Alliterationen sind Fluch und Segen der Sprache zugleich. Diskret verwendet ein rhetorisches Stilmittel von dekorativer Eleganz, hat sich die Häufung aufeinanderfolgender Anfangsbuchstaben vielfach zur Marotte verselbständigt– das rotgrüngelbe (vulgo: Habecks) Gebäudeenergiegesetz kann davon ebenso ein Heizhammerlied singen wie der bedauernswerte Bauer auf Frauensuche, den Inka Bause zum "rassigen Rinderwirt Reiner" degradierte. Und da sind wir noch lange nicht im Königreich der Alliterierten: SchleFaZ.

So lautet die Kurzform einer Sendung, in der Tele 5 seit 2013 die "Schlechtesten Filme aller Zeiten" zeigt, zerlegt, dem Mülleimer der Kinogeschichte zuführt. Heute kriecht die wöchentliche Werkschau fiktionaler Geschmacksverirrungen wieder aus dem Sommerloch. Auch in Staffel 11 jonglieren die Moderatoren beim Verriss Stabreime wie Kleinkünstler Bälle und Keulen. Kostprobe kefällig? "Kapitales Kultkinokaraoke-Event der WWW-Generation", kotzt Kommentator Oliver Kalkofe kübelweise über "Windjacke, Wuschelfrisur, Walkman".

So umschreibt der Wortspielfetischist mit all seiner Erfahrung aus 30 Jahren "Kalkofes Mattscheibe" die NDW-Klamotte "Gib Gas, ich will Spaß". Ein wahrhaft lausiges Machwerk, das – pardon: kühl kalkulierende Kapitalisten 1983 um Hits der NDW-Stars Markus und Nena gestrickt haben und Oliver K. gewissermaßen zum Fraß vorgeworfen. Wenngleich er ihn fraglos zum Fressen gernhat. Denn so krampfhaft der gelernte Komödiant und sein Kollege Peter Rütten auf Mobiliar Marke Kirchenbasar Buchstabensalat anrichten: Ihre Hassliebe für Trash kann kein noch so selbstverliebtes Wortgewitter verhageln.

Wenn die beiden Berufszyniker heute Abend übers bekloppte US-Musical "Can’t Stop the Music" herziehen, dessen deutscher Titel "Supersound und flotte Sprüche" exakt dem Niveau dieser fiktiven Entstehungsgeschichte der Disco-Ikonen Village People entspricht, macht ihre Leidenschaft für C-Movies folglich nur Pause. Richtig sauer werden die gelernten Komiker halt nur, wenn es um PR in Unterhaltungstarnfleck geht. Kalkofes Alliteration übers "frevlerische Filmvergehen und kinematografische Kapitalverbrechen" mit Nena und Markus war daher absolut gerechtfertigt.

Ansonsten könnte das Sendungsmotto "willst du den Abend dir versauen, dann musst du mit uns Schlefaz schauen" kaum missverständlicher sein. Die meisten der bislang 153 gezeigten B- bis Z-Movies grenzen nüchtern betrachtet zwar an Körperverletzung. Dass Rütten und Kalkofe cineastischen Aberwitz von "Dracula jagt Frankenstein" über "Pudelnackt in Oberbayern" bis "In der Gewalt der Riesenameisen" vorstellen, ist jedoch Bestandteil einer einvernehmlichen Sado-Maso-Beziehung, zeugt also mehrheitlich von lustvollem Respekt.

So wie es sich Quentin Tarantino bei Filmfestivals aufs Schärfste verbittet, über seine Götter aus den Bahnhofskinos der Siebzigerjahre zu spotten, so aufrichtig adelt das deutsche Remake der US-Reihe "Mystery Science Theater 3000" die schlechtesten Filme als Zeitzeugnisse vergangener Epochen. Schließlich sind Oliver Kalkofes "Wixxer"-Persiflagen ihrerseits SchleFaZ-Kandidaten von bestechender Mittelmäßigkeit, die er gemeinsam mit Peter Rütten in zwei Cameo-Auftritten der dilettantischen Horrorspektakelreihe "Sharknado" nochmals unterbieten durfte.

Und damit haben sie nicht nur für den Running-Gag mindestens eines Hai-Gemetzels pro Staffel gesorgt; sie machen den Unbelehrbaren hermetisch verkapselter Blasen auch vor, dass man – mit schönem Gruß an Trump- und Aiwanger-Fans – durchaus kritisieren darf, was man verehrt oder umgekehrt. Schon deshalb ist "SchleFaZ" Folge 43, die den dokufiktionalen Kaiserschmarrn "Libero" von 1973 verdaut, am Ende gehaltvoller als das ARD-Porträt "Fußball – Ein Leben", bei dem der angesehene Regisseur Thomas Schadt so sehr in Ehrfurcht vor Franz Beckenbauer erstarrt, dass er glatt vergisst, ihm Steuerflucht, Korruption, Katar vorzuwerfen. All dies macht Oliver Kalkofe, und zwar genüsslich.

Garniert natürlich mit Wortkaskaden à la "fehlformatierte Festplatte unter der furchtbaren Franz-Frise vollständig verfettet", was kaum weniger nervt als die weiteren Filme der laufenden Staffel. "Mutant – Das Grauen im All" zum Beispiel, "Im Reich der Amazonen" oder "Yeti – Der Schneemensch kommt". No- bis Low-Budget-Produktionen ambitionierter, aber untalentierter Filmteams, die ansonsten wohl in der Versenkung verschwänden. Ob zu Recht oder Unrecht, bleibt da Ansichtssache einer Putzkolonne, die mit dem Lappen dorthin geht, wo es lärmt und schmutzt, klebt und stinkt. Wie das Leben selbst.

Der Dreck früherer Jahrzehnte jedenfalls ist ebenso verkrustet wie dick. Es gibt daher noch viel zu scheuern für Oliver Kalkofe und Peter Rütten. Zwei selbstgerechte und ja: weiße Männer mittleren Alters, die ihre Werkschau allerdings ernster nehmen als sich selbst und damit angenehm offen lassen was unverdaulicher ist: die Kritiker oder das Kritisierte. Und wer weiß: Falls irgendwann irgendwer auf die Idee einer Show namens "Die schlechtesten Hosts aller Zeiten" kommt, sie "SchleHaZ" abkürzt und bei "SchleFaZ" landet – vielleicht werden diese zwei dann wortgewaltig der Alliterationslächerlichkeit preisgegeben. Das Besondere jedoch: sie würden wohl über sich mitlachen.

"SchleFaZ" läuft ab sofort wieder freitags, meist kurz nach 22 Uhr bei Tele 5. Eine Übersicht der Filme dieser Staffel gibt's hier.