Es ist ein Jubiläum, das in einer kurzatmigen Branche wie der des Fernsehens, heraussticht: Zum 25. Mal werden am Montagabend in München die Eyes & Ears Awards vergeben, um damit kreative, innovative und effektive Maßnahmen in den Bereichen Design, Promotion und Markenkommunikation zu ehren. Das war in der Vergangenheit auch deshalb immer spannend, weil der Abend der Preisverleihung stets auch eine Werksschau der Branche war. Denn: Was wäre das Fernsehen ohne Design?

Beim Blick zurück werden nun auch die Veränderungen auf besondere Weise deutlich. Das Bewusstsein für Design sei jedoch seit der Einführung privater Medien in der Branche zwar immer vorhanden gewesen, erinnert sich Corinna Kamphause, CEO von Eyes & Ears of Europe, im Gespräch mit DWDL.de. Doch am Anfang war das Design noch sehr spielerisch. "TV-Designer haben immer ausprobiert, was zu dem gegebenen Zeitpunkt technisch möglich war. Man kann an den Design-, Promotion- und Marketingproduktionen sehr gut nachvollziehen, wie die technische Entwicklung stattgefunden hat. Als es möglich war, 3D zu produzieren, wurde dies natürlich in allen zu der Zeit modernen Designs umgesetzt. Und dasselbe gilt jetzt natürlich für alle Variationen an heutigen Ausspielwegen."

Eyes & Ears Awards © Eyes & Ears
Tatsächlich haben sich die Einsatzmöglichkeiten spürbar erweitert, weil Designerinnen und Designer inzwischen längst nicht mehr nur auf ein Medium fokussiert sind. "Es gibt Wellen, da gewinnt der Controller die Oberhand und es wird an Mitteln für das Design und das Marketing gekürzt, wo es möglich erscheint. Dann aber wieder erkennen die Verantwortlichen, wie immens wichtig ein modernes Design ist, um die Medienmarke in dieser fragmentierten Welt wiedererkennbar zu machen, einen neuen Markt zu erobern und diesen Markt zu durchdringen", so Kamphausen. Und auch Streamingdienste werden sich ihrer Auffassung nach immer intensiver mit Designfragen beschäftigen müssen, "da die User Experience - geleitet durch das Design - weltweit über deren Erfolg entscheiden wird".

Ganz sicher dürfte in Zukunft mehr denn je die Frage im Raumen stehen, welche Rolle Künstliche Intelligenz einnehmen wird. Corinna Kamphausen ist gespalten. KI helfe zwar "buchstäblich über ein blankes Blatt Papier oder ein kreatives Blackout hinweg", sagt die Geschäftsführerin. "Damit schränkt sie aber natürlich auch schon kreativ ein." Doch noch werde Künstliche Intelligenz nicht von allen Medienhäusern verwendet. "In manchen ist der Einsatz schlicht verboten. Zu Recht wird der Einsatz von Tools, deren Datenbasis umstritten ist und die vielleicht Daten an außereuropäische Unternehmen weitergeben, hart diskutiert."

KI schürt Ängste in der Branche

Es ist eine Diskussion, die auch bei der Eyes & Ears Conference diskutiert werden soll, die im Vorfeld der Awards stattfindet. Ziel sei es, "künstliche Intelligenz, emotionale Intelligenz und kreative Intelligenz auf inspirierende Art und Weise" aufeinandertreffen zu lassen, betont Kamphausen. Tatsächlich ist die Debatte wichtig, weil KI ein Buzzword ist, "das bei vielen Kollegen Ängste schürt", wie sie sagt. "Es ist unverkennbar, diese technischen Möglichkeiten werden unser Arbeitsfeld nachhaltig verändern. Einige produktionstechnische Tätigkeiten werden vermutlich binnen sehr kurzer Zeit wegfallen. Es ist also für uns als Branchen-Netzwerk wichtig und wir sehen uns in der Verantwortung, einzuordnen welche Relevanz KI-Tools haben und darüber zu informieren, wie Kreative diese Tools bestmöglich für Ihre eigene Kreativität nutzen können."

Der Fokus wird bei den Eyes & Ears daher darauf liegen, wie die Kreativbranche KI nutzt und damit arbeitet. "Dabei werden die ethisch schwierigen, aber auch die nutzbringenden positiven Aspekte von Künstlicher Intelligenz beleuchtet und diskutiert", so Corinna Kamphausen. "So werden nicht nur Herausforderungen, sondern vor allem Lösungen für Designer, Promotionproducer und  Marketingverantwortliche im Bereich der Medien- & Entertainment-Brands präsentiert."

Und freilich wird am Abend, nach der Jubiläums-Gala im Filmtheater Sendlinger Tor auch gefeiert werden - übrigens auch mit einigen der bisherigen internationalen Excellence- und Inspiration-Award-Preisträgern wie dem Live-Regisseur Volker Weicker, dem Fotografen Oliviero Toscani, dem langjährigen UFA-Chef Nico Hofmann sowie dem Set-Designer Florian Wieder und der Bühnendesignerin Es Devlin. Der Rückblick auf eine 25-jährige Erfolgsgeschichte wird dadurch gewiss nicht zu kurz kommen.