Für Außenstehende lassen sich die Entscheidungswege im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, insbesondere in der vielstimmigen ARD, mitunter nicht so einfach nachvollziehen. Mit der Forderung, neben Börsen- und Wetterbericht im Vorabendprogramm noch ein Mini-Format zu platzieren, das sich regelmäßig mit den Auswirkungen des Klimawandels beschäftigt, formierte sich schon vor geraumer Zeit die Initiative "Klima vor acht", doch die ARD-Granden zeigten sich wenig begeistert und erteilten dem Vorschlag eine Absage. Stattdessen wurde die Viertelstunde im Vorfeld der "Tagesschau" lieber für ein Kurz-Quiz mit Jörg Pilawa (mit dem kuriosen Titel "Quizzen vor acht") genutzt – oder für "Sprüche vor acht", ein Format, das der Frage nachging, wieso man "arm wie eine Kirchenmaus" ist oder warum "die Maus keinen Faden" abbeißt.

Während die ARD also ein wenig irrlichterte, machte RTL kurzen Prozess und zeigt unter dem Titel "Klima Update" seit dem vorigen Sommer an zwei Abenden pro Woche nach seinen Nachrichten, wie ein knackiges Klima-Format aussehen kann. Dass die RTL-Wetterredaktion dafür jüngst sogar für einen Grimme-Preis nominiert wurde, dürften die Initiatoren von "Klima vor acht" als Bestätigung sehen – und die Verantwortlichen der ARD als Ohrfeige. Immerhin, es tut sich was im öffentlich-rechtlichen Vorabend-Kosmos. Nach einer gelungenen Testphase schickt sich Das Erste neuerdings an, einmal wöchentlich "Wissen vor acht – Erde" auszustrahlen.

Wer mittwochs um 19:45 Uhr einschaltet oder hängen bleibt, bekommt es nun mit Eckart von Hirschhausen zu tun, der sich – laut Eigenbeschreibung – "um die großen Zusammenhänge wie globale Wetter- und Klimaphänomene, aber auch um die ganz kleinen, fast unsichtbaren Wunder, die sich jeden Tag im Mikrokosmos ereignen", kümmert. Für ihn, erzählt Hirschhausen im Gespräch mit DWDL.de, erfüllt sich mit der Sendung "ein Traum, denn seit drei Jahren engagiere ich mich auf vielen Ebenen für das Thema Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Gesundheit". Mit dem Fokus auf "Planetare Gesundheit", wie er es nennt, habe man im Ersten eine Alleinstellung.

Wissen vor acht - Erde © ARD/Kai Schulz Was hat Reifenabrieb in Deutschland mit der Eisschmelze in der Arktis zu tun? Mehr als man denkt, erklärt Eckart von Hirschhausen in "Wissen vor acht - Erde".

"Es gibt schon viele gute Gesundheitsformate und auch viele Umweltthemen, aber zeigen zu können, wie eng die medizinischen Bedrohungen und auch die Lösungen miteinander zusammenhängen, ist meine Spezialität und mein Herzensanliegen", betont Hirschhausen. "Auf einen Satz gebracht: Gesunde Menschen gibt es nur auf einer gesunden Erde." Doch ist die Sendung nicht viel zu kurz, um in die Tiefe gehen zu können? "Das 15-Minuten-Format um 20 Uhr war ja schon besetzt", scherzt der Entertainer und räumt ein: "Ja, das Format ist kurz, aber besser als nix, viel besser sogar." Bestätigt sieht sich Eckart von Hirschhausen beim Blick auf die aktuellen Ereignisse. "Wer dieser Tage Nachrichten schaut, kann unschwer erkennen, welche politische Dimension unsere Abhängigkeit von fossiler und atomarer Energie hat."

"Unterhaltung mit Haltung"

Hirschhausen ist überzeugt: "Wir machen uns zu wenig Gedanken darüber, wie schnell Dinge kippen können, die wir für selbstverständlich halten, auch wenn es viele warnende Stimmen gab." Vor diesem Hintergrund sei es "doch toll, wenn Menschen, die auf die Nachrichten des Tages warten, ab jetzt jeden Mittwoch kurz vor 8 eine Idee bekommen von der wichtigsten und bedrohlichsten Entwicklung, die uns alle betrifft: die Klimakrise mit all ihren gesundheitlichen Konsequenzen." Entsprechend groß ist auch die Zielgruppe, die der Moderator und Kabarettist mit "Wissen vor acht – Erde" ansprechen möchte: "Alle – denn es betrifft ja auch alle", erklärt er gegenüber DWDL.de. "Viel zu lange haben wir Klimaschutz abstrakt verhandelt, als wäre es ein physikalisches Problem oder eins nur von Eisbären oder pazifischen Inseln. Dabei müssen wir nicht 'das Klima' retten – sondern uns! Klimaschutz ist Gesundheitsschutz."

Dass es ihm gelingt, ernste Themen mit Unterhaltung zu verbinden, beweist Eckart von Hirschhausen derweil schon seit zwölf Jahren mit "Frag doch mal die Maus" oder seinem "Quiz des Menschen", wo er zuletzt am Samstagabend etwa die seelische Gesundheit in Coronazeiten thematisierte. "Daraus ist eine Petition von Fachärzten entstanden, eine neue Hotline für die Suizidprävention einzurichten. Das kann Unterhaltung mit Haltung bewirken, im echten Leben", sagt Hirschhausen.

Und nun will er also mit seinem neuen Vorabend-Format nichts weniger als die Erde retten, oder zumindest einen kleinen Teil dazu beitragen. "Wir könnten es sehr viel schöner haben auf der Erde. Und gesünder. Wenn wir wissen, wo wir als Gesellschaft und Weltgemeinschaft hinwollen, ist schon viel gewonnen", ist er überzeugt. "Dazu jeden Mittwoch einen kleinen Denkanstoß geben zu dürfen, macht mich stolz und glücklich. Und die Tatsache, dass dieses Format jetzt nach einer kleinen Pilotstaffel das ganze Jahr laufen soll, zeigt – es kommt auch bei denen an, für die wir das tun: die Zuschauer!" Manchmal, möchte man hinzufügen, dauert es im ARD-Kosmos nur eben ein wenig länger.

"Wissen vor acht - Erde", mittwochs um 19:45 Uhr im Ersten