Das erste TV-Triell haben Armin Laschet (Union), Olaf Scholz (SPD) und Annalena Baerbock (Die Grünen) schon hinter sich. Nicht vor einem Millionenpublikum, sondern in einem eher überschaubaren Rahmen. Das Triell fand kürzlich anlässlich des WDR-Europaforums statt und wurde etwa beim Minisender Tagesschau24 gezeigt. Doch größere Trielle werden folgen: Nachdem RTL schon früh mitteilte, in diesem Sommer auf eine solche Diskussion im Rennen ums Kanzleramt zu setzen, zogen auch ARD und ZDF nach. Es sei ein passendes Formats angesichts von drei Bewerbern, bestätigte das ZDF nochmals gegenüber DWDL.de. Auch RTL hatte - schon vor Monaten - verlauten lassen, mit einem solchen Triell im Vorfeld der auf den 26. September terminierten Bundestagswahl zu planen.



Oliver Köhr © ARD-Hauptstadtstudio/Jens Müller Oliver Kohr
Einen Termin für das Triell der Öffentlich-Rechtlichen gibt es nun seit einigen Tagen, die Wahl fiel auf den 12. September, womit die Fragerunde mit den drei Spitzenleuten wie schon bei den vergangenen Wahlen auf einen Sonntag fällt. Das öffentlich-rechtliche Wahltriell steigt somit zwei Wochen nach einem Aufeinandertreffen der drei beim Privatsender RTL. Maybrit Illner und Oliver Kohr moderieren das ARD/ZDF-Triell. Somit ist auch klar, dass in diesem Format keine Zusammenarbeit mit den privaten Sendern geplant ist. 2017, im Vorfeld der bis dato letzten Wahl, erwies sich die damals von vier Sendern übertragene Debatte zwischen Angela Merkel und Martin Schulz in erster Linie für die Öffentlich-Rechtlichen als lohnend. Über 9,3 Millionen Menschen sahen das "TV-Duell" damals im Ersten, rund 3,7 Millionen im ZDF. RTL und Sat.1 kamen zusammen auf etwa drei Millionen Zuschauer. Die vier Sender erzielten damals addiert eine Quote von mehr als 45 Prozent im Gesamtmarkt, wobei aber mehr als die Hälfte allein auf Das Erste entfiel.

Das TV-Triell, es scheint mit Blick auf die bisherige weitere Planung von ARD und ZDF das einzige echte Novum zu sein. Zahlreiche weitere Ideen und Rezepte muten bekannt an. So möchte die ARD ihre Wahlberichterstattung erneut "vernetzt und crossmedial" aufstellen, plant mit Town-Hall-Sendungen, Elefantenrunden, aber auch Dokus und Serien innerhalb der üblichen Info-Sendungen der ARD. Die namhaften Polittalks, also "Hart aber fair" oder "Anne Will", sollen derzeitigen Planungen zufolge rund sechs Wochen vor dem Wahltag, also etwa Mitte August aus der Sommerpause zurückkehren, erklärte der Sender gegenüber DWDL.de. Somit meldet sich "Anne Will" deutlich früher als 2020 zurück, damals ging es Anfang September weiter.

Maybrit Illner © ZDF/Jule Roehr Maybrit Illner
Das ZDF ist in Sachen Rückkehr aus der Sommerpause etwas später dran. Wie der Sender gegenüber DWDL.de erklärt, werde "Maybrit Illner" Mitte Juli in eine solche Sendeunterbrechung gehen, zurückkehren soll sie den aktuellen Planungen zufolge am 26. August. Das ist rund eine Woche später als 2020. Das zuletzt immer quotenstärker agierende Talkformat "Markus Lanz" wird seine Sommerpause am 24. August beenden, hier beträgt die Unterbrechung allerdings nur zwei Wochen. 2020 machte Lanz noch vier Wochen Pause. Während der Pause der etablierten Formate würden Wahlkampfthemen natürlich trotzdem im ZDF-Programm besprochen werden, betont ein ZDF-Sprecher, ohne detaillierter auf zusätzliche Formate oder Darstellungsformen einzugehen. Die von Oliver Welke präsentierte "heute-show" kehrt wie im Vorjahr Anfang September ins Programm zurück und wird dann sicherlich den Wahlkampf der Parteien unter die satirische Lupe nehmen.

Parallel dazu sind dann auch neue Folgen des "ZDF Magazin Royale" geplant, die Satire-Sendung mit Jan Böhmermann ist jetzt schon in der Pause. Wahlkampf-Sondersendungen werden in Mainz derzeit in unterschiedlichen Formen geplant, heißt es. Da man nicht wisse, wie weit die Corona-Impfungen bis September wirklich fortgeschritten seien, ob dann also Sendungen mit Publikum wieder umsetzbar sind, plane man mit Gesprächssendungen, in denen Bürgerinnen und Bürger mit den Kandidatinnen und Kandidaten in die Debatte einsteigen, aber eben auch mit Talk-Varianten ohne Publikum. Am Ende solle "ein umfassendes Berichterstattungsangebot für alle Gruppen der Bevölkerung und für alle Ausspielwege" stehen.

Speed-Dating und eine Wahlstraße

Phoenix © Phoenix
Tiefe Einblicke in seine Pläne vor der Wahl hat derweil bereits der Informationskanal von ARD und ZDF, Phoenix, gewährt. Geplant ist etwa ein "Speed-Dating", bei dem die Zahl 7 eine wesentliche Rolle spielen soll: Sieben Wähler, sieben Politiker, sieben Minuten. Bürger und Politiker treffen darin aufeinander und sollen sich binnen der 7 Minuten ein möglichst gutes Bild vom Gegenüber machen. Ein neues, digitales Format des Senders wird zudem die #phoenixwahlstrasse sein. Die Bewohner und Bewohnerinnen einer realen Straße in der Rhein-Ruhr-Region stehen mit ihren unterschiedlichen Perspektiven im Mittelpunkt. Darunter seien nach Senderangaben "Junge, Alte, Selbständige, Mieter und Mieterinnen, Eigentümer und Eigentümerinnen, Gutverdienende, Arbeitslose", die in Videos ihren Alltag vorstellen – und mit Deutschland wichtige Momente, wie etwa TV-Trielle, teilen. Phoenix will sie in Live-Schalten zu Wort kommen lassen und auch am Wahlabend ihre Meinung anhören.

In der heißen Wahlkampfphase sendet Phoenix jede Woche einen Programmschwerpunkt zu einem Thema, das vielen Menschen besonders unter den Nägeln brennt, etwa Wohnen und Mieten, Umwelt, Arbeit, Gesundheit und Pflege – zudem sollen in "Unter den Linden spezial" alle Spitzenkandidaten interviewt werden. Zusammen mit Experten will man im "Wahlprogramm Check" obendrein die Wahlprogramme der Parteien genau unter die Lupe nehmen. Wahlkampf-Sendehighlights wie das Kandidaten-Triell werden ins Programm übernommen, eng mit ARD und ZDF zusammenzuarbeiten, gehöre schließlich schon immer zur DNA von Phoenix, heißt es. Geachtet wurde bei der Konzeption sämtlicher Sendungen, dass sie sich unter Corona-Bedingungen realisieren lassen, vor der Produktion sollen zudem Selbsttests zum Einsatz kommen.

Eigener Funk-Schwerpunkt

funk © funk
Speziell die 14- bis 29-Jährigen im Blick hat derweil Funk. Auch dort sollen die anstehenden Wahlen in den kommenden Wochen und Monaten großes Thema sein. Geplant sei ein eigener Schwerpunkt. Wie Funk DWDL.de sagte, werden "Die Da Oben", "Deutschland3000" und "MrWissen2go" entsprechende Inhalte veröffentlichen. Welche zusätzlichen, formatübergreifenden Highlights es geben wird, wird aktuell geplant und demnächst finalisiert.

Die Verantwortlichen von Funk erwarten sich unterdessen, dass sich der Wahlkampf vermehrt ins Netz verlagern wird - eben weil es der Pandemie wegen weniger klassische Veranstaltungen geben könne. Dies sei insbesondere für die Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen spannend. Gleichzeitig, so heißt es von Funk auf DWDL.de-Anfrage, werde beobachtet, dass Desinformation im Netz immer mehr zum Problem werde. Entsprechend sei es eine Herausforderung dieses Wahljahres, dieser Entwicklung mit journalistischen, gut recherchierten und informierenden Inhalten entgegenzuwirken und die Zielgruppe zur Meinungsbildung anzuregen. 

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