
Das heißt: Tägliche Tests, Abstand, Masken sowie diverse weitere Maßnahmen. Wenn vor der Kamera kein Abstand möglich ist, wird in Absprache mit den Spielenden doppelt PCR-getestet und dazwischen eine Quarantäne eingerichtet. Tage also, in denen die Darstellenden nicht für andere Szenen eingeplant werden können. "Bis Ende 2021 sind wir sehr gut durchgekommen, haben ein ums andere Mal auf Holz geklopft", berichtet Produzentin Petra Kolle von der herstellenden Firma UFA Serial Drama. Doch mit dem Auftreten der leichter übertragbaren Omikron-Variante des Corona-Virus hat sich auch die Situation am "GZSZ"-Set verschärft. "Wir kämpfen jeden Tag darum, den Drehbetrieb aufrechtzuerhalten", berichtet sie.
Es wurde wirklich eng
Die derzeitige Lage ließe sich an einem Umstand besonders deutlich machen. Gab es bis vergangenen November einmal pro Woche die Dispo, also den Produktionsablauf für die nachfolgende Herstellungswoche, werden inzwischen nur noch tägliche Dispos geschrieben. Die ohnehin schon maximale Flexibilität bei der Produktion einer Daily wird somit nochmals auf eine Zerreißprobe gestellt. Bis jetzt ging alles gut, auch wenn Kolle schon ein oder das andere Mal in den zurückliegenden zwei Monaten dachte, dass es nun aber wirklich eng werde. Umso stolzer sei sie, dass es im zweiten Halbjahr 2021 gelang, etwas auf Vorrat zu produzieren, weil man zwei Wochen lang je sechs statt nur fünf Episoden umsetzte.
Damit jeden Abend um 19:40 Uhr im linearen Programm die derzeit 23 Figuren des Hauptcasts durch den Kolle-Kiez spazieren, lachen, lieben, streiten und auch mal verreisen, ist im Hintergrund ein riesiges Gewerk und viel Planung nötig – besonders in Pandemiezeiten, aber auch abseits davon. "GZSZ" ist eine klassische Drei-Strang-Daily. Heißt: In jeder Episode werden drei Geschichten parallel erzählt. Für Drei-Strang-Dailys gelten zwischen 18 und 22 Hauptcast-Mitglieder als "ideale Größe", sagt Kolle. Ist der Hauptcast kleiner, kommt man nicht um die Runden, ist er größer, werden nicht alle Figuren entsprechend bedient.
Die Macherinnen und Macher unterteilen die Serie jeweils in einen Future-Turnus. Bei den Future-Wochen erdenken Autorinnen und Autoren die groben Handlungsbögen für den Turnus der nächsten Monate. Sechs bis acht große Geschichten entstehen dabei. Jede Geschichte hat ein bis zwei direkt betroffene Figuren und einen weiteren Supporting-Cast. Wer im vergangenen Future-Turnus eine Hauptgeschichte hatte, wird im nächsten Turnus meistens Supporting-Cast. "Somit steuern wir die Belastung", sagt Petra Kolle.
Das wirkt gegen die Müdigkeit. Schauspieler:innen sind Schauspieler:innen geworden, um verschiedene Rollen zu spielen. "GZSZ"-Produzentin Petra Kolle über Engagements abseits ihrer Daily.
Dazu gibt die Produktion ihren Mitarbeitenden auch immer wieder die Möglichkeit für Anderes und Freiraum. „Nicht nur bei Schauspieler:innen wollen wir, dass sie mal rauskommen. Wir ermöglichen auch Autor:innen etwa Kunstprojekte umzusetzen, ebenso wie wir der Requisite oder den Menschen an der Kamera neue Eindrücke ermöglichen wollen."

On Air ist von diesen Wechseln immer nur dann etwas zu sehen, wenn Darstellende und somit ihre Figuren mal längere Zeit fehlen. Anfragen für Projekte abseits der "GZSZ"-Welt lägen stets in vielfältiger Art und Weise vor. Das können Auftritte bei "Let's Dance", dem Dschungelcamp, Dreharbeiten für andere Serien (Niklas Osterloh etwa mischte bei "Wapo Duisburg" mit) oder aber den eigenen Spin-Offs sein.
"Das wirkt gegen die Müdigkeit. Schauspieler:innen sind Schauspieler:innen geworden, um verschiedene Rollen zu spielen. Solche Engagements brechen Routinen auf", ist Kolle von dem Modell überzeugt. Und so kam es, dass 2021 gleich mehrere wichtige Figuren teils langfristig fehlten. Neben Osterloh, der für die ARD arbeitete, war Daniel Fehlow für den neuen "GZSZ"-Ableger "Leon" weg, Timur Ülker für "Nihat", Jörn Schlönvoigt nahm eine fast halbjährige private Auszeit, auch Thaddäus Meilinger widmet sich gerade anderen Projekten und Valentina Pahde verabschiedete sich sogar zwei Mal für mehrere Monate.
Die zwei Ringe
"Das alles muss gut getimt werden", sagt Kolle. Klappt das, würden die Fans am Bildschirm einen Charakter zwar vermissen, sich zugleich aber auch auf den jeweiligen Ersatz freuen. Kolle spricht dabei bildlich von zwei Ringen. Der erste Ring besteht aus dem reinen Hauptcast, also zur Zeit 23 Figuren. Um sie herum wurde ein zweiter Ring gebildet. In diesem bewegen sich nicht nur klassische "Future-Paket-Rollen" (also so genannte Gaststars, die für einige Wochen bleiben), sondern immer wieder kehrende Figuren, etwa Rosa Lehmann (Joana Schümer) oder Michi Bode (Lars Pape). "Diese Figuren erweitern unser Universum." Ideal eingesetzt, ist der etwas tollpatschige Michi genau dann wieder Teil einer Geschichte, wenn die ebenfalls immer Humor mit sich bringende Figur Nihat fehlt. Oder Geschäftsfrau Rosa taucht dann wieder auf, wenn mit Katrin eine andere toughe Dame aus dem Kolle-Kiez fehlt. "Man muss auf die Orchestrierung achten", erklärt Kolle.
Den Darstellenden mit neuen Projekten, die lieber aus eigener Hand kommen, eine Entwicklungsmöglichkeit zu bieten, sei übrigens nicht Antriebsfeder der mittlerweile drei Serienableger gewesen. Vor dem Start von "Leon" in dieser Woche hatte UFA Serial Drama bereits Ableger rund um "Sunny" und "Nihat" erzählt. Aber auch die Spin-Offs führen zwangsläufig dazu, dass Figuren längere Zeit in der Hauptserie fehlen. Kerngedanke der Ableger sei immer gewesen, die Marke noch auszuweiten, bekräftigt Kolle. Mit der Performance von "Sunny" und "Nihat" zeigte sich die „GZSZ“-Produzentin zufrieden, für eine Bewertung von "Leon" ist es freilich noch zu früh. Weitere Spin-Offs seien seitens UFA Serial Drama in Entwicklung, ob sie wirklich kommen, liege in den Händen von RTL.
Jubiläum voraus
Zunächst fokussiert man sich ohnehin auf das nun anstehende Highlight. Im Mai wird es anlässlich des 30. Geburtstags der Serie wieder eine Primetime-Folge in Spielfilmlänge geben. Und längst ist es kein Geheimnis mehr, dass sich in dieser alles um die Figur Jo Gerner drehen soll. Der Anwalt sitzt derzeit im Gefängnis und wird gemäß eines kurzen Appetitmachers wohl allzu bald zurückschlagen. Während Kolle keine Details zu kommenden Geschichten verraten wollte, gab sie immerhin Preis, dass früh klar gewesen sei, dass das Special die Figur Jo Gerner in den Fokus nehmen werde. Nicht zuletzt auch, weil bei der Spielfilmfolge 2020 mit Nina, Maren, Katrin und Yvonne vier Frauen im Fokus standen, aber vor allem, da Jo Gerner die ikonographische Figur von GZSZ und am längsten dabei ist.
Ansonsten will "GZSZ" auch im 31. Jahr bunt bleiben und über verschiedene Genres, von Crime bis hin zu Romantik, "emotional" erzählen. Und irgendwie dieser Omikron-Welle trotzen, die sämtliche Abläufe im Hintergrund noch komplizierter macht als die schnelllebige Produktion von täglich mindestens 22 Minuten es ohnehin schon ist.