Was halte ich für die richtige Entscheidung?
Den angekündigten Umzug der UFA nach Berlin. Die traditionsreiche Produktionsfirma verlegt nach rund 30 Jahren ihren Hauptsitz von Potsdam-Babelsberg in die Hauptstadt. Der Umzug ist für das erste Halbjahr 2026 geplant und betrifft etwa 130 Mitarbeitende, die künftig am Schöneberger Ufer in Berlin arbeiten werden. Er betrifft vor allem die Verwaltung und zentrale Bereiche. Die Produktion und Postproduktion der RTL-Serie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ (GZSZ) sowie Teile der UFA Serial Drama verbleiben dort, sodass die Verbindung zu Potsdam und Brandenburg erhalten bleibt. Ich halte diesen Move für richtig, weil die UFA das Thema Transformation ernst nimmt. Anforderungen an Flächen haben sich seit Corona bei vielen Medienunternehmen verändert. Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt ebenso an Bedeutung. Zuvorderst aber ist es der Zugang zu Kreativität und kreativem Talent, das weiter den Kern eines jeden Inhalteproduzenten ausmachen wird, was den Standort Berlin so attraktiv macht. Zukunft schlägt Nostalgie, und Häutungen sind oft kurzfristig schmerzhaft, aber langfristig überlebenswichtig.
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Was finde ich bedauerlich?
Während Kalifornien gerade ein 750-Millionen-Dollar-Steueranreizmodell verabschiedet, um Hollywood neuen Schwung zu geben, wird die deutsche Filmbranche weiter ausgebremst.
SPD-Kulturpolitiker Martin Rabanus warnt: Ohne Einigung mit dem Finanzministerium könnte das deutsche Steueranreizmodell für die Filmförderung „beerdigt“ werden. Planungssicherheit? Fehlanzeige. Kalifornien macht’s vor – und ja, jedes Land hat andere Voraussetzungen. Dennoch: warum ausgerechnet das Finanzministerium sich sträuben soll, wo doch jetzt dort der ehemalige Geschäftsführer der Produktionsallianz Björn Böhning Staatssekretär ist, bleibt mir ein Rätsel. Die Branche erwartet von der Bundesregierung bzw. allen Ministerien, dass das, was im Koalitionsvertrag verabredet wurde, nun auch umgesetzt wird. Zum Win-Win für alle Stakeholder.
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Und was passiert „meanwhile in the UK?“
Da hat die britische Regierung den Vorschlag einer 5-Prozent-Abgabe auf Streamingdienste wie Netflix, Amazon Prime und Disney+ offiziell abgelehnt. Ziel des ursprünglich von der Culture, Media and Sport Committee des britischen Parlaments eingebrachten Vorschlags war es, mit der Steuer die heimische Film- und Fernsehproduktion zu fördern. So gut muss es einem Standort erst einmal gehen. Statt einer Zwangsabgabe setzt die Regierung auf eine „gesunde, gemischte Film- und Fernsehlandschaft“ und will weiterhin mit Streamingdiensten, unabhängigen Produzenten und öffentlich-rechtlichen Sendern zusammenarbeiten, um freiwillige und für alle Seiten vorteilhafte Lösungen zu finden. Nun, wäre ich Lobbyist für Streamer und Sender in Deutschland, würde ich mir die Argumentation der britischen Regierung in Hinblick auf die von Kulturstaatsminister Weimer angekündigten bilateralen Gespräche sicherlich sehr genau anschauen.
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Wem wünsche ich erfolgreiches Schaffen?
Michelle Müntefering. Sie ist seit dem 1. Juli 2025 die neue Geschäftsführerin (CEO) und Sprecherin des Gesamtvorstands der Produktionsallianz und tritt ihr Amt in wahrlich schwierigen Zeiten an (siehe oben). Sie bringt umfassende Erfahrung aus Politik, Medien und Kulturpolitik mit, die sie zweifellos für ihre neue Aufgabe benötigen wird. Beim diesjährigen Sommerfest der Produktionsallianz hatte sie ihren ersten großen öffentlichen Auftritt in neuer Funktion. Teilnehmende berichten, sie strahle Zuversicht und eine Hands-On-Mentalität aus. Auch das sicherlich wichtig für den Job. Liebe Frau Müntefering, als ehemaliges Mitglied des Gesamtvorstands wünsche ich Ihnen viel Spaß und Erfolg bei allen Herausforderungen, die vor Ihnen liegen.
Und wem möchte ich ganz herzlich zu ihren jeweiligen Sportübertragungen gratulieren?
Den Teams von Prime Video und ran/Sat.1 zu ihren Tennis- (Wimbledon) und Fußball-Übertragungen (U21 EM, FIFA Klub WM). Neben renommierten Teams aus Moderation, Kommentator*innen und Expert*innen fuhren beide Anbieter auch mit großem, eigenem redaktionellen, produktionellen und technischen Besteck zu den jeweiligen Veranstaltungsorten. Da Prime Video mit Nutzerzahlen bekanntermaßen zurückhaltend ist, kann ich zwar die Qualität der Sendungen loben, aber hier nur die Sat.1-Quoten bejubeln, die einmal mehr beweisen: Fußball wird immer geschaut (ja, fünf Euro ins Phrasenschwein). Das Interesse an Wimbledon und U21 EM ist traditionell hoch und nachvollziehbar. Aber die FIFA Klub WM wurde im Vorfeld in sportlichen Zirkeln immer wieder sehr kontrovers hinsichtlich ihres sportlichen Werts diskutiert. Ich sage: lass Bayern oder Dortmund ran (Wortspiel beabsichtigt), und die Menschen werden das gerade in der sogenannten fußballlosen Zeit immer schauen. Ich gratuliere deshalb dem geschätzten Kollegen Henrik Papst bei Seven.One Entertainment Group (dazu gehört Sat.1) zu seinem smarten Sublizenz-Deal mit DAZN.