Jahr für Jahr blicken wir Ende August auf das Sommerprogramm der zurückliegenden Wochen und sehen uns an, welche neuen Formate diesmal besonders erfolgreich oder erfolglos waren. So wenig ambitionierte Sommer-Neustarts wie in diesem Jahr gab es gleichwohl trotzdem selten. Die Werbekrise, Spardruck bei den Öffentlich-Rechtlichen gepaart mit inflationsbedingt allgemein steigenden Ausgaben haben hier offenbar deutliche Spuren hinterlassen.
Das ließ sich insbesondere bei ProSieben und Sat.1 beobachten, wo man verbrämt als "Greatest Hits" in diesem Jahr, alte - und teils auch schon bei der Erstausstrahlung schon einmal gefloppte - Shows noch einmal großflächig in der Primetime wiederholte (darunter "Gegenteilshow", "Herz! Schlag! Show!" oder "Wer ist das Phantom?"), was zwar wenig gekostet hat, aber auch kaum jemanden vor den Fernseher locken konnte.
Ein anderer Trend war, schon produzierte Ausgaben von zu anderen Zeiten schon einmal gefloppten Shows nun im Sommer zu verbraten. "Local Hero" war so ein Fall, womit ProSieben aber auch im Sommerprogramm unterging. Die aus den "Kult-Show-Wochen" stammenden Neuauflagen von "Die Pyramide" und "Jeopardy" taten sich in Sat.1 auch im Sommer schwer. Bei RTL fand "The Wheel" auch im zweiten Anlauf keinen Erfolg, während "Der Preis ist heiß" oder "Die 100.000 Mark Show" ihre Sache im weniger umkämpften sommerlichen Umfeld recht gut machten. Ob das für eine Fortsetzung reicht, erscheint trotzdem fraglich.
Sport, XY, Camping, Nerds: Was lief denn nun richtig gut?
Sucht man nach den größeren Erfolgen der letzten Wochen, dann ist natürlich zuallererst die Fußball-WM der Frauen zu nennen. Die Niederlage der deutschen Elf gegen Kolumbien lockte 10,36 Millionen Menschen vor den Fernseher - trotz des Anpfiffs um 11:30 Uhr. Es war damit die zweitmeistgesehene Sendung in diesem Jahr. Und wäre das deutsche Team nicht schon in der Vorrunde gescheitert, dann wäre im weiteren Verlauf sicher noch mehr drin gewesen. Gute Quoten fuhren Das Erste und das ZDF auch mit der Übertragung der Leichtathletik-WM ein. Und Sat.1 trumpfte verzeichnete starke Quoten mit Bundesliga-Auftakt und Super Cup.
Ansonsten bleibt als größerer Trash-Erfolg der letzten Wochen "Beauty & The Nerd" im Gedächtnis. Dem Format hat es offenbar nicht geschadet, dass die Staffel ein Jahr auf Halde lag, nachdem die Ausstrahlung im letzten Sommer kurzfristig abgeblasen worden war. Die Marktanteile fielen jedenfalls wieder deutlich höher aus als zwei Jahre zuvor. Sehr gefragt waren Camper-Formate: Kabel Eins punktet mit "Yes we camp", RTLzwei mit "Bella Italia". Sat.1 hatte mit "Die besten Comedians Deutschlands" zwischenzeitlich gut lachen und RTL bediente die Hunde-Fans mit "Top Dog Germany" auch in diesem Sommer wieder gut.
Beim ZDF tat man sehr gut daran, "XY gelöst" nicht wie im vergangenen Jahr freitags zu zeigen, sondern auf dem normalen XY-Platz am Mittwoch - die Quoten fielen dort ungleich höher aus. Und Sebastian Lege feierte mit "ZDFbesseresser" große Erfolge, insbesondere auch beim jüngeren Publikum. Diese einst online gestartete Marke ist damit längst erfolgreich ins TV übertragen.
Wie schlugen sich die neuen oder neu aufgelegten Primetime-Formate?


Die Sommerpause der "heute-show" nutzte das ZDF in diesem Jahr, um einer neuen Sketch-Comedy eine Chance zu geben. Der Rückenwind des etablierten Sendeplatzes führte allerdings nicht zu übermäßig großer Aufmerksamkeit für Familie Meier: Knapp eineinhalb Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer sahen die erste Folge, am Ende der achtteiligen Staffel waren weniger als eine Million übrig. Die Marktanteile lagen bei Jung und Alt tief im einstelligen Bereich.
(Produktionsfirma: Bavaria Fiction / Gerda Film)


Auch diese RTL-Show fällt eher in die Kategorie: Lag noch rum. Schon 2022 wurden fünf Episoden von "Jetzt knallt's" aufgezeichnet. In der Adaption des Formats "Breaking Point" sollen Promis tippen, wann etwas kracht, knallt, explodiert oder reißt. Problem dabei wohl: Die Zeit bis dahin ist nur bedingt spannend. Im Juli ließ RTL nun immerhin mal zwei Folgen vom Stapel, erreichte damit aber nur rund 1,3 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer und magere 8 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen - was die Frage offen lässt, wie man mit den übrigen Episoden umgeht.
(Produktionsfirma: BBC Studios Germany)


Am späteren Mittwochabend beheimatet war das Impro-Format "Halbpension mit Schmitz" im vergangenen Jahr kein Erfolg für Sat.1. Trotzdem entschied man, es nun in einer XXL-Version in die Primetime zu schicken. Und das hat sogar recht gut funktioniert: Zwei der vier Ausgaben erreichten über 9 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen und lagen damit weit über dem Senderschnitt. Positiv zudem, dass die letzte Ausgabe auch die erfolgreichste war. Dass allerdings keine einzige Folge eine Million Menschen erreichte, ist gleichzeitig auch etwas ernüchternd.
(Produktionsfirma: Deutsche Produktions Union)


In "Job Switch" ging es um Menschen, die ihre Jobs kündigen, weil sie darin unzufrieden sind. Als Ersatz sucht ihnen ein Experten-Trio eine neue Anstellung, die besser zu ihnen passen soll. Obwohl das Format den gut angewärmten "Löwen"-Sendeplatz bei Vox übernahm, sahen zum Auftakt nur gut 400.000 Leute zu - und es wurden bis zum Ende der Staffel kaum mehr. Mit unter 5 Prozent Marktanteil war die Sendung ein Flop. Ob das die Vorfreude von Sat.1 auf das "Job-Experiment" von Judith Williams erhöht? Das Konzept des vor einigen Monaten angekündigten Formats klingt nämlich sehr ähnlich.
(Produktionsfirma: RTL Studios)


Im Schlepptau der RTLzwei-Abschiedsstaffel von Daniela Katzenberger durfte im Sommer bei RTLzwei auch Harald Glööckler sein Glück suchen. Nach ordentlichen Quoten zu Beginn der Staffel fiel das Interesse im Verlauf der sechs Episoden aber ab, die Marktanteile rangierten zuletzt bei rund dreieinhalb Prozent in der klassischen Zielgruppe - zu wenig.
(Produktionsfirma: Yellowstone Productions)


Vier Jahre lang wurde bei RTL nicht gehüpft, nun entschied man sich, das im Zuge des Erfolgs von "Ninja Warrior Germany" damals an den Start gebrachte "Big Bounce" doch wiederzubeleben und am Samstagabend zum Einsatz zu bringen. Die gute Nachricht: Ohne nennenswertes Gegenprogramm erzielte die Show knapp 15 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen. Die Schlechte: Sobald es etwas Show- oder Sport-Konkurrenz gab, ging das Format gnadenlos unter und landete bei unter 7 Prozent, zuletzt sogar unter 6 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. Sie ist also allenfalls etwas für den Schönwettereinsatz.
(Produktionsfirma: Banijay Productions Germany)


In einem etwas kurios anmutenden Kooperationsmodell ließ Fox die vom eigenen Team entwickelte Datingshow "Marriage Market" nicht zuerst für sein eigenes US-Network produzieren, sondern schickte ProSieben vor, das Format als erster Sender weltweit umzusetzen. Dass es angesichts der Erfahrungen nun jemals in die USA kommt, darf aber bezweifelt werden: Das Kuppelformat startete bereits schlecht und lag in Woche 3 bei gerade mal noch 3 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen und weniger als 400.000 Zuschauerinnen und Zuschauern.
(Produktionsfirma: Cheerio Entertainment)


Das kurz nach dem "Heiratsmarkt" gestartete bei Vox gestartete Format ist quasi dessen Gegenentwurf: Während dort Eltern ihre Kinder verkuppeln, sucht der Nachwuchs hier nun Partnerinnen und Partner für die Single-Eltern. Auf mehr Gegenliebe stieß aber auch das beim Publikum nicht: Hier lag der Marktanteil schon in Woche 2 bei unter 3 Prozent, die Reichweite auch hier bei unter 400.000. Womöglich ist der Dating-Markt nach der Explosion der Anzahl der Formate inzwischen auch einfach übersättigt.
(Produktionsfirma: ITV Studios Germany)


Die große Zeit der Renovierungsshows schien bereits vorbei, nachdem es immer wieder zu größeren Problemen mit der Versteuerung kam. Doch nun scheint man bei RTL einen neuen Dreh gefunden zu haben, der die alten Probleme umgeht und wollte schon vom Titel her offenbar an alte "Einsatz in vier Wänden"-Erfolge anknüpfen. Die Bilanz fällt aus Quotensicht aif den ersten Blick durchwachsen aus, die Marktanteile schwankten um die 10-Prozent-Marke - doch da die zeitversetzte Nutzung offenbar recht hoch war, erhöhte sich der Marktanteil nach den ersten vier Folgen auf im Schnitt 10,7 Prozent - heutzutage auch für RTL durchaus ein solides Ergebnis.
(Produktionsfirma: Good Times)


Renovieren stand nicht nur bei RTL auf dem Programmplan, sondern auch bei RTLzwei, das einen Promi-Ableger seines bekannten Formats "Die Schnäppchenhäuser" an den Start brachte, in dem vor allem Reality-Stars gezeigt werden, die in ihren eigenen vier Wänden zum Werkzeugkasten greifen. Zwei Folgen liefen bislang und lagen mit knapp fünf Prozent Marktanteil in der Zielgruppe auf einem für RTLzwei-Verhältnisse guten Niveau, das weitere Renovierungseinsätze erwarten lässt.
(Produktionsfirma: ITV Studios Germany)


"Leute mit außergewöhnlichen Hobbys, Spleens und verrückten Talenten" will Vox in dem neuen Format vorstellen, von dem man zunächst nur eine Folge produziert hat. Es ging etwa um eine männliche Hexe, die Geister jagt eine Frau, die Disney vergöttert und einen Weltmeister im Kopfrechnen. Das Interesse an diesen Leuten blieb aber extrem überschaubar, kaum mehr als eine viertel Million Zuschauerinnen und Zuschauer wurden gezählt, der Marktanteil in der Zielgruppe lag bei nur drei Prozent. Fortsetzung daher unwahrscheinlich.
(Produktionsfirma: Filmpool)


Formate, in denen Promis endlich nützlicheren Tätigkeiten zugeführt werden sollte, gab es schon einige. In diesem Sommer hat sich nun auch RTLzwei hier eingereiht und Mario Basler und Julian F.M. Stoeckel zum Ordungsamt und Marijke Amado zur Stadtreinigung geschickt. Geholfen hat das vermutlich weder den normalen Beschäftigten dort, noch dem Sender: Die Marktanteile lagen deutlich unterm Soll bei im Schnitt 3,3 Prozent.
(Produktionsfirma: Good Times)
Und in der Daytime?
Einige Sender nutzten die Sommermonate auch für Tests im Nachmittag- und Vorabendprogramm. RTLzwei zeigte sich sehr zufrieden mit dem Testlauf von "B:REAL - Echte Promis, echtes Leben", das auf dem seit Jahren sehr schwierigen 17-Uhr-Sendeplatz ermutigende Marktanteile über 4 Prozent erzielte. Die "Hofgeschichten" konnten im Ersten hingegen ebensowenig überzeugen wie die "Haustierprofis" um 14 Uhr. Dafür empfahl sich am Sonntagvorabend bei Vox "Traumhaus oder Luftschloss" durchaus für einen weiteren Einsatz.