Ausführlich wie nie haben wir in den vergangenen drei Wochen Bildschirmheldinnen und -helden gefeiert. Doch zu jedem Jahresrückblick bei DWDL.de darf seit 2008 der Goldene Günter nicht fehlen: Mit dem charmantesten Negativ-Preis der Branche ehrt die Redaktion des Medienmagazins DWDL.de die Peinlichkeiten des vergangenen Medienjahres. Eine Auszeichnung, die Personen, Marken und Unternehmen gebührt, deren Leistungen in den vergangenen zwölf Monaten "ziemlich ui-jui-jui" waren.

Ihren Ursprung hat diese Auszeichnung in einer Aussage des ehemaligen ARD-Programmdirektors Günter Struve. Dieser hatte einst einen gewagten Auftritt der Künstlerin Lady Bitch Ray in der damaligen Show „Schmidt & Pocher" nachträglich mit den zum Kult gereiften Worten kommentiert: Jene Sendung sei "ziemlich ui-jui-jui" gewesen. In dieser Tradition verleiht das Medienmagazin DWDL.de nun schon zum 13. Mal den Goldenen Günter in bierernsten Kategorien. Populismus, Fehltritte, Enttäuschungen und Eskalation beschreiben das Spektrum der diesjährigen Gewinner.

Diese würdigen Gewinner wurden wie jedes Jahr durch Vorschläge von Leserinnen und Lesern des Medienmagazins DWDL.de ermittelt, aus denen die DWDL.de-Redaktion die "schönsten" Fehltritte ausgesucht hat und mit einem Goldenen Günter ehrt. Die ultimative Peinlichkeit des Jahres wählen jetzt allerdings Sie, die Leserinnen und Leser des Medienmagazins DWDL.de: Bis einschließlich 26. Dezember 23.59 Uhr haben Sie am Ende dieses Artikels die Chance zur Abstimmung und wählen unter unseren elf Goldenen Günter-Preisträgern den Super-Günter, die ultimative Peinlichkeit des Medienjahres.

Und los geht's...

Deutschland sucht den Superstar © TVNow

Der Goldene Günter in der Kategorie "Show des Jahres" geht an...

"Deutschland sucht den Superstar"

Die größte Bühne für die zweifelhaftesten Namen in der deutschen Fernsehunterhaltung dieses Jahres gehörte ohne Zweifel "Deutschland sucht den Superstar" - und das begann nicht erst mit Xavier Naidoo. Im Januar übte sich Dieter Bohlen in Journalistenschelte als eine Kandidatin der Show erwähnte, sie studiere Journalismus. "Willst du so eine freche Journalistin werden?", fragte Bohlen und setzte, offenbar vom Frust über unsägliche Yellow-Press nach: "Die verbreiten ja eigentlich nur Lügen. Nonstop."

Im März dann flog RTL, UFA Show & Factual und der Sendung selbst die Personalie Xavier Naidoo um die Ohren als Videos mit wirren Verschwörungstheorien von ihm auftauchten. Der Sender reagierte zwar schnell, doch in den Jahren zuvor störte sich niemand in der Mediengruppe an den längst bekannten, fragwürdigen Ansichten des Sängers. Erbärmlich war dann noch, wie Dieter Bohlen sich in der ersten Live-Sendung nach der Trennung um ein klares Statement zu Naidoo drückte. 

Aber als hätte das "Deutschland sucht den Superstar"-Jury-Personal in diesem Jahr nicht schon genug Quatsch von sich gegeben, dreht im Herbst dann der neue Juror Michael Wendler völlig ab - und folgt Naidoo in die Untiefen wirrer Verschwörungstheorien. "DSDS", eine traurige Bühne für schräge Gestalten. Was in den vergangenen Jahren für manche Kandidaten galt, trifft im Jahr 2020 auf die zu, die auf der anderen Seite sitzen und vermeintlich klüger sein sollen: Die Juroren. Möglicherweise eine Langzeitfolge der Strategie, bei der Sendung angefangen beim Casting weniger auf Talent als erklärtermaßen auf ungewöhnliche Persönlichkeiten zu setzen.

 

Politik am See © RBB

Der Goldene Günter in der Kategorie "Interview des Jahres" geht an...

"Politik am See" mit Andreas Kalbitz

In wohl jeder Redaktion dieses Landes ist schon mal darüber diskutiert worden, wie man mit der AfD umgeht. Wie man es nicht macht, hat in diesem Jahr der RBB gezeigt. Im Rahmen der seichten Interview-Reihe "Politik am See" interviewte man Politiker vor malerischer Kulisse, so auch den damaligen AfD-Fraktionschef im Brandenburger Landtag, Andreas Kalbitz. Trotz seiner rechtsextremen Vergangenheit wurde er mit Samthandschuhen angefasst und durfte im klassischen Sommerinterview-Business-as-usual über die Landespolitik und Corona-Maßnahmen schwadronieren. Inzwischen wurde er aus der Partei ausgeschlossen.

RBB-Chefredakteur Christoph Singelnstein räumte später ein, dass man viel über Kalbitz und Rechtsextremismus recherchiert habe, dieses Wissen aber nicht genügend in die Sendung eingeflossen sei. Das Interview mit Kalbitz machte aber auch ein grundsätzliches Problem von Sommerinterviews deutlich: Die Distanz und das kritische Nachfragen fehlt leider oft bei solchen Formaten, die sich bewusst menschelnd geben wollen. Zumindest im Nachhinein war man konsequent: Die "Politik am See"-Reihe soll es 2021 nicht mehr geben.

 

Joko & Klaas © imago / Chris Emil Janßen

Der Goldene Günter für den "Ärgerlichsten Fehltritt des Jahres" geht an

Joko Winterscheidt, Klaas Heufer-Umlauf und Florida Entertainment

Ausgerechnet an jenem Tag, an dem bekannt wurde, dass Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf für ihre 15 Live-Minuten mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet werden, crashte ein junges NDR-Team des funk-Magazins "STRG_F" die Party und zählte auf, dass in Shows des Duos in einzelnen Fällen nicht alles so stattfand, wie es den Anschein hatte. Die Antwort von ProSieben kam einige Stunden später leicht verschnupft daher und auch auf Seiten der Produktionsfirma Florida TV übte man sich bei der Einordnung des halbstündigen Beitrags mitunter in Ironie.

Tatsächlich wirkte bei genauerem Hinsehen längst nicht alles so sensationell wie es die Vorwürfe anfangs nahelegten. Manches jedoch, etwa ein inszenierter Fahrraddiebstahl, kratzte trotzdem am Image des beliebten Duos, weil viele ihrer Filme eben nicht nur von der Illusion leben. Fast eine Woche dauerte es, bis sich Klaas Heufer-Umlauf öffentlich entschuldigte – "ohne jede Ironie", wie er sagte. "Es gab Einzelfälle, bei denen wir nicht einsehen wollten, dass die Realität weniger spannend ist als das, was wir gerne auf der Showbühne sehen." Richtige Worte, aber ein Imagekratzer bleibt. Und er ist so bitter, gerade weil das Team sonst so herausragendes Fernsehen produziert.


Volker Herres © ARD/Herby Sachs

Der Goldene Günter für den "Chauvinismus des Jahres" geht an...

Volker Herres

Gute Frauen in der Fernsehunterhaltung? Puh, da muss Volker Herres aber wirklich passen. Im Sommer erklärte der ARD-Programmdirektor, er kenne einfach kein weibliches Pendant zu Kai Pflaume, jenseits der Comedy würde er gerne mehr Frauen im Fernsehen sehen. Mal ganz davon abgesehen, dass es auch Herres’ Aufgabe gewesen wäre, solche Frauen in den vergangenen Jahren aufzubauen, stimmt es einfach nicht.

Nicht nur der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow fand, dass Herres damit irgendwie “keinen Punktgewinn” gelandet habe - auch bei einer Vielzahl von weiblichen Moderatoren kamen die Aussagen nicht gut an. Carolin Kebekus thematisierte sie sogar in ihrer Show und machte darin deutlich, dass es eine Vielzahl an qualifizierten Frauen im deutschen Fernsehen gibt. "Die moderieren euch eure Samstagabendsoße sowas von weg", so Kebekus. Vielleicht hat sich inzwischen ja auch Volker Herres darüber informiert. 

 

RTL-Bericht Solingen © RTL

Der Goldene Günter in der Kategorie "Journalismus des Jahres" geht an...

Die Solingen-Berichterstattung von RTL und "Bild"

Den Anstand über Bord geworfen haben im September sowohl RTL als auch "Bild" in ihrer Berichterstattung über eine Familientragödie in Solingen. Chatverläufe des einzigen überlebenden Sohns mit einem vermeintlich guten Freund wurden veröffentlicht, jener Freund von RTL sogar vor die Kamera geholt - inklusive Frontalaufnahme - und das nicht einmal 24 Stunden nach dem Familiendrama. 

Eine Sprecherin der Mediengruppe rechtfertigte die Berichterstattung in einer ersten Stellungnahme mit "berechtigtem öffentlichen Interesse", einem billigen Freifahrtschein. Eine Argumentationslinie, die nicht lange hielt. Nicht immer ist all das, was vielleicht rechtens ist, auch anständig. Auch "Bild" schreckte vor wenig zurück, fiel mit seiner Berichterstattung sogar zuerst auf.

Doch schneller dran war die Mediengruppe RTL, eine zweifelhaft Ehre. Immerhin: Nach der unglücklichen ersten Reaktion zeigte man sich danach umso betroffener, spricht rückblickend von einem Fehler. RTL-Geschäftsführer Jörg Graf persönlich, so wird überliefert, war fuchsteufelswild angesichts der Berichterstattung. Bei der "Bild"-Zeitung wiederum erschöpfte sich der Versuch einer Erklärung in der kindischen Ausrede, man habe ja nur getan, was RTL auch getan habe.

 

Pomis unter Palmen / Sommerhaus der Stars © Sat.1/RTL

Der Goldene Günter für die "Eskalationen des Jahres" geht an...

"Promis unter Palmen" und "Sommerhaus der Stars"

Das Jahr 2020 wird wohl als das Jahr in die TV-Geschichtsbücher eingehen, in dem die Macher von Reality-Formaten den Bogen überspannt haben. War das “Sommerhaus der Stars” im Vorjahr noch gute Unterhaltung für Fans des Genres und konnte man sich die ersten paar Folgen von “Promis unter Palmen” 2020 auch noch gut ansehen, wurde es später sehr unangenehm. Im "Sommerhaus" wurde erst gespuckt und später fast nur noch geschrien mit indiskutablem Vokabular, im Sat.1-Format mobbten die vermeintlichen Promis ihre Mitbewohnerin Claudia Obert so lange, bis sie weinte.

Nein, das alles war keine gute Unterhaltung mehr, sondern eine Eskalation zur besten Sendezeit, mit der sich sogar RTL-Unterhaltungschef Kai Sturm im Nachgang nicht wohl fühlte. Immerhin hatte das Fiasko für einige Teilnehmer traurige Konsequenzen: "Promis unter Palmen"-Gewinner Bastian Yotta muss seinen Rüssel inzwischen jedenfalls in Webcams halten, die sogar gar nichts mit Fernsehen zu tun haben, weil kein Sender ihn mehr haben will.

 

Tom Buhrow © WDR/Annika Fußwinkel

Der Goldene Günter für die "Entschuldigung des Jahres" geht an...

WDR-Intendant Tom Buhrow

Alles begann mit einem simplen Video. Auf die Melodie des Kinderliedklassikers "Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad" dichtete der Radiosender WDR 2 vor einem Jahr mit Blick auf den Generationenkonflikt in der Klima-Debatte einen neuen, offenkundig satirischen Text und ließ einen Dortmunder Kinderchor unter anderem die Zeile "Meine Oma ist ’ne alte Umweltsau" singen. Was dann passierte, dürfte wohl niemand auch nur ansatzweise erwartet haben: Ein regelrechter Shitstorm brach über den WDR herein, der dazu führte, dass sich der Sender dazu entschloss, das umstrittene Video wieder zu löschen. Das war der erste Fehler.

Der zweite war die Entschuldigung des Intendanten, der die Mechanik der modernen Empörungskultur entweder vergessen oder, schlimmer noch, nicht verstanden hat. Dass das harmlose Liedchen längst instrumentalisiert wurde, um das System als Ganzes in Frage zu stellen, schien ganz oben beim WDR nicht angekommen zu sein. Wohl aber bei der Belegschaft. Der zentrale Vorwurf aus dem eigenen Haus: Buhrow habe die innere Pressefreiheit des Senders beschädigt und es versäumt, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Rücken zu stärken.

Zur unglücklichen Figur, die der WDR-Chef in der Causa Umweltsau abgab, passt, dass sich Buhrow bei einer großen Aussprache mit der Belegschaft vorzeitig verabschiedete – versehen mit dem Hinweis auf wichtigere Termine. Im Sender und darüber hinaus wurde "Buhrow entschuldigt sich" zum Running Gag. Und zum Weihnachtsfest 2020 lässt der Radiosender WDR 2 sicherheitshalber lieber “Last Christmas” singen. 

 

Discovery © Discovery

Der Goldene Günter in der Kategorie "Konzern des Jahres" geht an...

Discovery Deutschland

Von einem "großen Imageschaden" sprach im Frühjahr FC-Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge und meinte damit das Verhalten des US-Konzerns Discovery in Bezug auf die aktuellen TV-Rechte an der Fußball-Bundesliga. Die bestehenden Verträge zwischen Liga und Sender Eurosport wollte der Konzern nämlich schnellst möglich außerordentlich kündigen – was zur Saison 20/21 letztlich ein Schiedsgericht untersagte. Der Eurosport-Player geriet in Folge derweil zur Ramschware: Amazon bot ihn kurzzeitig gar für einen Cent an. Allgemein war zuletzt nicht mehr allzu viel von den vor einigen Jahren noch so großen Ambitionen innerhalb der Senderfamilie zu spüren, jüngst wurden die exklusiven US-Golfrechte sogar doch wieder an Sky zurückzugegeben.

Auch um Sender wie TLC oder DMAX war es ruhiger als in den Jahren zuvor. Überhaupt glänzte das Unternehmen nicht mit transparenter Kommunikation, etwa in Bezug auf den Zukauf des Münchner Spartensenders Tele 5. Die Strategie dahinter? Bis heute unklar. Dafür gab es einen massiven Stellenabbau, intern ganz besinnlich kommuniziert - kurz vor Adventsstart im Videocall. Der im wirtschaftlichen Bereich als solide geltende Sender Tele5 solle nach Angaben des neuen Chefs und Kai-Blasberg-Nachfolgers Alberto Horta nun auch "wirtschaftlich nachhaltig" aufgestellt werden. So sinnvoll Controller den angedachten Abbau von Doppelstrukturen finden mögen, auf’s Image zahlte auch diese Maßnahme nicht ein.

 

Reiner Haseloff © imago / Christian Schroedter

Der Goldene Günter für die "Medienpolitisches Armutszeugnis" geht an...

die CDU-Landtagsfraktion in Sachsen-Anhalt

Eigentlich ist das Verfahren zur Festlegung der Höhe des Rundfunkbeitrags klar geregelt. Um die Sender nicht zum Spielball der Politik werden zu lassen, prüft eine unabhängige Kommission, wieviel Geld den Sendern zusteht. Die Länder dürfen davon nur in sehr wenigen Ausnahmefällen abweichen - so zumindest die bisherige Rechtssprechung des Verfassungsgerichts. Nicht dazu gehört all das, was in diesem Jahr von Politikern vor allem aus dem Osten des Landes zu hören war: Zu hohe Gehälter, zu wenig Einsparung, zu schlechte Berichterstattung aus dem Osten. Wie auf einem Basar ging's zeitweise zu, immer mehr Forderungen etwa nach Ansiedlung von ARD-Institutionen im eigenen Bundesland wurden laut.

Am Ende war es die CDU-Fraktion in Sachsen-Anhalt, die gemeinsam mit der AfD verhinderte, dass das letzte der Bundesländer seinen Segen gab. Um nicht gemeinsam mit der AfD abstimmen zu müssen und darüber seine Koalition zerbrechen zu lassen, bließ CDU-Ministerpräsident Haseloff die Abstimmung kurzerhand ganz ab - was nun dazu führt, dass sich alle Beteiligten vor dem Bundesverfassungsgericht wiedersehen werden.

All das ist vor allem deswegen so ärgerlich, weil es ja in der Hand der Politik läge, den Auftrag von ARD und ZDF zu überarbeiten, einzuschränken, neue Grenzen zu ziehen - was dann in der Folge zu niedrigeren Beiträgen führen kann. Nur darf das nach bisheriger Rechtsprechung eben nicht im Zuge der Beitragsfestlegung geschehen, sondern deutlich davor. Also eigentlich jetzt, nachdem die vorherige Festlegung durch gewesen sein sollte. Dumm nur, dass sich über diese Fragen bis auf Weiteres wieder niemand Gedanken macht, weil alle mit dem Streit über einen offensichtlich scheinenden Verfassungsbruch beschäftigt sind.

 

Täglich frisch geröstet © TVNOW / Willi Weber

Der Goldene Günter in der Kategorie "Produktenttäuschung des Jahres" geht an...

"Täglich frisch geröstet"

Hochmut kommt vor dem Fall: Die Ankündigung einer neuen Late-Night-Show von Stefan Raab, wenn auch nur von ihm produziert, war das große Highlight der Saison-Vorschau der Mediengruppe RTL Deutschland im Juli. Das Projekt wurde als die Breaking News inszeniert, weil man sich bei der Mediengruppe RTL Deutschland und TV Now offenbar am Raab-Hype berauschte, obwohl ProSieben den zuvor schon ordentlich abgenutzt hatte bei "The Masked Singer" und dem "Free European Song Contest". 

"Täglich frisch geröstet" hieß die Sendung und war dann beim Start im November eine Produktenttäuschung allererster Güte, weil der Titel der Show gleich drei Dinge versprach, die dann gar nicht erfüllt wurden. Die Show lief nicht täglich (sondern nur zweimal pro Woche), war überhaupt nicht frisch (sondern Tage im Voraus aufgezeichnet) und wirklich geröstet wurde auch niemand, dafür war es zu harmlos. Raab saß wieder mal nur in der Regie, was zum wiederholten Mal irgendwie auch nicht lustiger wurde. 

Das Genre der Late-Night lebt von Verlässlichkeit und Kontinuität. Allein der Gedanke, dass mit nur acht Folgen und wechselnden Gastgebern etablieren zu können, ist rückblickend kurios. Pierre M. Krause, ein Late-Night-erprobter Gastgeber zeigte zum Ende der Staffel, welchen Unterschied ein guter Host machen kann. Doch der Lichtblick zu war klein um zusammen mit einem immerhin sehr schicken Set zu überzeugen. Einst schimpfte Stefan Raab, bei RTL würden alle mal für ihr Programm in die Hölle kommen. Für "Täglich frisch geröstet" wäre Nachsitzen angebrachter.


Gabor Steingart © imago / Müller-Stauffenberg

Der Goldene Günter in der Kategorie "Populist im Schafspelz" geht an...

Gabor Steingart

Aufmerksamkeit um jeden Preis? Als "Rede zur Nation" verpackte Gabor Steingart sein jüngstes Buch "Die unbequeme Wahrheit" – und erweckte den Eindruck, dass man vieles in diesem Land nicht mehr sagen dürfe (obwohl er es selbst ja sagt). Das alles wäre verschmerzbar, wäre in diesem Jahr nicht auch noch ein gehöriger Schuss Unkollegialität dazugekommen: "Wenn Sie Geld sparen und zugleich Ihren CO2-Footprint reduzieren wollten", tönte Steingart in Richtung seiner Anhängerschaft, "wäre das nun Ihre Chance: Kündigen Sie einfach die Abonnements all jener Zeitungen und Magazine, die Ihnen 2016 die Wahlniederlage von Donald Trump vorhersagten, Ihnen 2017 Martin Schulz als Retter der Sozialdemokratie ans Herz legten und anschließend Kramp-Karrenbauer als neue Kanzlerin vorstellten."

Es mögen Fehleinschätzungen gewesen sein, doch in einer Zeit, in der echte Fake News an jeder Ecke lauern, trifft Steingart mit seiner Kritik die Falschen. Wie beruhigend, dass auch er alles andere als fehlerfrei ist, nicht nur in seinen Morning-Briefings. Die Idee des werbefreien Journalismus hat Steingart jedenfalls nur bedingt einhalten können: Damit sein Redaktionsschiff über die Spree schippern kann, gibt’s Strom von RWE, seine Gäste kommen dank Uber an Bord und erhalten Bier von König-Pilsener. Auch das ist die unbequeme Wahrheit – für Gabor Steingart.

 

Und jetzt sind Sie dran! Stimmen Sie ab!

Die ultimative Peinlichkeit des Jahres wählen jetzt Sie, die Leserinnen und Leser des Medienmagazins DWDL.de: Bis einschließlich 26. Dezember 23.59 Uhr haben Sie am Ende dieses Artikels die Chance zur Abstimmung und wählen unter unseren elf Goldenen Günter-Preisträgern den Super-Günter, die ultimative Peinlichkeit des Medienjahres. Wer gewonnen hat, lösen wir dann am Sonntag, 27. Dezember auf.

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