Nachdem Netflix vor wenigen Jahren einen Werbetarif eingeführt hat, sind mittlerweile so gut wie alle großen Konkurrenten nachgezogen. Ohne einen vergünstigten Ad-Tier geht heute im SVoD-Bereich fast gar nichts mehr, bei Netflix kommen die meisten neuen Abo-Abschlüsse aus diesem Bereich. Das Thema wird in den kommenden Jahren wohl noch wichtiger, weil Werbung den großen Streaminggiganten Wachstum verspricht, das im Abo-Business so wohl nicht mehr drin ist. 

Während klassische TV-Sender unter der neuen Konkurrenz leiden und auch die Währungsfrage noch ungeklärt ist - auch wenn sich Netflix kürzlich zur Messung durch die AGF bekannt hat - setzen Prime Video, Disney+ & Co. aber auch auf klassische TV-Werbung, um ihre Inhalte und Angebote einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Dabei fahren die Konzerne durchaus unterschiedliche Strategien. DWDL.de gibt einen Überblick:

Disney+

Disney+ x Taylor Swift © Disney+
Disney+ hat im laufenden Jahr bereits 2.206 Spots in den Werbeblöcken der deutschen TV-Sender geschaltet (Zählung bis einschließlich 12. Oktober). Das hat aber auch mit einer Sonderstellung zu tun, die Disney im deutschen Markt einnimmt. Mit dem Disney Channel betreibt der Medienkonzern hierzulande bekanntlich einen Free-TV-Sender. Und tatsächlich liefen dann auch fast 70 Prozent aller Disney+-Spots in diesem Jahr auf dem Kindersender. Diese Strategie ist durchaus verständlich, die von All Eyes on Screens ausgewiesenen Brutto-Werbeausgaben in Höhe von 5,77 Millionen Euro existieren aber nur auf dem Papier. 

Inhaltlich lag der Fokus der Werbung auf großen internationalen Produktionen, die man auch dem deutschen Publikum schmackhaft machen wollte. Zuletzt schaltete man aber auch einige Spots für "Call My Agent Berlin". Darüber hinaus warb man offensiv um die Fans von "Grey’s Anatomy" und machte in verschiedenen Spots deutlich, dass es die neuen Folgen der Serie erstmals zuerst auf der Plattform zu sehen gibt. ProSieben hatte mit der Free-TV-Premiere der Serie zuletzt große Probleme. 

ProSieben profitierte aber auch von Disney+-Werbung. Im Rahmen einer groß angelegten Kampagne für die zweite Staffel von "Andor" wurde das Studio von "Joko & Klaas gegen ProSieben" kurzerhand in die Serienoptik verwandelt. Dieser Spot lief im Umfeld der Show. Bei "Andor" ging Disney+ in diesem Jahr gleich mehrfach neue Wege, auch DAZN rührte kräftig die Werbetrommel für die neuesten Folgen und zeigte sogar drei Episoden der ersten Staffel (DWDL.de berichtete). 

Netflix

Netflix © Netflix
Mit 418 geschalteten Spots bis einschließlich zum 12. Oktober hat Netflix in diesem Jahr bislang überschaubar viel Werbung für die eigenen Inhalte im deutschen TV gemacht. Während man Anfang des Jahres immer mal wieder mit wenigen Spots in den Werbeblöcken vertreten war, herrschte zwischen Mitte März und Mitte Juli Sendepause. Bis Anfang August waren dann täglich Netflix-Spots zu sehen. Bis Anfang Oktober hielt sich der SVoD-Marktführer dann wieder zurück, ehe man in einer größeren Kampagne das neue "Alphamännchen" bewarb. 

Im Mittelpunkt der direkt von Netflix geschalteten Werbung standen in diesem Jahr eine Reihe von Produktionen, darunter mit "Squid Game" oder auch "Wednesday" zwei internationale Blockbuster. Aber auch "Cassandra" und "Love is Blind: Germany" als deutsche Eigenproduktionen wurden in den TV-Werbeblöcken beworben. Im Oktober stand nun eben "Alphamännchen" im Fokus der Werbeaktivitäten. Die meisten Netflix-Schaltungen entfielen auf ProSieben, Kabel Eins und RTL, auch Sat.1 und ProSieben Maxx waren gut belegt. Hier setzte man also auf vergleichsweise reichweitenstarke Sender. 

Aber auch die Sky-Sender wurden mit einigen wenigen Spots bedacht, hier lief unter anderem Werbung für die Miniserie "Senna" über die Karriere des brasilianischen Rennfahrers Ayrton Senna. Insgesamt weisen die Zahlenspezialisten von All Eyes on Screens für die 418 Spots Brutto-Werbeausgaben in Höhe von 3,52 Millionen Euro aus. Das ist, auch verglichen mit anderen Werbetreibenden, eine recht überschaubare Summe. 

Sichtbar ist die Marke Netflix in den TV-Werbeblöcken aber auch über die eigens geschalteten Spots hinaus. Sky etwa wirbt immer wieder intensiv für sein Entertainment Plus Paket, das auch Netflix beinhaltet. In den Spots stehen immer wieder Serien und Filme von Netflix im Mittelpunkt - geschaltet werden diese Anzeigen aber von Sky. 

Prime Video

Prime Video © Amazon
Anders als Netflix und Disney+ hat Amazon fast gar nicht für einzelne Produktionen von Prime Video geworben. Einzige Ausnahme sind einige Spots für die Doku-Serie "Esports World Cup: Level Up", die bei Eurosport zu sehen waren. Ansonsten setzt Amazon auf eine Mischform: Man bewirbt Prime mit seinen zahlreichen Vorteilen, neben den Filmen und Serien innerhalb von Prime Video ist das bekanntlich auch der schnelle Versand von Waren. 

Gerade weil hinter Amazon noch viel mehr steht als ein einzelner Streamingdienst ist der Konzern der mit Abstand wichtigste Werbekunde für die klassischen TV-Sender - zumindest wenn man Netflix und Disney(+) als direkten Vergleich hernimmt. Amazon wirbt auch immer wieder intensiv für seinen Prime Day, aber auch beispielsweise für sich als Arbeitgeber oder die eigene Cloud-Sparte AWS. Alleine dadurch kamen bislang in diesem Jahr etwas mehr als 38.000 Spots zusammen, die allen voran bei ProSieben, Kabel Eins und Comedy Central zu sehen waren. 

Brutto lagen die Werbeausgaben bei rund 118 Millionen Euro - netto dürfte die Summe deutlich darunter gelegen haben. Als großer Werbekunde dürfte Amazon hohe Rabatte bei den TV-Vermarktern erhalten. Etwa 50 Prozent der Brutto-Spendings entfallen auf drei Sender: RTL, ProSieben und Sat.1. Auch Vox und Kabel Eins kommen nochmal jeweils auf rund 10 Prozent. Bei allen anderen Sendern lässt Amazon deutlich weniger Geld. 

Apple TV 

Apple TV+ © Apple
Ähnlich wie Netflix hat Apple TV in diesem Jahr in homöopathischen Dosen im deutschen Fernsehen geworben. Nur 208 Spots waren bislang zu sehen - und der letzte davon lief am 1. März. Seither hat Apples Streamingdienst kein einziges Mal mit einem TV-Spots für sein Angebot geworben. In den 208 Spots hat Apple übrigens Werbung für exakt zwei Serien gemacht: Das international gefeierte "Severance" sowie die deutsche Eigenproduktion "Krank Berlin".

Die wenigen Spots, die man gebucht hat, streute Apple dann auch noch relativ breit. So erfolgten Schaltungen bei RTL, Vox, ProSieben, Sat.1 und RTLzwei. Aber auch Spot1, Comedy Central oder auch Sky wurden bedacht. Mit einem Bruttowerbevolumen in Höhe von 1,6 Millionen Euro zählt Apple TV aber nicht zu den wichtigsten Spendern. 

Gerade erst hat Apple angekündigt, seinem Streamingdienst einen neuen Namen zu verpassen: Apple TV+ heißt künftig Apple TV. Die Ankündigung erfolgte beiläufig im Rahmen einer Pressemitteilung zur Veröffentlichung des Formel-1-Films mit Brad Pitt (DWDL.de berichtete). Und auch sonst ist Apple TV anders: Im Gegensatz zu Netflix, Prime Video und auch Disney+ hat der Streamingdienst nach wie vor kein vergünstigtes Werbe-Abo.