Mehr Angebote, mehr Optionen – Zuschauerinnen und Zuschauer haben 2022 so viel Programmauswahl über unterschiedlichste Verbreitungswege – und genau darauf müssen TV-Strategen Tag für Tag eine Antwort finden. Einblicke in aktuelle Strategien sollte ein Talk zum Abschluss des ersten Tages bei den Screenforce Days geben, der mit ProSieben- und Sat.1-Senderchef Daniel Rosemann, RTL-Deutschland-Chief Content Office Henning Tewes, dem stellvertretenden ARD-Programmdirektor Oliver Köhr sowie Klaus-Peter Schulz (Sprecher und Geschäftsführer der OMG) und Susanne Kunz (Geschäftsführerin der OWM) prominent besetzt war.

 

Moderator Wolfram Kons besprach mit seinen Gästen nicht nur die Besonderheit, dass in der anstehenden TV-Saison eine Fußball-Weltmeisterschaft im November und Dezember ausgetragen wird (was Vermarkter und Werbebuchende vor eine bis dato unbekannte Situation stellt, wie DWDL.de schon am Montag thematisierte), sondern auch über allgemeine Strategien im Sportrechte-Markt. Hier nannte Daniel Rosemann die neue European League of Football als Hoffnungsträger, genau wie die Formel E, während die Zukunft der Formel 1 aus naheliegenden Gründen seiner Meinung nach nicht gänzlich sicher sei.

Henning Tewes äußerte sich sehr zufrieden mit der abgelaufenen Saison der UEFA Europa League, die im Titelgewinn Eintracht Frankfurts gipfelte. Mit Stolz betonte der RTL-Mann nochmals, kürzlich ein umfangreiches Fußball-Rechte-Paket erworben zu haben, das die deutsche Nationalmannschaft bei den anstehenden Qualifyers und in der Nations League zeigt. Es ist das größte Nationalmannschafts-Rechtepaket, das RTL bisher besaß.

Dass Lizenzprogramme im Free-TV weniger bedeutend werden, das wollte keiner der Programmmanager so sehen. Rosemann, der ab der kommenden Saison auf den Sonntags-Blockbuster bei ProSieben verzichten wird, erklärte zwar, dass man Lokales ausbauen werde. Aber: "Unterföhring bleibt das deutsche Tor zu Hollywood." Und auch Tewes unterstrich, sehr wohl aber mit Blick auch auf RTL+, die Bedeutung von Lizenzware. Das Angebot werde relativ stabil bleiben, meinte er und wiederholte damit das, was kurz vor auch Oliver Köhr für die ARD erklärt hatte.  



Vorsichtig agieren möchte man derweil in Sachen Retro-Fernsehen. Durch die Comebacks von "TV total", "Geh aufs Ganze" und "Der Preis ist heiß" waren Neuauflagen einstiger Shows zuletzt wieder stark in Mode gekommen. Man solle das aber "nicht überstrapazieren", warnte Rosemann. "Nicht alles, was Retro ist, war Kult. Und nur Kult weckt eben Emotionen", erklärte er. Dennoch erfüllte gutes Retro-Fernsehen das Bedürfnis nach Leichtigkeit und Vertrautem, führte Tewes aus. Die Produktion von Retro-Fernsehen sei dabei keinesfalls nur Plug-and-Play, wie der Chief Content Officer von RTL Deutschland anhand des Beispiels "Der Preis ist heiß" sagte. Jene TV-Show wurde schließlich vom Daytime-Format zur über zweistündigen Primetime-Show umgebaut.