In diesen Wochen sind es vor allem die Politmagazine der ARD, über die gesprochen wird. Geht’s nach der neuen Führung des Ersten, sollen künftig weniger Ausgaben der Formate zu sehen sein. Die Redaktionen sollen stattdessen mehr Dokumentationen zuliefern. Der Grund: Klassische Magazin-Formate funktionieren in den Mediatheken längst nicht so gut wie im linearen Programm. Das betrifft auch das ZDF-Magazin "Frontal 21", das ebenfalls vor einigen Veränderungen steht. Wenn die Sendung am Dienstag aus ihrer Sommerpause zurückkehrt, fehlt erstmals die 21 im Titel. Das Magazin heißt künftig schlicht "Frontal". 20 Jahre nach dem Start ändert sich nun also das äußere Erscheinungsbild. 

Der Vorteil für das Team hinter dem ZDF-Format: Anders als bei der ARD muss man sich intern nicht einer Konkurrenz im Bereich der politischen Magazin-Berichterstattung erwehren. Insofern ist die Zukunft von "Frontal" wohl schon alleine dadurch gesichert, weil das ZDF gar keine Alternative hätte. Dennoch wird sich das Format nach außen hin moderner als bislang präsentieren. "Wir haben das Studio, den Look der Sendung und die Grafik modernisiert", sagt Ilka Brecht, Moderatorin und Redaktionsleiterin von "Frontal", im Gespräch mit DWDL.de. 

Gleichzeitig betont Brecht: Der journalistische Kern der Sendung soll unverändert bleiben. "Wir bieten investigative Recherchen und relevante Themen aus der Lebenswelt der Zuschauerinnen und Zuschauer. Wir decken Missstände auf, die andere lieber verbergen wollen und gehen die Verantwortlichen ‘frontal’ an." Brecht betont gegenüber DWDL.de auch noch einmal die Tatsache, dass man auf "sorgfältig recherchierte, genau geprüfte Inhalte mit transparent dargestellter Quellenlage" setze. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit unter seriösen Journalistinnen und Journalisten. Aber Brecht sagt auch: "Gerade in Zeiten, in denen auf vielen Kanälen Falsches verbreitet wird, braucht es diese Kompetenz."

"Weil wir unsere Themen inzwischen auf diversen Plattformen präsentieren – vom Onlineartikel auf ZDFheute bis zur Doku in der Mediathek – ist der Verzicht auf die ‘21’ im Namen lediglich die logische Konsequenz."
Ilka Brecht, Moderatorin und Redaktionsleiterin "Frontal"

Ein weiterer Vorteil, den "Frontal" gegenüber den ARD-Magazinen hat, ist die Sendelänge. 2006 wurden "Panorama" & Co. von 45 auf 30 Minuten gekürzt, "Frontal" sendet auch heute noch 45 Minuten lang. Dafür muss man mit einem mutmaßlich schlechteren Sendeplatz leben. Zwar geht "Frontal" immer schon um 21 Uhr am Dienstagabend on air, "ZDFzeit" liefert zuvor aber nicht immer so viele Zuschauerinnen und Zuschauer - anders als zum Beispiel die Serien oder Reihen, die die ARD-Magazine dienstags und donnerstags anschieben. Die laufen zwar zu einer späteren Uhrzeit, erreichen in der Regel aber höhere Reichweiten als "Frontal 21" das bislang tat.

Ilka Brecht ist mit dem Sendeplatz dennoch zufrieden. "Wir berichten mitten in der Primetime über Missstände in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zu einer Uhrzeit, in der andere Sender sich voll auf quotenstarke Shows und Unterhaltung konzentrieren, bietet das ZDF also harte Information. Das empfinde ich als Statement meines Senders für öffentlich-rechtlichen Aufklärungsjournalismus und bin damit sehr zufrieden."

Frontal © ZDF/Jule Roehr Auch das "Frontal"-Studio kommt im neuen Look daher.

Die "21" im Sendungstitel wies bislang auf das Jahrhundert und auf die Sendezeit am Dienstagabend hin. Wie viele Menschen das verstanden haben, ist nicht überliefert. Die Zahl zu streichen, macht aber auch schon deshalb Sinn, weil die Sendung ab 2022 möglicherweise seltsam antiquiert gewirkt hätte. Ilka Brecht formuliert es freundlicher. Sie sagt: "Weil wir unsere Themen inzwischen auf diversen Plattformen präsentieren – vom Onlineartikel auf ZDFheute bis zur Doku in der Mediathek – ist der Verzicht auf die ‘21’ im Namen lediglich die logische Konsequenz." Man sei längst nicht mehr nur das lineare Magazin, das dienstags um 21 Uhr im Fernsehen zu sehen sein. 

Eigener Youtube-Kanal geplant

Und Online will man künftig stärker präsent sein, allen voran auf Youtube. Auf der Videoplattform sind die Videos der Redaktion bislang im Kanal von ZDFheute zu sehen gewesen, das soll sich ändern. "Wir wollen bei YouTube auf einem eigenen Kanal zeigen, was unsere Reporterinnen und Reporter ‘Frontal’ herausgefunden haben", kündigt Brecht gegenüber DWDL.de an. Man arbeite daran, ein Gegengewicht zu Fake News zu sein, so die Redaktionsleiterin. Und das eben auch online. Diese Fake News griffen in den vergangenen Jahren bekanntlich vor allem auch bei Youtube um sich. Wann der neue Kanal startet, ist bislang aber noch unklar

Bleibt die Frage, wie die Zukunft der Polit-Magazine im Fernsehen aussehen wird, wenn diese sich vor allem online schwer tun - dieser Bereich für die Sender aber immer wichtiger wird. "Für mich sind die Magazine geballte Recherchepower", sagt Ilka Brecht. Sie würden mit öffentlich-rechtlicher Themenvielfalt und "sorgfältig recherchierten Informationen" zur Aufklärung beitragen. Und damit würden sie, "trotz aller Unkenrufe für das Format", viele Millionen Menschen erreichen, so die Moderatorin. Und dennoch geraten sie derzeit, allen voran bei der ARD, intern unter Druck. Die Magazine und ihre Redaktionen müssten mehr tun als früher, um in der Breite der Gesellschaft anzukommen, so Brecht. Ähnlich äußerte sich auch schon ZDF-Chefredakteur Peter Frey vor einigen Tagen gegenüber "Übermedien". "Bei ‘Frontal’ haben wir gelernt, nicht ‘nur’ in Sendungsbeiträgen zu denken, sondern in Themen, die wir auf mehreren Plattformen in verschiedenen Formen zu möglichst vielen Menschen bringen. Auch zu denen, die nicht (mehr) Fernsehen schauen", so Brecht zu DWDL.de. 

Ähnlich wie bei den Kolleginnen und Kollegen der ARD muss sich auch das "Frontal"-Team auf Veränderungen einstellen. Die sind aber weniger radikal als bei der öffentlich-rechtlichen Konkurrenz. Das liegt eben auch daran, dass es beim ZDF keine Kleinstaaterei mit mehreren Anstalten gibt, die das Recht für sich beanspruchen, ein Polit-Magazin zu produzieren. Ilka Brecht muss sich mit ihrem Team in den kommenden Monaten dadurch nicht um senderinterne Grabenkämpfe kümmern, sie kann sich auf die journalistische Arbeit konzentrieren. Und die ist gerade jetzt vor der bevorstehenden Bundestagswahl wichtiger denn je. "Wir machen seit jeher Ärger, aber das ist ja auch unsere Aufgabe. [...] Für gute Laune sind wir nun mal nicht zuständig", sagt sie über das eigene Selbstverständnis.