Bei Sky Comedy steht eine neue Eigenproduktion in den Startlöchern, mit der der Pay-TV-Sender für Aufmerksamkeit sorgen will. "Spitting Image" heißt das Format, das eigentlich in Großbritannien zu Hause ist und dort zwischen 1984 und 1996 fester Bestandteil des TV-Programms war. Im vergangenen Jahr gab es dann ein vielbeachtetes Comeback beim Streamingdienst BritBox. Und nun startet das Format auch in Deutschland. 

Sky Deutschland hat die Produktion in die Hände von RedSeven Entertainment gegeben, die für die deutschen Sketche verantwortlich zeichnen. Darüber hinaus greift man auf die Clips der neuen Staffel aus Großbritannien zurück, die Sky synchronisieren lässt. Die britische Version wird produziert von Avalon, hier ist unter anderem Jeff Westbrook ("Simpsons", "Futurama") als Executive Producer mit an Bord. Während Sketche mit Figuren wie Joe Biden, Boris Johnson und Barack Obama also aus Großbritannien kommen, gibt’s zusätzlich noch Clips mit Heidi Klum, Armin Laschet, Olaf Scholz, Annalena Baerbock, Barbara Schöneberger, Joko & Klaas, Jan Böhmermann oder auch Jorge Gonzalez. 

Johannes Plenk © Sky Deutschland Johannes Plenk
"Spitting Image - The Kraut’s Edition", so der Titel der deutschen Show, nimmt Polit- und Show-Größen gleichermaßen auf’s Korn und will dabei so scharfzüngig sein wie möglich. "Die Rechtsabteilungen von Sky und RedSeven waren und sind von Anfang an eingebunden und kamen an der ein oder anderen Stelle durchaus ins Schwitzen", sagt Johannes Plenk, Executive Producer bei Sky Deutschland, im Gespräch mit DWDL.de. Man wolle sich mit der Satire abheben, sagt Plenk. Und in der Tat wird Sky alleine schon deshalb etwas derber sein müssen, weil man im Pay-TV läuft und die Zuschauerinnen und Zuschauer nicht im Vorbeigehen einsammeln kann, wie es ein Free-TV-Sender könnte. 

"Kein Format, das jeder gut finden wird"

"Wir waren uns von Anfang an einig, dass wir uns nicht auf ein paar nette Gags beschränken können. Wir wollen unseren Abonnenten mehr bieten, wollen auch ein bisschen lauter und auffälliger sein", sagt Johannes Plenk und ist sich bereits vor dem Start im Klaren darüber, dass "Spitting Image" wohl geteilte Reaktionen hervorrufen wird. "Es ist kein Format, das jeder gut finden wird. Die Puppen werden polarisieren, so wie Humor grundsätzlich auch immer polarisiert." Es sei nicht das Ziel, allen zu gefallen. Sondern: "Am wenigsten wollen wir, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer der Sendung neutral gegenüberstehen." Ganz nach dem Motto: Wer mich nicht gut findet, hasst mich hoffentlich - und redet auch darüber. 

Im August hatte das Team von RedSeven Entertainment vier Drehtage in Großbritannien. Dort wurden einige Sketche aufgezeichnet, die keinen echten Zeitbezug haben, etwa Albereien von Joko und Klaas. Der mit Abstand größte Teil der Sendung wird aber kurzfristig produziert, berichtet Plenk gegenüber DWDL.de. Nach einer Themenfindung am Montag, hat das Autorenteam, das zur Hälfte weiblich ist, bis Mitte der Woche Zeit, Texte zu schreiben. Am Donnerstag werden diese eingesprochen und freitags wird gedreht. RedSeven muss daraus, sowie aus den britischen Sketchen, die man übernimmt, über das Wochenende eine Folge zusammenstellen. 

"Wenn man einen Kommentar zur Zeitgeschichte machen will, kann man es nicht mit ewig Vorlauf machen."
Johannes Plenk, Executive Producer bei Sky Deutschland

Was der Vorteil des kurzfristigen Produzierens ist, zeigt sich am Beispiel von Olaf Scholz. Der war zunächst überhaupt nicht als Hauptfigur vorgesehen, berichtet Plenk. Auch in der Sky-Kommunikation kam der SPD-Kanzlerkandidat zunächst nicht vor. Der Grund: Im April und Mai waren die Umfragewerte für Scholz und seine Partei so schlecht, dass man nicht dachte, er würde eine relevante Rolle im Wahlkampf spielen. Das hat sich inzwischen gründlich geändert - und weil das "schlumpfige Grinsen" inzwischen zu Scholz gehört wie die Weißwurst zu Markus Söder, gibt es einen Olaf Scholz in Schlumpf-Optik in der Show. "An Olaf Scholz sieht man, wie wichtig es ist, aktuell zu produzieren. Wenn man einen Kommentar zur Zeitgeschichte machen will, kann man es nicht mit ewig Vorlauf machen", sagt Johannes Plenk. 

Neben vielen aktuellen Promis und Politikerinnen sowie Politikern gibt es auch eine Hitler-Figur in "Spitting Image". Da der auch in Großbritannien bekannt ist, verwundert das kaum. Schließlich kann die Puppe so in beiden Versionen zum Einsatz kommen. Plenk betont trotzdem: "Er ist lediglich ein Sidekick, der hin und wieder mal durch die Sendung spukt. Aber es wird definitiv keine Hitler-Show." Die Geschichte, die man erzählen wird: Hitler hat jetzt ein Büro in Berlin und gibt anderen Politikern Tipps. Während es beim Nazi-Diktator keine langen Diskussionen gab, ob man ihn überhaupt in die Sendung nehmen kann, war das an anderer Stelle schon komplizierter. 

Spitting Image © Sky Deutschland/Avalon Barbara Schöneberger in "Spitting Image"
Barbara Schöneberger etwa, bei der sich die Autorinnen überlegt haben, dass ihre Brüste sprechen können. Da kam die Idee auf, dass es neben Brüsten auch einen Penis in der Show geben könnte. Und auch wenn Jeff Westbrook gerne einen Phallus gehabt hätte, blockten die Briten ab. Sowas geht im Land der Queen eben (noch?) nicht. Und so werden die Brüste von "Barbara Schöneberger" allein auf weiter Flur stehen. Ansonsten aber, das versichert Johannes Plenk, habe man im deutschen Teil "absolut freie Hand" gehabt. 

Motsi Mabuse zu nett für "Spitting Image"

Dass es vergleichsweise wenige weibliche Puppen gibt, führt Plenk unter anderem darauf zurück, dass Frauen oft einfach zu nett und insgesamt zu positiv seien. Als Beispiel führt er Motsi Mabuse an, die eigentlich wunderbar in das Format passen würde, weil sie auch in Großbritannien bekannt ist. "Aber was sollen wir über sie spotten? Die ist doch eine sympathische, aufgeweckte und witzige Frau." Und so gibt’s bei "Spitting Image" eben Puppen von Markus Lanz, Capital Bra oder Lothar "Wäre, wäre - Fahrradkette" Matthäus. 

Eine Puppen-Satire in Deutschland ist übrigens nicht gänzlich neu. "Spitting Image" war Ende der 80er Jahre schon einmal Vorlage für "Hallo Deutschland", in dem politische und andere aktuelle Ereignisse ebenfalls durch Puppen im Ersten aufs Korn genommen wurden. 2003 gab es ein Comeback unter dem Titel "Hurra Deutschland - Jetzt erst recht!" bei RTLzwei, dort dann überwiegend mit Medien-Gesichtern wie Dieter Bohlen. Sky will mit "Spitting Image - The Kraut’s Edition" nun den Spagat schaffen zwischen Polit-Prominenz und Figuren, die man aus der Unterhaltung kennt. Und dabei versucht man vor allem aufzufallen. Nur den Penis muss man dabei stecken lassen. 

"Spitting Image - The Kraut’s Edition" ist ab sofort immer donnerstags ab 20:15 Uhr bei Sky Comedy zu sehen.