Media-Update vom 10. November
Politik plant TV-Liberalisierung, OWM gefällt das
© ARD
Die Bund-Länder-Kommission macht sich für die Abschaffung der zeitlichen Werbebeschränkungen im TV stark. Die OWM begrüßt den Vorstoß. Außerdem: Deutsche Unternehmen bekommen ein schlechtes Zeugnis für ihre Social-Media-Strategien.
© ARD Die Rahmenbedingungen für TV-Werbung könnten sich schon bald ändern – wenn es nach dem Willen von Bund und Ländern geht. In einem Positionspapier für die EU-Kommission tritt die deutsche Bund-Länder-Kommission für eine umfassende Liberalisierung ein. So soll die bisher geltende zeitliche Beschränkung von Fernsehwerbung auf maximal 20 Prozent oder zwölf Minuten pro Stunde wegfallen. Bis Sommer 2016 steht eine Neufassung der EU-Richtlinie für Audiovisuelle Mediendienste (AVMD) an. Geht es nach den Deutschen, sollen nur die strengeren Regeln für Nachrichten, Kindersendungen und Gottesdienstübertragungen bestehen bleiben. Die qualitativen Auflagen wie etwa eine klare Trennung von Programm und Werbung sollen hingen nicht angetastet werden. Privatsender könnten damit künftig selbst über ihre Werbezeiten bestimmen und beispielsweise auch so viele Einzelspots ausstrahlen, wie sie wollen. Politisches Hauptmotiv für die vorgeschlagene Liberalisierung ist eine Gleichstellung mit den weitgehend unregulierten nonlinearen Diensten.
© Kaum überraschend hat die Organisation Werbungtreibende im Markenverband (OWM) den Vorstoß der Bund-Länder-Kommission begrüßt. "Im Zuge der sich immer weiter beschleunigenden Digitalisierung ist eine Flexibilisierung der Werberegeln zwingend und längst überfällig", so OWM-Geschäftsführer Joachim Schütz. Deutschland müsse sich aus dem Korsett der bestehenden Regeln, die noch aus dem Mittelalter der Medienregulierung stammten, befreien. Die Kommission zeige mit dem Positionspapier, dass sie diese Notwendigkeit erkannt habe, und trage mit der Forderung, die quantitativen Werberegeln weitgehend abzuschaffen, dazu bei, endlich für faire Wettbewerbsbedingungen zu sorgen. "Zu dem notwendigen Befreiungsschlag gehört auch, die längst überholte Unterscheidung nach linearen und non-linearen Diensten, also zwischen TV sowie Radio und Internet, aufzugeben", so Schütz weiter. "Wir freuen uns, dass die deutsche Politik diese Notwendigkeit erkannt hat. Nun ist an der der EU, eine zeitgemäße Direktive zu verabschieden."
© BVCM Ein miserables Zeugnis in Sachen Social-Media- und Community-Strategien bekommen deutsche Unternehmen vom Bundesverband Community Management (BVCM) und der German Graduate School of Management & Law Heilbronn (GGS) ausgestellt. Unterstützt von der Agentur Ketchum Pleon wurden 256 Community-Manager für die BVCM-Studie 2015 befragt. Nur ein kleiner Teil der deutschen Wirtschaft hat demnach ein ausreichendes Community-Management. Es fehle an digitalen Strategien, konkreten Zielen und daraus messbaren Erfolgen für Social Media. 39 Prozent der Unternehmen haben laut Studie kein Konzept zur Erfolgsmessung, nur 35 Prozent messen mit KPIs auch businessrelevante Faktoren. "Kommunikation muss aber unbedingt auf den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens einzahlen. Das gilt natürlich auch für alle Social-Media-Maßnahmen", sagt Patrick Lithander, Geschäftsführer Digital bei Ketchum Pleon. Weniger als ein Viertel der Befragten gab an, überhaupt einen Erfolg der eigenen Tätigkeit nachweisen zu können. "Symptomatisch für den in Deutschland immer noch neuen Beruf des Community-Managers ist auch die uneinheitliche Definition und Kompetenzaufteilung in den befragten Unternehmen", urteilt Susanne Lämmer, Mitglied des BVCM-Studienteams. Der Berufsstand brauche dringend einheitliche, anerkannte Ausbildungsroutinen, die den zunehmenden Anforderungen angemessen seien. Die gesamte Studie gibt es beim BVCM zum Download.
© Pushfire Unter dem Namen Pushfire hat das Essener Online-Unternehmen virtualnights.com mit Beteiligung von Holtzbrinck Ventures einen neuen Werbevermarkter gegründet. Markenkommunikation für Millennials hat sich der Spezialvermarkter auf die Fahne geschrieben. Er soll Publisher bündeln, die ausgewiesene Experten für diese Zielgruppe sind. Zum Start sind die Webradio-Sender "I Love Radio" und "RauteMusik", das Streaming-Portal Play.fm sowie Joiz.de und Kontor.tv dabei. Die Gründer selbst bringen ihr Online-Magazin virtualnights.com sowie die Event-Portale "Diginights", "Nachtagenten" und "Stadtleben" mit ein. Hinzu kommen Food- und Genuss-Blogs wie "nomyblog" oder "J'adorefood" und Online-Stadtmagazine wie "030" oder "Zitty". Die digitale Gesamtreichweite beträgt laut Pushfire 12,8 Millionen Unique User pro Monat. Pushfire soll auch Festivals, Open-Airs und Konzerte vermarkten. "Für Marken und Mediaplaner, die junge Zielgruppen erreichen wollen, schließen wir eine Lücke und können sie mit unserem Know-how in diesem Markt umfassend beraten", so Sales Director Guido Thiemann. Die Pushfire-Werbeformate reichen von klassischer Display-Werbung über Video-Pre-Rolls, Social-Media-Marketing und Native Advertising bis zu Live-Promotions.
© GroupM Der Media-Agentur-Multi GroupM hat eine Mehrheitsbeteiligung an der bisher unabhängigen britischen Digitalagentur Essence Digital erworben. Essence soll künftig als eigenständige Marke innerhalb des GroupM-Portfolios weiterarbeiten. Die Agentur, 2005 in London gegründet, betreut mit 500 Mitarbeitern weltweit über 700 Millionen Dollar an digitalen Media-Etats. Zu ihren Kunden zählen Google, HP, die "Financial Times", Viber oder Tesco Mobile.
Politik plant TV-Liberalisierung, OWM gefällt das
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