Der Juni stand natürlich auch medial ganz im Zeichen des Fußballs. Schuld daran war zum Einen die Fußball-WM. Schon das Eröffnungsspiel machte deutlich, dass es für die nicht übertragenden Sender ganz schwere Wochen werden würden: Über 20 Millionen Zuschauer waren schon beim ersten Spiel dabei - und das Interesse sollte noch wachsen. In nie gekanntem Ausmaß gab es zudem "Public Viewing". Die tatsächlichen Zuschauerzahlen sollen dadurch noch einmal um 40 bis 60 Prozent über den media control-Zahlen gelegen haben. Als die WM gestartet war, waren dann auch Klagen aus dem Vorfeld der WM vergessen, die Werbebuchungen bei ARD, ZDF und RTL würden weit unter den Erwartungen liegen.
Und noch ein Fußball-Thema beschäftigte die Medien-Branche auch im Juni. Die Telekom zerstörte die Hoffnungen von Georg Kofler, doch noch die Bundesliga live via Satellit übertragen zu dürfen und einigte sich mit Arena und der DFL auf eine reine Ausstrahlung via VDSL. Doch Kofler blieb wie immer optimistisch, sagte, auf diese Entscheidung sei Premiere vorbereitet und gratulierte der T-Com artig zur "Premium-Partnerschaft" mit der Bundesliga. Und passte die Preise an: Alle Pakete einzeln und das schon ab 10 Euro. Unterdessen bekämpften sich Arena und Premiere mit einstweiligen Verfügungen - und Vorwürfen von "wettbewerbswidriger Werbung" bis mangelhafter Verschlüsselung.
Auch eine der größten TV-Überraschungen des Jahres wurde im Juni bekannt: Die ARD präsentierte Günther Jauch als Nachfolger von Sabine Christiansen, die Mitte 2007 ihren Polittalk aufgibt. Statt sich über den gelungenen Coup zu freuen, kam von den ARD-Gremien aber erst einmal hauptsächlich Kritik. Vor allem die Werbeverträge Jauchs wurden kritisiert - eine Diskussion die bis heute andauert.
Doch auch Sat.1 hielt im Juni noch eine große Überraschung bereit, die man beim "Sommergrillen" lüftete: Am chronisch erfolglosen Sonntagabend werde der Sender künftig auf die US-Erfolgsserie "Navy CIS" und dazu "Criminal Minds" setzen, so Schawinski. Für die neue Telenovela "Schmetterlinge im Bauch" kündigte Sat.1 zudem einen Umbau des Vorabends an. Zudem traute sich Sat.1 erstmals seit dem Anke Flop wieder an eine Late Night heran und kündigte einen zweiwöchigen Test mit Hella von Sinnen an. Und noch eine Überraschung hielt der Berliner Sender bereit: Lisa Plenskes Nachfolger bei "Verliebt in Berlin" wird mit Tim Sander völlig Telenovela-untypisch ein Mann.
Apropos Telenovela: RTL kündigte an, am Vorabend ab Herbst ebenfalls eine weitere tägliche Serie zu senden. "Alles was zählt" sei aber eine Daily Soap und keine Telenovela. Der Kölner Sender verlor aber seinen Sportkommentator Tom Bartels, bei der WM gerade noch im Einsatz - an den SWR. Discovery Networks kündigte im Juni an, dass der Sender XXP im Herbst in DMAX umbenannt und einen Männersänder umgewandelt wird. Und N24 ärgerte n-tv, indem man dem Konkurrenten "earth TV", das dort bis dahin unter dem Namen "Livetour" zu sehen war, abgeluchst hat.
Auch Personalien gab es im Juni natürlich einige: Rolf Hellgardt wurde neuer Programmchef bei kabel eins und folgte damit dem zu ProSieben gewechselten Thilo Proff nach. Thomas Baumann wurde als neuer ARD-Chefredakteur vorgestellt. Die ARD kündigte an, weiter zum heftig unter Beschuss stehenden Hagen Boßdorf zu stehen. Josef Andorfer klagte gegen seinen Ex-Arbeitgeber RTL II, nachdem eine außergerichtliche Einigung gescheitert war. Und Fritz Pleitgen kündigte völlig ungefragt an, auch noch zu einer weiteren Amtszeit bereit zu sein, "falls man sich auf keinen Kandidaten einigen könne". Konnte man dann aber ja doch.
Und was war sonst noch?
Im altehrwürdigen ARD-"Presseclub" kam es zu einer handfesten Auseinandersetzung zwischen Roland Tichy ("Handelsblatt") und Matthias Matussek ("Der Spiegel"). Tichy warf Matussek "engstirnigen Nationalismus" vor, der bezeichnete das lautstark als "Unverschämtheit". Nach der Sendung soll Matussek Tichy hart am Oberarm gepackt und ihm gesagt haben "Sie mache ich fertig".
n-tv wäre zudem im Juni fast zu seiner ersten Formel 1-Live-Übertragung gekommen - falls die Partie England - Ecuador bei RTL in die Verlängerung gegangen wäre und sich damit mit dem Rennen überschnitten hätte. Doch dazu kam es letztlich ja dann doch nicht. Auch zu einem Verfahren wegen Schleichwerbung beim "Eurovision Song Contest" kam es nicht. Die Vorwürfe, die Einspieler hätten an Apple-Spots erinnert, erwiesen sich als haltlos.