Videoblogs haben Dr. Carola Holzner bekannt gemacht. Als "Doc Caro" setzte sich die Notfallmedizinerin speziell seit Beginn der Corona-Pandemie in Sachen Aufklärung ein. Radiosendungen, Fernsehauftritte und medizinische Fachveranstaltungen gehören zu ihrem Arbeitsalltag. Seit rund einem Jahr sind auch Kameras fester Bestandteil ihres Arbeitslebens. Holzner unterschrieb einen Exklusiv-Vertrag mit dem Fernsehsender Sat.1 – mehrere Formate sind mit ihr geplant, unter anderem auch das nun neustartende "Doc Caro - Einsatz mit Herz", eine Reportagereihe, für die sie sich ein Jahr lang filmen ließ: Beruflich in der Klinik, im Rettungshubschrauber und als Notärztin im bodengebundenen Rettungsdienst. "Aber ich wurde eben nicht nur beruflich begleitet", macht Holzner im Gespräch mit DWDL.de klar. Momente mit ihren Freundinnen oder bei ihren Pferden sollen der Zuschauerin und dem Zuschauer auch die private Carola Holzner näher bringen.

 

"Uns war es wichtig, den Menschen hinter der Ärztin zu zeigen", sagt Holzner über ihre Sendung, die von der Firma Spin TV realisiert wurde. Entstanden sei eine Reportage-Reihe, die von der Art her "neu" sei, sagt Holzner und verspricht im gleichen Atemzug nicht weniger als "sehr emotionale" Bilder. Neu sind Klinik- und Blaulicht-Dokus nicht generell und spätestens seit dem hochgelobten Joko-und-Klaas-Special, das die Schicht einer Krankenschwester komplett und werbefrei dokumentierte, auch angesehen. Kabel Eins etwa bot bis 2021 eine Klinik-Doku unter dem recht schlichten Namen "Die Klinik" an. Eine weitere Staffel, so bestätigte der Sender nun gegenüber DWDL.de, soll es aber nicht mehr geben. Im Frühjahr 2021 war – vielleicht auch dem Überdruss der Pandemie geschuldet – der Staffelschnitt der dortigen "Ärzte, Helfer und Diagnosen" auf rund dreieinhalb Prozent in der Zielgruppe eingebrochen.

"Doc Caro" indes ist keine reine Klinik-Doku. "Ich war zunächst kritisch, als die Idee aufkam, mich mit der Kamera, auch außerhalb der Notaufnahme begleiten zu wollen", erinnert sich Holzner. "Ich selbst schaue kaum fern und wenn ich Krankenhausformate oder -dokus über den Rettungsdienst anschaue, kann ich nicht aus meiner Haut. Ich bin nunmal Ärztin und demnach prüfe ich immer alles auf medizinische Korrektheit." Weil ihr versprochen wurde, dass diese, dass ihre Doku, anders werden sollte, hätte sie die Idee hinter dem Format aber "schon gereizt". "Doc Caro" will keinen "Sensationsjournalismus" über Leben und Tod betreiben – sondern das Gegenteil, wie die Medizinerin beschreibt.

Realität in Bilder fassen

"Wir zeigen die Geschichten hinter den Patienten, die ganz normalen Probleme im Arbeitsalltag, meine Probleme als Ärztin. Und ich bin unheimlich glücklich darüber, dass wir es geschafft haben, die Realität in Bilder zu fassen." Zu sehen gibt es demnach Menschen, "die wir nicht retten konnten", aber auch "Geschichten voller Hoffnung" kündigt Holzner für die kommenden sechs Donnerstage um 20:15 Uhr in Sat.1 an. Selbst Geschichten, die "an ein Wunder grenzen" sollen dabei sein. Holzner bezeichnete es als "absoluten Vertrauensbeweis des Senders und der Produktion, dass sie mich und meine Arbeit so unverfälscht zeigen. Wir haben uns alle komplett darauf eingelassen."

Als Einstieg hat Sat.1 indes einen eher ungewöhnlichen Mix gewählt. Die erste ganz reguläre Folge von "Doc Caro" wird erst am Donnerstag kommender Woche zu sehen sein. In dieser Woche gibt es zwar schon Szenen von "Doc Caro" zu sehen, allerdings innerhalb eines "Sat.1 Spezial", das eben diese Bilder auch in einem Talk begleitet. Unter anderem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wird dann im Studio sprechen. Wichtig sei es, sagt Holzner, verständlich über Themen zu sprechen, "die für uns alle relevant sind. Und wenn wir den Start der Doku dafür nutzen können, umso besser." Ihrer Meinung nach würden viele gar nicht wissen, "was uns im Gesundheitswesen tatsächlich ans Limit bringt." Warum etwa der Rettungsdienst selbst Not leiden würde oder warum es in der Petition #ichrettedeinleben um mehr als Schulunterricht für Wiederbelebung geht. Der Talk sei also ein Forum für gesellschaftspolitisch wichtige Themen. "Ich hoffe, dass wir ein Stück weit aufklären, Transparenz und Verständnis schaffen können", sagt Holzner zu DWDL.de. Nach der Sendung sollte ihrer Hoffnung nach nicht nur dem Gesundheitsminister klar sein, dass das Problem "mitnichten nur der Mangel an Pflegepersonal" sei.

 

Es hätte keine Pandemie gebraucht, um endlich das Gesundheitswesen in den Fokus zu rücken. Carola Holzner


Ohnehin hat Holzner, nennen wir es Bauchschmerzen damit, wie über die Pflege und das Gesundheitswesen gesprochen wird. "Es hätte keine Pandemie gebraucht, um endlich das Gesundheitswesen in den Fokus zu rücken. Es ist schade, dass es oft so dargestellt wird, als sei die Pandemie der Grund, uns endlich wertschätzen zu müssen. Dagegen wehre ich mich", sagt die Medizinerin. Es hätte eben niemand zugehört, wenn Missstände aufgezeigt worden sind, sagt sie und nennt beispielhaft "bis zur körperlichen Erschöpfung ausgenutzte Assistenzärzte". "Der Pflegemangel ist zwar durch die Pandemie besonders aufgefallen, den gab es aber schon vorher. Es ist wichtig, dafür Aufmerksamkeit zu bekommen. Und ja, die mediale Aufmerksamkeit hat geholfen. Immerhin wird jetzt über die Probleme gesprochen. Man kann sie nicht mehr totschweigen", bestätigt Holzner, der es – wie sie sagt – nie um Aufmerksamkeit für ihre Person gegangen sei.

Diese habe, auch das gehört zur abgebildeten Realität, gar Probleme mit sich gebracht. "Von Kollegen, die damit nichts anfangen konnten, bis hin zu Bedrohungen und Beschimpfungen", berichtet die Medizinerin. Und präsent war und ist Holzner auf vielen Wegen – nicht nur im Sat.1-Programm. Dennoch habe sie immer noch genug Zeit, zu erleben, "wie abwechslungsreich Medizin sein kann", erklärt Holzner, die zum Abschalten vom Job mit ihren Pferden unterwegs ist. "Doc Caro" soll indes nur der Anfang der Zusammenarbeit mit Sat.1 sein. Zu weiteren Projekten will sie sich aber noch nicht im Detail äußern. "Ich verrate aber nicht zu viel, wenn ich sage, dass ich weiterhin meiner Person folge: Klartext sprechen und Menschen helfen, auf die ein oder andere Weise. Immer persönlich, immer auf Augenhöhe".

"Doc Caro" startet am Donnerstag mit ersten Szenen, die innerhalb eines "Sat.1 Spezial" gezeigt werden. Fünf Folgen der Reportagereihe laufen dann ab dem 6. Oktober donnerstags um 20:15 Uhr in Sat.1.