Green Productions, nachhaltiges und ressorcenschonendes Arbeiten und somit der bewusste Umgang mit Rohstoffen und Energie ist seit geraumer Zeit in der deutschen Produktionsbranche fest verankert – und spielt heute eine größere Rolle denn je. Vor dem Hintergrund drastisch steigender Energiepreise und möglicher Mangellagen haben zahlreiche Unternehmen zuletzt Maßnahmen ergriffen, um sicher über den nahenden Winter zu kommen. Energie einzusparen, das sei einerseits aus Kostengründen, andererseits wegen des Klimawandels "Gebot der Stunde", sagt der HR auf Anfrage von DWDL.de. Als konkrete Maßnahmen gibt der HR an, die Raumtemperatur in den Büros auf 19 Grad Celsius gesenkt, Durchlauferhitzer in den Sanitärräumen außer Betrieb genommen und die HR-Logos an den Außenfassaden abgeschaltet zu haben. Die zeitbasierte Nachtsenkung der Heizungsanlage beim HR sei um drei Stunden verlängert worden und umfasse nun die Zeit zwischen 20 Uhr abends und sieben Uhr morgens.



Sky © Sky
Resourcenschonendes Arbeiten hat sich die pan-europäische Sky-Gruppe indes schon seit Jahren auf die Fahnen geschrieben. Weit vor der Energiekrise, nämlich 2020, formulierte Sky das Ziel, Emissionen bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren. Daran werde seitdem kontinuierlich gearbeitet, heißt es aus der Deutschland-Zentrale in Unterföhrng bei München. Dort habe man inzwischen nahezu eine Komplett-Versorgung mit Öko-Strom erreicht und nutze zudem Geothermie. Gleiches gelte für alle Sky-Service-Center in Deutschland. "Mit Bewegungssensoren an den Arbeitsplätzen und Bewegungsmeldern in den Großraumbüros stellen wir zudem eine effiziente und bedarfsgerechte Beleuchtung sicher. Zudem sensibilisieren wir unsere Mitarbeiter:innen regelmäßig zu Nachhaltigkeitsthemen und haben eine Energie-Taskforce, die sich konkret mit Themen rund um Energie – inklusive Einsparpotentialen – beschäftigt", sagt eine Sky-Sprecherin zu DWDL.de.

ZDF-Logo in Mainz © ZDF/Hans-Jürgen Burkhard
Energieeinsparungen sind auch beim Zweiten Deutschen Fernsehen ein seit Jahren "fest verankertes Thema". Genutzt wird Öko-Strom aus erneuerbaren Energien, erklärt die Pressestelle des Senders. "Um den Stromverbrauch weiter zu reduzieren, wird beispielsweise mit großem Nachdruck die flächendeckende Umstellung von Studio- und Gebäudebeleuchtung auf LED-Leuchtkörper vorangetrieben. Darüber hinaus wird Photovoltaik genutzt und zukünftig erweitert", heißt es. Mit Blick auf die Stromnutzung sei es dem ZDF gelungen, den Verbrauch um zehn Prozent zu reduzieren, gibt die Pressestelle an. Gleiches soll nun auch bei der Wärmeversorgung passieren. "Gemeinsam mit dem Energieversorger wird derzeit konkretisiert, wie die Leistungskapazität der Fernwärme durch Temperaturreduzierung und Betriebszeitenoptimierung deutlich gesenkt werden kann."

Ausgeklügeltes Heiz- und Kühlsystem

RTL © RTL
"Energietechnisch auf dem neuesten Stand" befinde sich das RTL-Sendezentrum in Köln-Deutz, sagt eine Sprecherin. Als Beispiel dafür nannte sie "ein ausgeklügeltes Heiz- und Kühlsystem", das nachhaltige Energieeinsparungen ermögliche. "Zum Kühlen nutzen wir vier Brunnenanlagen und im Winter führen wir die Abwärme von sendetechnischen Anlagen und Technikräumen dem Heizsystem zu", heißt es. Im Bereich Einsparungen spielen auch die an vielen Stellen erfolgte Umstellung auf LED-Leuchtmittel eine große Rolle. Sie werden nicht nur bei RTL eingesetzt, sondern in allen modernen Studios, wie etwa die MMC, Sky oder UFA Fiction anführen.

Nico Roden © MMC
Doch müssen künftig produzierte Shows wirklich bis in die letzte Ecke ausschweifend ausgeleuchtet sein? "Im Studio liegt die Hoheit beim Lichtdesigner. Er entscheidet über die Anzahl und Auswahl der Lampen. Die aktuellen Entwicklungen könnten ein Umdenken einläuten", glaubt Nico Roden, Director Sales & Production der MMC Studios. "Man könnte zum Beispiel konkreter analysieren, welche Lampe tatsächlich einen Bildbeitrag leistet und den Nutzen der Lampe in Frage stellen, um eventuell auf diese Einheit zu verzichten." Das hätte, so Roden, neben Energieeinspareffekten auch budgetäre Auswirkungen, könnte die Herstellung von Formaten also preiswerter machen.



Auf den Stromverbrauch geachtet wurde auch bei der Konzeption des das neuen RTL-Nachrichtenstudio, das seit wenigen Wochen im Einsatz ist. Es sei unter entsprechenden Energie-Effizenz-Gesichtspunkten geplant worden, heißt es aus der RTL-Pressestelle. Unter Volllast aller Komponenten sei der Stromverbrauch im Vergleich zum vorherigen virtuellen Set "deutlich geringer".

Sebastian Werninger © UFA
Dass der Branche in diesen Monaten ein "tiefgreifender Wandel" bevorsteht, sieht auch UFA-Chef Sebastian Werninger. Sein Unternehmen wurde jüngst ebenfalls stromeffizienter aufgestellt. "Aber der Markt wird die Nachfrage nach LED-Licht, E-Autos und hybriden Generatoren nicht so schnell befriedigen können", glaubt er. "In der Art und Weise wie wir produzieren, hoffen wir, dass die aktuelle Energiepreissituation die Prozesse, in denen wir uns befinden, beschleunigt, die Investition in ressourceneffiziente Technologie belohnt und die Innovationskraft unserer Branche nachhaltig befeuert." Jeder bewusste Schritt helfe, sagt Werninger.

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