Das Österreicher schwarzen Humor nicht nur lieben, sondern ihn auch in Serienform glänzend beherrschen, ist in der Vergangenheit bereits hinlänglich unter Beweis gestellt worden. Insofern sind die Erwartungen an "Drunter und Drüber", einer neuen Friedhofsserie von Prime Video, durchaus hoch - erst recht, weil sie mit Nicholas Ofczarek und Julia Jentsch, die bereits beim Sky-Hit "Der Pass" gemeinsam vor der Kamera standen, sehr hochkarätig besetzt ist und Regisseur Christopher Schier auch schon in der ebenfalls bei Sky ausgestrahlten Serie "Die Ibiza-Affäre" zusammengearbeitet haben.

Hinter der Kamera finden also Menschen zusammen, die wissen, wie gutes Fernsehen geht. Und tatsächlich gelingt ihnen dieses Kunststück auch im Falle der neuen Serie "Drunter & Drüber", deren Untertitel "Chaos auf dem Friedhof" zwar irgendwie unnötig erscheint, aber zumindest ziemlich treffend beschreibt, worum es geht.

Richtig Fahrt nimmt das gemeinsame Spiel zwischen Ofczarek und Jentsch erst zum Ende der ersten Folge hin auf, weil ihre Figuren vergleichsweise spät erstmals aufeinandertreffen. Bis dahin ist Helmut Wondratschek (Ofczarek) fest davon überzeugt, vom Vizeposten zum Leiter eines Wiener Friedhofs aufzusteigen, nachdem der bisherige Chef auf unglückliche Weise von einem steinernen Engel erschlagen wurde, während er gerade ein Bierchen schlürfend am Grabstein weilte. Doch Wondratschek hat die Rechnung ohne den Chef des Stadtamts gemacht, der ihm eine ebenso ahnungslose wie ungeschickte Kollegin vor die Nase setzt - was die übrigen Kollegen freut, ihn selbst, den Recht und Ordnung liebenden Korinthenkacker, aber freilich zur Weißglut treibt.

Dass sich beide im weiteren Verlauf der Staffel zusammenraufen müssen, weil der Friedhof abgewickelt werden soll, ahnen sie während ihrer anfänglichen Scharmützel noch nicht, erweist sich aber zumindest für das Publikum als Glücksfall, weil man den beiden beim unfreiwilligen Zusammenraufen einfach gerne zusieht. Ohne weiß "Drunter und Drüber" nicht zuletzt durch das Ensemble zu begeistern, dem unter anderem auch Ulrike C. Tscharre ungehört - mit einer besonders pikanten Rolle. 

Doch sehenswert ist die Rundfilm-Produktion nicht nur wegen der Handlung über der Erde, sondern nicht zuletzt auch wegen der darunter. Man darf den Serientitel nämlich durchaus wörtlich nehmen, weil sich Judith Westermann und Christoph Schnier einen wunderbaren Dreh haben einfallen lassen: Immer wieder lassen sie die Zuschauer unter die Erde blicken, in eine Art Wartebereich, in der die Verstorbenen auf Bildschirmen eine Endlos-Soap ansehen, die in bislang mehr als 700.000 Folgen erzählt, was sich oberhalb der Friedhofsgräber tut - klar, dass sie das dortige Treiben mit viel Biss kommentieren.

Diese Momente trösten dann auch darüber hinweg, dass es "Drunter und Drüber" trotz aller Totengräberstimmung mitunter am erhofften schwarzen Humor mangelt. Spaß macht die Serie aber jedem Fall. Manchmal ist sie, Achtung Wortspiel, sogar zum Totlachen.

"Drunter und Drüber - Chaos auf dem Friedhof", bei Prime Video