Es dauerte bis 15:36 Uhr, ehe der lang ersehnte Schrei endlich erfolgte. Kommentator Robby Hunke war es, der den ersten Bundesliga-Treffer im Rahmen der DAZN-Konferenz bejubelte: "Tor in Leverkusen!" Ein, wenn auch nur kleines, Stück Fernsehgeschichte – nach 25 Jahren, in denen Samstag für Samstag fast ausschließlich bei Sky und dem Vorgänger-Sender Premiere die Tore fielen.
Einige Veränderungen hatte DAZN im Vorfeld in Aussicht gestellt, allen voran mehr Tempo bei den Wechseln zwischen den Stadien. Das hohe Tempo ergab sich zum Auftakt allerdings beinahe von selbst, schließlich nahm der Spieltag nach einem etwas schleppenden Beginn so viel Fahrt auf, dass schon nach 45 Minuten gleich elf Tore im Netz landeten. Bis zum Schlusspfiff wurden es sogar gleich 19 Buden, inklusive spannender Aufholjagd der Stuttgarter in Berlin. Keine schlechten Voraussetzungen also für die Neuen, die in die ohne Zweifel große Fußstapfen von Sky treten.
Zeit zum Durchatmen blieb da kaum – auch nicht für Laura Wontorra, die 25 Jahre nachdem ihr Vater Jörg die erste Bundesliga-Konferenz präsentierte, nun durch die erste DAZN-Konferenz führte. "Begeistert dich ein Spiel besonders?", fragte sie Sami Khedira, den Experten an ihrer Seite, zu Beginn der Mini-Analyse in der Halbzeitpause – was dieser erstaunlicherweise zuerst verneinte und schließlich mit einer Plattitüde garnierte: "Tore sind wichtig", befand Khedira. Wer wollte ihm da widersprechen? Keine Frage, bis zu jener Streitbarkeit, zu der es Lothar Matthäus und Didi Hamann in den vergangenen Jahren am Sky-Mikrofon gebracht haben, ist es für den stets freundlichen DAZN-Experten noch ein weiter Weg.
Die fünf Kommentatoren aber, die der Streamingdienst – anders als Sky – gemeinsam hinter einem Tisch versammelte, lieferten einen guten Einstand. Und dass sie es waren, die mit einem launigen Talk die erste Viertelstunde der Vorberichterstattung absolvierten, war ungewohnt, aber launig. Dieser Start hat Potenzial. Bei den Spielen selbst kamen Robby Hunke, Oliver Forster & Co. schließlich so schnell zur Sache, dass den Fußball-Fans die Eingewöhnung nicht sonderlich schwer gefallen sein dürfte. Fast schon routiniert spulten sie die Übertragung herunter, sodass sich diese erste DAZN-Konferenz keineswegs anfühlte wie ein völliger Neustart. Zu erwarten war ein allzu großer Bruch freilich nicht, immerhin hat der Streamer in den vergangenen Jahren etwa in der Champions League schon reichlich Konferenz-Erfahrung sammeln können.
Und Sky? Dort kommen Fußball-Puristen weiter auf ihre Kosten. Gleichzeitig versucht man den Verlust der Konferenz mit zwei neuen Funktionen zu kompensieren. Doch zumindest am ersten Spieltag erwies sich der "Tor-Alarm" stellenweise noch als arg behäbig – ganz zu schweigen davon, dass das eigenständige Zappen zwischen den Partien auf Dauer mühsam ist, erst recht wenn derart viele Tore fallen wie an diesem Samstag. Und dann ist da auch noch die neue Multiview-Ansicht, die jedoch leider daran hakt, dass Sky entscheidet, welches Spiel groß im Bild dargestellt wird, und nicht die Fans. Die können das vom Sender auserkorene Hauptspiel zwischen Frankfurt und Bremen zwar mit dem Ton eines der anderen Spiele unterlegen lassen; wirklich zielführend ist das aber freilich nicht.
Wer also wirklich erfahren will, was auf allen Plätzen los ist, wird auf Dauer kaum an der Konferenz vorbeikommen. Umso beruhigender zu wissen, dass der von DAZN behutsam weiterentwickelte TV-Klassiker auch im neuen Umfeld nichts von seinem Unterhaltungswert eingebüßt hat.