Die Bahamas sind bekannermaßen ein Archipel im Atlantik, teils sind die mehr als 700 Inseln und Cays nicht bewohnt, teils allerdings sind sie echte Touristenmagneten. Knapp 400.000 Menschen sollen dort aktuell leben. Fakt ist auch, dass die Bahamas das erste Reiseziel eines deutschen Fernsehklassikers waren. Einer Reihe, die immer schon zum fern-sehen einlud, im wahrsten Sinne des Wortes.

"Die Faszination des Reisens hat 'Das Traumschiff' von Beginn an ausgemacht. Mit dem Format haben es Zuschauerinnen und Zuschauer an Orte geschafft, die man nicht so einfach besuchen kann: Die Südsee, kleinere Inseln", sagt die im ZDF verantwortliche Redakteurin Andrea Klingenschmitt im Gespräch mit DWDL.de. Sie selbst hatte 1991 begonnen für die ZDF-Romanze zu arbeiten – damals gab es die Reihe allerdings schon zehn Jahre und 17 Folgen lang. Vor ihrer aktiven Zeit für "Das Traumschiff" sei sie schon Zuschauerin gewesen, habe mit ihrer Familie geschaut und hatte keine Vorstellung davon, "mal für Wolfgang Rademann" tätig zu werden.

Wenn "Das Traumschiff" in diesen Wochen also sein 40-jähriges Jubiläum feiert, dann fällt dieser Name recht häufig. Niemand anderes hat die ZDF-Serie so geprägt wie der 2016 verstorbene Fernsehproduzent, der einst wie kein anderer für diese Art von Wohlfühlprogramm stand. "Wolfgang Rademann geht keinem von uns aus dem Kopf", sagt Andrea Klingenschmitt hochachtungsvoll. Sein Geist ist immer noch vorhanden. Rademann war Triebfeder für Vieles – und ist es, auf andere Art und Weise, wohl auch heute noch. „'Das Traumschiff' war immer schon bemüht, modern zu sein. Aber ich erinnere mich durchaus an Diskussionen, die wir 2006 hatten, als es darum ging, dass wir die Produktion von 4:3 auf 16:9 umstellen. Das waren andere Bildausschnitte, die der eine oder die andere zunächst nicht ganz so toll fand. Inzwischen sind wir am Puls der Zeit, arbeiten mit Steady-Cam und einer Bildsprache, die voller Beweglichkeit und Tempo ist. Gerade auch Produzent Wolfgang Rademann war zu Lebzeiten immer interessiert, Trends aufzugreifen", beschreibt Klingenschmitt.

'Sieh mal zu, was wir da machen können' habe er dann immer zu ihr gesagt, behalten habe sich die Reihe aber stets eines: Das Happy-End, immer einhergehend mit dem festlichen Captains Dinner. Am zweiten Weihnachtsfeiertag und an Neujahr ist es inzwischen Tradition geworden, dass das Kreuzfahrtschiff zu neuen Ufern aufbricht. Erstmals 1990 und seit 1992 durchgehend ist das am 26. Dezember der Fall, Neujahrsepisoden gab es sporadisch in den 80ern und seit 1995 in jedem Jahr.

Das Schiff bleibt erneut in Bremerhaven

Nach Schweden und Namibia entführt die Reihe die Zuschauenden an diesen Festtagen – doch die Produktion ausgerechnet im Jubiläumsjahr war wieder geprägt von Unwegbarkeiten. Wie schon 2020 konnten die Szenen an Bord und auf Deck nicht auf Reisen entstehen: "Auch die 2021 entstandenen Schiffsszenen haben wir im Hafen von Bremerhaven liegend gedreht", bestätigt Klingenschmitt und ergänzt, dass dies die einzige Möglichkeit gewesen sei. Das Meer im Hintergrund wurde also in der Postproduction nachträglich eingefügt, gespielt wurde vor einem Green Screen, was eine "enorme Leistung" der Crew gewesen sei, betonte Klingenschmitt. Genau dieser Umstand, gepaart mit der Tatsache, dass bis auf die im "Traumschiff" vorkommenden Figuren keine weiteren Passagiere an Bord sind, hatte schon vor einem Jahr für ungewohnte Bilder gesorgt.

"Es mag stimmen, dass die Seychellen-Folge 2020 - ebenfalls vor grün gedreht - nicht ganz gelungen war. Damals mussten alle noch lernen. Am Set, aber auch in der Post Production. Für die jetzigen Folgen stelle ich die Behauptung auf, dass man es nicht sieht, dass das Schiff im Hafen blieb", erzählt Klingenschmitt im Gespräch mit DWDL.de. Immerhin: Die Landszenen wurden auch bei den kommenden beiden Episoden direkt vor Ort, also an Originalschauplätzen, produziert. Zweifelsfrei: Florian Silbereisen als neuer Kapitän Max Parger dürfte sich seinen Einstand etwas anders und mit weniger technischen Problemen vorgestellt haben. Seit 2019 ist der Schauspieler, Musiker und Moderator mit dabei, er ersetzte Sascha Hehn und hat jüngst seinen "Traumschiff"-Vertrag verlängert. "Florian Silbereisen spielt für die Modernisierung des Formats eine große Rolle. Er ist nicht nur ein junger Kapitän, er arbeitet  intensiv an der Reihe mit", sagte Klingenschmitt, die angab über die Vertragsverlängerung erfreut zu sein. Silbereisen gilt als Magnet für das junge Publikum, er holte an Weihnachten 2019 etwa satte 17 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. Immer schon populär gewesen bei jungen Leuten sei die Reihe gewesen, meint Klingenschmitt, die auch mit einem anderen Vorurteil aufräumen will.

Nicht erst seit der Silbereisen-Ära werde das "Traumschiff" von zahlreichen Gaststars besucht. "Ich erinnere mich an Auftritte von Udo Jürgens, Wencke Myrhe, Andre Rieu, aber auch an die Rollen, die Inka Bause und Harald Schmidt gespielt haben.“ Aber, gibt sie zu, die Gastauftritte hätten sich schon verändert. "Sie sind jetzt sehr zeitgemäß, es tauchen jetzt neue Promis an Bord auf." Der Story zuträglich sind sie meistens nicht. Horst Lichter kurz an Deck, Roman Weidenfeller eben fußballspielend, all das hätte es aus Autorensicht vermutlich nicht gebraucht – der Gag, dass Joko Winterscheidt als Parger-Bruder dabei ist, hätte gereicht. Doch die in den sozialen Medien stark vertretenen Gaststars entfachen für "Das Traumschiff" eben eine neue Wirkung – und auf die will man offenbar nicht verzichten.

Steter Wegbegleiter: Die Kritik

Zumal es kein Geheimnis und auch ein Teil des Kults ist, dass die Buchqualität nicht überbordend zu loben ist. Die Geschichten sind seicht wie es das Meer, auf dem das Schiff dahingleitet, keinesfalls sein darf, um nicht auf Grund zu laufen. Die Happy-Ends sind so vorherbar und konstruiert, dass das Ende oftmals schon nach fünf Minuten zu erahnen ist. Zu Ostern 2021 hagelte es die Kritik, die Handlung der Reihe sei schlimmer als jeder Groschenroman, auch Worte wie "furchtbar" fielen. Solche Kritiken gehören in der Tat seit Jahrzehnten zur Reihe dazu. Gut könne sie sich an ihre Anfangszeit beim "Traumschiff" erinnern, erklärt Klingenschmitt. Damals, da habe sie sich furchtbar geärgert über das, was geschrieben wurde. "Da kam Wolfgang Rademann zu mir und ich fragte ihn, ob er das auch schon gelesen hätte. Die Antwort weiß ich bis heute: Er sagte zu mir '…dass wir somit alles richtig gemacht haben. Hätten 'Süddeutsche Zeitung' oder 'FAZ' die Folgen gelobt, dann hätten wir etwas falsch gemacht'", sagt Klingenschmitt schmunzelnd.



Beim "Traumschiff" ist es eben anders. "Unsere Zuschauerinnen und Zuschauer fordern angenehme Unterhaltung. Kein Stress, keine intensiven Krimi-Storys. Die hat es nie gegeben und wird es nicht geben", sagt Klingenschmitt. Angenehmer wird – voraussichtlich – auch die Produktion neuer Folgen im neuen Jahr. Die Produktionsarbeiten zu gleich vier neuen Episoden, die dann von Ostern 2022 bis Ostern 2023 im Fernsehen laufen, beginnen direkt in der zweiten Januar-Woche. Und dann soll alles wieder normaler werden. "Das heißt für uns, dass wir ab Anfang Januar das komplette erste Halbjahr über ziemlich durchgehend beschäftigt sind. Wir freuen uns, dass das Schiff dann auch wieder wie früher auslaufen kann und wir wirklich auf Reisen drehen können. Wir werden dabei allerdings im europäischen Gebiet bleiben", sagt Andrea Klingenschmitt. Das ist gewissermaßen echtes Neuland. Denn fast alle der insgesamt 70 Länder, die das "Traumschiff" schon bereist hat, liegen nicht innerhalb der EU. 

"Das Traumschiff", 2. Weihnachtstag und Neujahr um 20:15 Uhr, ZDF