Das Jahr 2024 hat für den zu Axel Springer gehörenden Nachrichtensender Welt einige Neuerungen mit sich gebracht: In erster Linie ist da der Wegfall des finanziell lukrativen Produktionsauftrags der vorabendlichen Magazine für Servus TV zu nennen, der deshalb so wichtig war, weil er zumindest teilweise Lücken schließen sollte, die durch das Ende der Nachrichtenbelieferung für ProSiebenSat.1 entstanden waren. Das Geld fehlt nun. So musste Chefredakteur Jan Philipp Burgard an einigen Stellen aus der Not eine Tugend machen – umgestellt wurde etwa, wie schon berichtet, die Börsenberichterstattung. Direkt vom Balkon der Börse Frankfurt hat sich Welt zurückgezogen, Manuel Koch hat diesen begehrten Platz übernommen.



Bei Welt ist die Börse nun quasi eine One-Man-Show. "Die Börsenberichterstattung gehört zur DNA von Welt TV. Deshalb haben wir uns sehr bewusst für eine Neuaufstellung entschieden, die nur einen Moderator in den Vordergrund stellt", führt Burgard im Gespräch mit DWDL.de aus: Dietmar Deffner. Er sei "seit mehr als zwei Jahrzehnten" das "sympathische und kompetente" Gesicht des Senders beim Thema Börse. Deffner meldet sich mehrmals täglich im neu geschaffenen "Börsenflash" allerdings direkt aus dem Berliner Studio, aus dem er weiterhin auch die Formate "Börse am Mittag" und "Börse am Abend" präsentiert. Die Einschaltquoten würden zeigen, sagt Burgard, dass der neue "Börsenflash" gut ankomme.

Das gelte auch für konzeptuelle Änderungen an den Newsstrecken, die der TV-Macher schon vor längerer Zeit angestoßen hatte. Dazu gehört etwa, dass in der "Welt am Abend" zur Feierabendzeit eher vertiefende Gespräche über die Antenne gehen – und vermehrt auch Einordnendes. Auch das komme gut an, was Burgard dazu veranlasst, zu sagen, dass der Plan "aufgegangen" sei. "Wir haben die selbst gesteckten Ziele am hart umkämpften Vorabend erreicht", erklärte er ohne allerdings exakter ins Detail zu gehen.

 

Natürlich würde ich als Nachrichtenmann am liebsten rund um die Uhr News senden – sieben Tage die Woche.
Jan Philipp Burgard



Das erhofft er sich nun auch für das neue Wochenendprogramm. Weiterhin sendet sein Kanal samstags und sonntags ab dem frühen Vormittag und bis kurz nach Mittag Nachrichtenprogramme. Nachmittags und am Vorabend entfallen die News allerdings, zugunsten von Dokus am Samstag und dem von Bild TV geerbten Live-Sport am Sonntag. Ein offenkundig notwendiger Schritt, der aber auch den Chefredakteur nicht vollends glücklich macht. "Natürlich würde ich als Nachrichtenmann am liebsten rund um die Uhr News senden – sieben Tage die Woche", gibt Jan Philipp Burgard zu. "Sportfan" Burgard sieht aber zugleich die Chance mit den Live-Spielen aus den Sportarten Hand- und Basketball "neue Zielgruppen für unseren Nachrichtensender zu begeistern". Für Breaking-News-Situationen sei sein Sender auch am Wochenende aufgestellt – innerhalb kürzester Zeit könne man aus Berlin auf Sendung sein, verspricht er.

Welt TV sieht Burgard in diesem Jahr übrigens auch unter den nun gegebenen finanziellen Rahmenbedingungen "auf solidem Fundament" stehend. Man sei weiterhin in der Lage, "auf höchstem Niveau Live-Nachrichtenfernsehen" zu machen, wie man schon im Januar unter Beweis habe stellen können. Als Beispiel nannte er die mit vielen Reportern besetzte Berichterstattung rund um Hochwasserlage und Bauernproteste. "Auch unsere Auslandsberichterstattung setzen wir in gewohnter Qualität fort, zum Beispiel mit großer Präsenz in der Ukraine und in Israel."

Weiterhin gesendet werden soll auch der von ihm moderierte "Welt Talk" – und zwar sogar noch häufiger. "Denn ganz Deutschland hat gerade offenbar viel Diskussionsbedarf", erklärt Burgard, der sich mit seinem Team ansonsten auf das Superwahljahr 2024 freut. "Wir bereiten uns akribisch auf die Europawahl, die Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg vor." Die US-Wahlen im November seien dann "unser Super Bowl". Für die Berichterstattung rund um das Rennen ums Weiße Haus kündigte Burgard für seinen Sender schon einmal eine Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen des Springer-Titels "Politico" an. Mag sein, dass Welt nicht aus den Fugen geraten ist - ein Stück weit neu erfinden muss sich der Sender 2024 in jedem Fall.