einer Buchung nehmen. Grundsätzlich glaubt Lambeck aber nicht daran, dass die Krise den Deutschen das Reisen nachhaltig vermiesen wird. Es sei eine Tatsache, dass sich die Menschen im Land ihre Reiselust nicht so leicht verderben lassen würden. "Sobald die Reisewarnungen für bestimmte Länder wieder aufgehoben werden, ist die Urlaubslust stärker denn je." Klar ist aber auch: Das verloren gegangene Geschäft wird Lambeck künftig wohl nicht durch ein Plus an Buchungen aufholen können, da geht es ihm wie vielen Unternehmern in Deutschland.