Wer hat nun endlich nachgelegt?
MediaForEurope (MFE), die Medienholding des Berlusconi-Clans. Im nachgebesserten Angebot für ProSiebenSat.1 bietet sie nun weiterhin 4,48€ in bar pro ProSiebenSat.1-Aktie, erhöht aber die zuvor angebotene Aktienkomponente von ursprünglich 0,4 auf jetzt 1,3 MFE-A-Aktien pro Aktie. Das entspricht, basierend auf dem MFE-Schlusskurs an der Mailänder Börse vom 25. Juli 2025 einem Gesamtwert irgendwo zwischen 8,15–8,62€ je Aktie, und liegt damit etwa 25% über der ursprünglichen Offerte von März 2025. Die ProSiebenSat.1-Aktie machte nach der Ankündigung einen Sprung und pendelt, auch nach der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen letzten Donnerstag, um die acht Euro. Ihr Vorstand begrüßt die Nachbesserung, sieht darin ein Bekenntnis zu langfristigem Engagement, will aber das Angebot sowie die von MFE genannten Wertschöpfungspotenziale sorgfältig prüfen, bevor er eine Empfehlung an die Aktionäre abgibt. Der tschechische Investor PPF wird seinerseits nicht nachlegen und verweist darauf, dass das MFE-Angebot erhebliche Kursrisiken mit sich bringe. Interessant für den Fall eines MFE-Zuschlags ist in jedem Fall deren Versprechen nicht die vollständige Übernahme der Kette anzustreben, sondern ProSiebenSat.1 als eigenständiges, national geprägtes Medienhaus führen zu wollen. Um etwaige Zweifel daran auszuräumen, hat jetzt Kulturstaatsminister Wolfram Weimer MFE-Chef Pier Silvio Berlusconi schon mal zu einem vorsorglichen Gespräch ins Kanzleramt eingeladen.
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Was finde ich beeindruckend?
Wie Frankreich in Sachen Filmstandortpolitik Gas gibt. Es baut mit den Studios de Reims nahe Paris eines der größten und modernsten Filmstudios Europas: 50 Hektar Fläche, moderne Studiobühnen, große Außenbereiche und eine eigene Ausbildungsstätte sollen nationale und internationale Produktionen anziehen. Mit 72 Mio. € Investition, davon 12 Mio. € staatlich, nur für den Kauf des ehemaligen Luftwaffenstützpunkts, unterstreicht das Projekt den Anspruch des Landes, künftig ein führendes Zentrum der Filmbranche in Europa zu werden. Das neue Prestigeprojekt erhöht auch den Konkurrenzdruck in Deutschland. Moderne, gut geförderte und flexible Studiokapazitäten wie in Reims müssen auch hierzulande entstehen. Vor diesem Hintergrund halte ich die jüngst angekündigte Aufspaltung der Bavaria Film Gruppe für richtig und wichtig. Die Trennung in eigenständige Produktions- und Studiounternehmen wurde beschlossen, um gezielter private Investoren und internationale Partner anzusprechen. Man will in Grünwald modernste, nachhaltige Studiokapazitäten schaffen und ist dafür offen für neues Kapital sowie innovative Finanzierungskonzepte. Lasst uns bitte im europäischen Rennen bleiben. Nicht nur durch Förderungen, sondern eben auch durch kluge unternehmerische Entscheidungen wie die der Bavaria.
Was finde ich lustig?
Trey Parker und Matt Stone wollten einfach nur mehr „South Park“ machen – zehn Jahre, Dutzende Folgen, fertig. Doch Paramount steckte mitten in einem Machtwechsel, und plötzlich wurde aus einem No-Brainer ein Milliardenpoker. David Ellison (CEO Skydance), der neue Paramount-Boss in spe, trat auf die Bremse und fand: „Nicht so schnell, Freunde.“ Währenddessen fuchtelte Warner Bros. mit 105 Millionen Dollar pro Jahr und Netflix gleich mit 275 Millionen herum. Parker und Stone, clever wie eh und je, saßen an den Hebeln, sie besitzen nämlich Mitspracherechte bei Streamingdeals. Die Verhandlungen zogen sich, eine geplante Folge wurde verschoben und international verschwand die Serie vorübergehend von den Bildschirmen. Am Ende schnappte sich Ellison die Exklusivrechte für Paramount+ - für satte 300 Millionen im Jahr. Und Parker & Stone? Die kassieren nun immerhin für einen Fünf-Jahres-Deal und dürfen sich noch über eine viel belachte (fast 6 Millionen Zuschauer in USA), deftige Trump-Satire in Folge 1 von Staffel 27 freuen.
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Welches US-Unternehmen verfolge ich mit großem Interesse?
Warner Bros. Discovery. Es hat die künftigen Unternehmensnamen sowie die Führungsmannschaften bekannt gegeben, die nach der geplanten Aufspaltung des Konzerns in zwei eigenständige Unternehmen übernehmen werden. Der Abschluss der Trennung wird für Mitte 2026 erwartet (ein 10% Layoff bei der Warner Bros. Motion Picture Group wurde gleich mit angekündigt). Die beiden neuen börsennotierten Gesellschaften werden wenig überraschend „Warner Bros.“ (Streaming und Studios) sowie „Discovery Global“ (bestehend aus TV-Sendern, Discovery+ und weiteren Vermögenswerten) heißen. Die Gründung der beiden Unternehmen macht die Übernahme von WarnerMedia durch Discovery Communications für 43 Milliarden US-Dollar, die im April 2022 abgeschlossen wurde und von Kritikern „Discos Bros.“ getauft wurde, größtenteils rückgängig. Allerdings werden im Zuge der Aufspaltung die ehemaligen Turner-/WarnerMedia-TV-Sender (darunter CNN, TBS, TNT, truTV und Cartoon Network) künftig zu Discovery Global gehören. Klingt so, als hätte man das im Ergebnis auch einfacher haben können. Aber: die Fusion sollte Ressourcen bündeln, Größe schaffen, Kosten senken, um so im internationalen Wettbewerb besser bestehen zu können. Rückblickend hat sich jedoch gezeigt, dass die Komplexität eines „Gemischtwarenladens“, die kulturellen Unterschiede und vor allem die hohe Verschuldung die angepeilten Vorteile nivelliert haben. Zu dem jetzigen Schritt könnte man also auch sagen: Fehler erkannt und schnell korrigiert.
Und worüber habe ich mich sehr gefreut?
Über die Pantaleon Films-Produktion „Der Tiger“ (Buch und Regie: Dennis Gansel). Produziert von den geschätzten Kollegen Frank Kusche und Dan Maag durfte ich diesen Film selbst noch ein Stück mit auf den Weg bringen. Jetzt kommt diese Woche die Nachricht, dass das Amazon MGM Studios Original eine Kinoauswertung (ab 18. September) vorab erhält, vertrieben durch die CineStar-Gruppe. Ein bislang einmaliger Vorgang für einen deutschen Amazon Film. Und wenn du denkst, es kann nicht noch besser werden, trudelt die nächste Meldung ein. Fünf deutsche Filme wurden von ihren Produzenten bei German Films für die Nominierung in der Oscar-Kategorie „Bester internationaler Film“ eingereicht: „Amrum“ von Fatih Akin, „In die Sonne schauen“ von Mascha Schilinski, „Cranko“ von Joachim A. Lang, „Riefenstahl“ von Andres Veiel und - genau - „Der Tiger.“ Eine unabhängige Jury entscheidet am 20. und 21. August, welcher dieser Filme als deutscher Beitrag eingereicht wird. Die Oscar-Shortlist mit 15 Titeln wird am 16. Dezember veröffentlicht, die Nominierungen für die 98. Oscarverleihung werden am 22. Januar 2026 bekannt gegeben. Noch ein weiter Weg, aber wir träumen groß.