Längst vorbei sind die Zeiten, in denen sich anhand einfacher Quotendurchschnitte ablesen lässt, ob eine Sendung oder eine ihrer Staffeln für den beauftragenden Sender und den ausführenden Produzenten nun ein Erfolg war oder nicht. Wenige Formate belegen das so enorm wie die Kuppelshow "Love Island" von RTLzwei und ITV Studios Germany. Seit jeher ist die wahlweise auf Mallorca oder Teneriffa produzierte Flirtshow eines der Formate, das ganz besonders auf unterschiedliche digitale Ausspielwege setzt – und darüber auch stark genutzt wird. Anfangs – gemeint sind damit die ersten Staffeln in den Jahren 2017 und 2018 – erreichten einzelne Episoden des Formats mehr als elf Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen.

Das Problem: Der bloße Blick auf die Quotendaten vom Tag nach der Ausstrahlung - mit zuletzt teils unter drei Prozent in der Zielgruppe - reicht nicht mehr aus, weil er der sich ändernden Nutzung seitens der Fans nicht gerecht wird. Die rund drei Wochen im Programm gesendete siebte Staffel der Flirtshow war eines der Formate, das über die zeitversetzte Nutzung besonders stark nachgewichtet wurde. Gemäß der endgültigen Zahlen erreichte die Staffel letztlich rund fünfeinhalb Prozent Marktanteil und performte somit weiterhin recht deutlich oberhalb des RTLzwei-Schnitts, der angesichts von nur etwas mehr als vier Prozent schon rosigere Zeiten erlebt hat. Bei den 14- bis 29-Jährigen blieb auch diese Staffel zweistellig.

Das ändert jedoch nichts daran, dass Staffel sieben im linearen Programm die bisher schwächste Staffel war – und möglicherweise auch angesichts der zuletzt erhöhten Dosierung (es war schon die dritte Runde seit Frühjahr 2021) etwas gelitten hat. Bei RTLzwei zeigt man sich auch mit der frisch zu Ende gegangenen Staffel überaus zufrieden, wie ein Sprecher gegenüber DWDL.de betonte: "'Love Island' ist eine der stärksten Marken im Reality-Entertainment und besitzt eine enorme Strahlkraft auch über das lineare Fernsehen hinaus."

Details zu dieser "enormen Strahlkraft" wollte die Kommunikationsabteilung aber nicht nennen. Die Abrufzahen bei RTL+ bleiben, da verhält es sich bei der Flirtshow nicht anders als beim Dschungelcamp, weiter ein gut gehütetes Geheimnis. Wenig gut hüten lassen sich die Werbebuchungen. Hier lässt sich erkennen, dass die Akzeptanz im Werbemarkt weiterhin recht hoch ist. Während des rund 80 Minuten langen Finals liefen fast 16 Minuten lang Werbespots. Noch stärker gebucht war die vorletzte Episode am Sonntagabend; sie nahm insgesamt 88 Minuten Sendezeit ein; drei im Schnitt acht Minuten lange und somit proppenvolle Werbebreaks waren darin untergebracht.

Staffel acht schon bestellt

Auch das dürfte einer der Gründe sein, warum die nähere Zukunft von "Love Island" schwächerer TV-Quoten zum Trotz nicht in Gefahr ist. Im Gegenteil: Eine achte Staffel ist bereits bestellt worden, wie ein RTLzwei-Sprecher DWDL.de sagte. Zusammen mit ITV Studios wolle man diese wieder im Spätsommer on air bringen.

"Natürlich müssen solche Leuchtturm-Formate immer wieder kritisch überprüft und notfalls auch angepasst werden, damit sie für das Publikum frisch und spannend bleiben", heißt es seitens RTLzwei. Für Frische und Spannung sollten schon in der zurückliegenden Staffel einige neue Regeln sorgen; darunter eine "Love Island"-Weltneuheit, nämlich die Einführung einer seperaten Behausung für die Männer, "Brotel" genannt. Auch wegen ihr entfiel in der allerersten Folge der Staffel die sonst übliche "Paarungszeremonie". Wie gut das alles geklappt hat, darüber sollen nun anlaufende intensive Analysen Aufschluss geben. "Hier befinden wir uns gerade in der intensiven Nachbetrachtung – sowohl der Kanäle als auch der Inhalte", lässt der Sender ausrichten. Von der Stärke der crossmedialen Brand "Love Island" sei man trotz rückläufiger linearer Nutzung weiterhin überzeugt.